Warum die Samoainseln geteilt sind

Kokosnuss-Ernte auf Samoa. Foto: Pixabay (Simon)

Deutschland, Großbritannien und die USA einigten sich vor 126 Jahren auf den Samoa-Vertrag

Die polynesische Inselgruppe Samoa entwickelte sich im 19. Jahrhundert zum Interessensgebiet der aufstrebenden europäischen Industrie- und Handelsnationen Großbritannien, Deutschland und USA. Als die daraus resultierenden Interessenskonflikte und Rivalitäten zu kriegerischen Auseinandersetzungen zu führen drohten, einigten sich die drei Großmächte 1889 auf der Samoa-Konferenz, zu welcher der Sohn des Reichskanzlers Otto von Bismarck und Außenstaatssekretär des Deutschen Reiches, Herbert von Bismarck, nach Berlin geladen hatte, auf eine Samoa-Akte. Die Inselgruppe wurde eine formal unabhängige Monarchie mit Malietoa Laupepa als König unter der gemeinsamen Verwaltung der sogenannten Three Powers (drei Mächte).

Der Streit zwischen den drei Mächten entflammte erneut, als der Monarch 1898 starb. Die Angloamerikaner unterstützten die Thronansprüche von Laupepas Sohn, die Deutschen hingegen jene von Laupepas altem Rivalen Mataafa Josefo. Als sich abzuzeichnen schien, dass sich der deutsche Kandidat durchsetzt, beschossen die britischen Kriegsschiffe „Royalist“ und „Porpoise“ sowie die US-amerikanische „Philadelphia“ im März 1899 die Hauptstadt Apia.

Nach dieser direkten militärischen Intervention der Angloamerikaner musste eine Einigung her, wollte man nicht riskieren, dass der Konflikt zu direkten kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Three Powers eskaliert. Im Mai trafen sich Vertreter der drei Mächte, ein zweiter Sekretär des britischen Botschafters in Washington, ein früherer US-Botschafter in Wien und ein Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Washington, im Hafen von Apia auf dem US-Kriegsschiff „Badger“ zu Verhandlungen. Das Ergebnis war der Samoa-Vertrag, den vor 126 Jahren, am 14. November 1899, das Deutsche Reich und das Vereinigte Königreich schlossen und dem am 2. Dezember 1899 die USA beitraten. Kernbestandteil des Vertrages ist eine Teilung der Samoainseln, die bis zum heutigen Tag Bestand hat.

Der Vertrag spiegelt die Tatsache wider, dass Großbritannien seit dem 11. Oktober mit seinem zweiten Krieg gegen die Buren beschäftigt war. Bei der Teilung der Samoainseln ging es nämlich leer aus. Versüßt wurde den Briten der Verzicht durch andere pazifische Inseln. So verzichtete das Deutsche Reich zugunsten des Empires auf Tonga und Teile der Salomonen.

Die Samoainseln hingen wurden am 171. Längengrad westlicher Länge geteilt. Deutschland bekam den West- und die USA den Ostteil. Nach dem Austausch der Ratifikationsurkunden am 16. Februar 1900 wurde noch im selben Jahr der westliche Teil zum Schutzgebiet Deutsch-Samoa und der östliche Teil durch den Treaty of Cession of Tutuila zu einem abhängigen Gebiet der USA.

Die weitere Geschichte der beiden Teile ist sehr unterschiedlich. In Westsamoa wurde nach dem Ersten Weltkrieg die Herrschaft des Kriegsverlierers Deutschland durch die des Kriegssiegers Neuseeland abgelöst. 1962 wurde dieser Teil unabhängig, was er heute noch ist.

Der Ostteil hingegen ist bis heute ein Bestandteil des US-Imperiums geblieben, seine autochthonen Bewohner sind US-Staatsangehörige zweiter Klasse mit beschränkten politischen Rechten.

(Dieser Beitrag erschien zunächst in der Preußischen Allgemeinen Zeitung)