Von Uta Buhr
Bills Ballhaus in Bilbao, das Bert Brecht in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts als das schönste auf dem ganzen Kontinent besang, gibt es heute nicht mehr. Vorbei ist es mit den Brandylachen am Tanzboden und dem roten Bilbaomond, der durch das löcherige Dach schien…Pilar, die Studentin der Germanistik, hat Lachtränen in den Augen. Nein, dieses proletarische Flair ist total „out.“ Die am Golf von Biscaya gelegene größte Stadt des Baskenlandes wurde einem radikalen Facelifting unterzogen und präsentiert sich heute als eine Metropole der Künste und kulinarischer Genüsse. Die Werften rund um das Hafengelände sind trendigen Wohnhäusern und schicken Hotels gewichen. Aus dem einstigen Schmuddelkind wurde eine strahlende Schönheit, die trotz aller Modernität einen unverwechselbaren Charme besitzt. Dieser offenbart sich während eines Spaziergangs durch die Altstadt, genauer gesagt durch die „Sieben Straßen“ am rechten Ufer des Ría de Bilbao. Ein prächtiges Haus mit fröhlich bunter Fassade und malerischen Erkern schmiegt sich an das nächste. Üppiger Blumenschmuck ergießt sich über die schmiedeeisernen Balkongitter. In diesen engen Gassen schlägt auch das kulinarische Herz des Baskenlandes. Auf den Theken der unzähligen Bars sind „Pinchos“ – kleine Leckereien – ausgestellt, bei deren Anblick einem das Wasser im Munde zusammenläuft. Hier werden Meeresfrüchte, Schinken, würziger Käse, Salate und scharfe Würste auf großen Tabletts mit ofenfrischem Weißbrot serviert. Da jeder Gastronom seine eigenen Kreationen anbietet, begeben sich die Gäste auf „Wanderschaft“ kreuz und quer durch die Altstadt, um möglichst viele dieser Köstlichkeiten zu probieren.
In einer gemütlichen holzgetäfelten Bar mit fröhlichen „Mitessern“ könnten wir uns noch Stunden aufhalten. Doch Pilar drängt zur Eile. Auf die leiblichen folgt jetzt eine Reihe kultureller Highlights. Ein rascher Gang durch das riesige „Museum der Schönen Künste“, das vornehmlich Werke spanischer und flämischer Künstler präsentiert, und wir befinden uns auf der Zubizuri-Fußgängerbrücke des Stararchitekten Santiago Calatrava, deren Design an das vom Wind aufgeblähte Segel eines Schiffes erinnert. Der größte Schatz in dieser an kühnen Konstruktionen reichen Stadt aber ist das Guggenheim-Museum, ein architektonisches Meisterwerk, dessen verschlungene, übereinander getürmte Elemente aus Glas, Titan und Stein erstaunlich leicht anmuten. Auf einer Ausstellungsfläche von 11.000 Quadratmetern werden moderne, zum Teil höchst skurrile Kunstobjekte gezeigt. In diese Kategorie gehört auch die Puppy-Skulptur
des amerikanischen Objektkünstlers Jeff Koons vor dem „Guggi.“ Seinem aus 17.000 Blumen bestehenden, zwölf Meter hohen Welpen kann man einen gewissen Charme nicht absprechen!
Unsere letzte Exkursion führt uns zur einige Kilometer flussabwärts gelegenen Brücke Puente Colgante. Das monumentale stählerne Industriedenkmal wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Alberto de Palacio erbaut. Dieser war ein Schüler des berühmten Gustave Eiffel.
Hinweis
Zurzeit, findet im Guggenheim Museum eine international viel beachtete Ausstellung statt, die das Oeuvre zweier großer Bildhauer des 20. Jahrhundert unter einen Hut bringt. Der Spannungsbogen zwischen den Werken so verschiedenartiger Künstler wie Constantin Brancusi und Richard Serra wird noch erhöht durch die Verwendung unterschiedlichster Materialien wie Holz, Marmor, Metall, Granit, Stahl und Gummi. Die filigranen Skulpturen Brancusis kontrastieren auf das Reizvollste mit den zum Teil gigantischen Stahlobjekten Serras.
Der Besucher sieht sich in dieser Ausstellung mit einem vielschichtigen sinnlichen Ereignis der besonderen Art konfrontiert. Die Ausstellung läuft bis einschließlich 15. April 2012.
Auskunft: Spanisches Fremdenverkehrsamt, Myliusstraße 14, 60323 Frankfurt/Main,
Tel. 0180-300 26 47, E-Mail: frankfurt@tourspain.es, www.tourspain.es/www.spain.info/de Anreise: Direktflug Hamburg-Bilbao (www.fluege.de)
Unterkunft: Hotel Miró, schönes Haus****+ direkt am Guggenheim-Museum
www.mirohotelbilbao.com/de/