Von Dr. Manuel Ruoff
Mittlerweile zählen die Autos mit den vier ineinander verschlungenen Ringen zum Prämiumsegment der deutschen Autobranche. Heute stehen die vier Ringe für Audi. Ursprünglich jedoch stand für diese Marke nur einer der Ringe. Die drei anderen symbolisierten DKW, Horch und Wanderer. Die vier zusammen bildeten ab 1931 die Auto Union und die vier Ringe deren Logo.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der sächsische Automobilkonzern von den Sowjets liquidiert. Ein Teil des Humankapitals, darunter der Vorstandsvorsitzende der Auto Union Richard Bruhn, wollte sich damit jedoch nicht abfinden. Er floh in den Westen und versuchte einen Neuanfang in der vergleichsweise wenig zerstörten Garnisonsstadt Ingolstadt, in der ehemalige Wehrmachtskasernen einer neuen, zivilen Nutzung harrten.
Die sächsische Auto Union hatte im Westen keine Produktionsstandorte gehabt und so war an eine Wiederaufnahme der Kraftfahrzeugproduktion vorerst nicht zu denken. Allerdings gab es einen großen Markt für Ersatzteile, da die DKW mit ihrem Vorderradantrieb und ihren Holzkarosserien von der Wehrmacht nicht eingezogen und an der Front verheizt worden waren. So erfolgte der Neuanfang in Ingolstadt als Zentraldepot für Auto Union-Ersatzteile. Lag das Schwergewicht anfänglich auf dem Handel mit Ersatzteilen wurden diese später zusehends auch selber produziert. Der nächste Schritt war dann der Zusammenbau der Ersatzteile zu Neufahrzeugen. Die Fahrzeugproduktion begann mit Motorrädern und sogenannten Schnellastern.
Vor 60 Jahren wurde dann auch die Produktion von Personenkraftwagen wieder aufgenommen. Aus Platz- und auch Personalmangel wurde sie zwölf Jahre nach Düsseldorf ausgelagert, wo es gelang, das bereits auf der Demontageliste stehende Werk I von Rheinmetall-Borsig erst zu pachten und schließlich käuflich zu erwerben.
Ab dem August des Jahres 1950 wurde dort der DKW F89 P „Meisterklasse“ produziert, der im Grunde den Zwei-Zylinder-Zweitaktmotor des bereits vor dem Krieg hergestellten F8 mit der fortschrittlichen Ganzstahlkarosserie des erst im Krieg vorgestellten und nie in Serie gegangenen F9 verband. Mit der Herstellung der Werkzeuge für die Karosseriefertigung war bereits im Kriege bei dem württembergischen Unternehmen Allgaier begonnen worden. Die Produktionsmittel für die Fertigung der Karosserie des DKW F9 standen bei Kriegsende also zumindest teilweise bereits zur Verfügung. Den Drei-Zylinder-Motor des F9 in größeren Stückzahlen zu produzieren überstieg aber 1950 noch die Möglichkeiten der Auto Union. Einen Drei-Zylinder-Motor bekam dann erst der 1953 eingeführte Nachfolger des DKW F89 P „Meisterklasse“, der DKW F91 „Sonderklasse“.
Bis zum Produktionsende im April 1954 liefen in Düsseldorf 59475 „Meisterklasse“-Limousinen vom Band. Ab 1951 gab es auch eine Kombiversion mit der Bezeichnung F89 U („Universal“), von der 6415 Exemplare gebaut wurden. Hinzu kamen schließlich über 5000 Cabrios und Coupés von Karmann und Hebmüller.