Von Johanna R. Wöhlke
erschienen im Hamburger Abendblatt am 12. Juli 2010
Es ist Sommer. Es ist warm. Es ist sehr warm! Wer denkt da schon an kalte Tage, an denen die Wohnung geheizt werden muss und die warmen Wollsocken parat liegen müssen. Die Kleider vom Leib, abkühlen – schwitzen ist schrecklich! Wer sich von Berufs wegen mit Wärme und Energie beschäftigt, denkt da anders. Der sieht wahrscheinlich in jedem schwitzenden und Wärme abgebenden Menschen etwas ganz anderes als ein sich nach Kühle sehnendes Wesen: Er sieht darin eine Heizquelle, ja, eine Heizquelle!
Wer sich in diesen Zeiten mit der Notwendigkeit beschäftigt, dass Menschen zum Überleben nun mal Wärme benötigen und dass Energie zum Heizen von Wohnungen eingespart werden soll, der erfährt erstaunliche Dinge von Energieberatern. Moderne Energie einsparende Systeme führen heute dazu, dass bis zu neunzig Prozent an Energie eingespart werden kann. Welch eine Aussicht für Ressourcen und Portemonnaies! Allerdings gibt es einen Traum, der in diesem Umfeld auch von sich reden macht: ein Haus zu bauen, das von der Körperwärme seiner Bewohner maßgeblich geheizt werden kann.
Ich finde das wunderbar! Endlich einmal kann der Mensch sein Körpervolumen dazu einsetzen, für sich und seine Mitbewohner mehr als Sinnvolles zu leisten: seine Wohnung zu heizen und dabei unabhängiger zu werden von Strom, Gas und Öl. Das sind Perspektiven, die klasse sind. Endlich müssen wir nicht mehr hungern und darben, um Idealmaße zu haben, denn jedes Kilo von uns ist wertvoll und eine Quelle für dauerhafte Freude. Lieber Käse, lieber Schinken, Kartoffelpuffer, Sahnetorte, Käsekuchen und Wein – her mit euch! Lasst uns endlich eine dauerhafte, enge Beziehung eingehen denn: Wir müssen unsere Heizkraft erhalten, jawoll!