erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung
Von Dr. Manuel Ruoff
Karl Ernst Wilhelm Freiherr von Canitz und Dallwitz wird als tief religiös, idealistisch und konservativ, aber nicht reaktionär beschrieben. Von daher wundert es nicht, dass der „Romantiker auf dem Königsthron“ ihn sehr schätzte. Und unter Friedrich Wilhelm IV. erlebte der am 17. November 1787 in Kassel geborene Preuße ab 1845 als Außenminister seines Landes auch den Höhepunkt seiner diplomatischen Karriere.
Der Freiherr diente Preußen jedoch nicht nur als Diplomat, sondern auch als Soldat, seinem eigentlichen Wunschberuf. Wie seine Großväter zog es auch ihn zum Militär. Allerdings war sein Vater weniger begeistert und so musste er erst Rechtswissenschaften studieren. Nach absolviertem Studium und des Vaters Tod trat der Jungakademiker in die preußische Armee ein.
Wie viele Konservative empfand der Freiherr starke Sympathien für die beiden anderen Ostmächte im Allgemeinen und Russland im Besonderen, eine Sympathie, die insbesondere hinsichtlich des Zarenreiches auf Gegenseitigkeit beruhte. So wurde der Freiherr des Öfteren als preußischer Verbindungsmann zur russischen Seite eingesetzt.
Der Freiherr trug auch zur preußisch-russischen Verständigung in der Konvention von Tauroggen bei. Er schilderte Ludwig Yorck von Wartenburg im Dezember 1812 die Auflösung der französischen Armee und bestärkte seinen Vorgesetzten damit in dessen Entschluss, das Unerhörte, den Seitenwechsel ohne Befehl von oben, zu wagen.
Da der Freiherr wie Friedrich Wilhelm III. nicht Reformen, aber Revolutionen abgeneigt war, war es konsequent, dass er nach Ausbruch der anfänglich erfolgreich scheinenden 48er Revolution sein Ministeramt zur Verfügung stellte. Nach diversen weiteren militärischen und diplomatischen Verwendungen starb er am 25. April 1850 in Frankfurt an der Oder.