Von Dr. Manuel Ruoff
Beim Wort „Mannesmann“ stellen sich die Assoziationen „feindliche Übernahme durch Vodafone“ und „Rohre“ ein. Für ersteres kann Reinhard Mannesmann nichts, dafür lebte der am 13. Mai 1856 in Remscheid geborene und ebenda am 20. Februar 1922 verstorbene Preuße zu früh. Aber für letzteres, die Rohre, ist er dafür umso mehr verantwortlich. Schon frühzeitig hatte der gleichnamige Vater und Werkzeugfabrikant den Jungen während der Ferien im Familienbetrieb in die Fabrikationsabläufe eingewiesen. Dem Abitur folgte ein Studium des Maschinenbaus und der Chemie in Hannover, Heidelberg und Berlin. Die Saat fiel auf fruchtbaren Boden. Bereits 1878 erhielt Reinhard Mannesmann mit seinem Bruder Max sein erstes Patent für einen Fernsprecher-Schallverstärker. So fragte der Vater denn auch seine Söhne um technischen Rat, als er im Rahmen der Diversifikation in die Produktion von Gewehrläufen einsteigen wollte. Getreu dem Motto, dass der Krieg der Vater aller Dinge sei, entwickelten die Brüder darüber das nach ihnen benannte Mannesmann-Verfahren zur Produktion nahtloser Rohre. Da die bis dahin üblichen Exemplare mit Naht bevorzugt an dieser Schwachstelle zum Platzen neigten, eröffnete das neue Herstellungsverfahren ungeahnte neue Einsatzmöglichkeiten. Die Mannesmanns profitierten davon nicht nur durch die Vergabe von Lizenzen, sondern stiegen auch selber in die Rohrproduktion ein. Mit den Lizenzgebühren und fremdem Kapital gründeten sie 1890 die Deutsch-Österreichische Mannesmannröhren-Werke AG, aus der schließlich über Umwege die Mannesmann AG wurde. Es war eine Perle der bundesdeutschen Industrie – bis zur Übernahme und anschließenden Zerschlagung durch die britische Vodafone im Jahr 2000.