Von Dr. Manuel Ruoff
Vor 80 Jahren wurde die Ju 52/1m der Öffentlichkeit vorgestellt
Wohl vielen ist die alte „Tante Ju“ ein Begriff, hingegen werden vergleichsweise wenige deren schwächere, ältere Schwester kennen, den „Fliegenden Möbelwagen“. Wohl vielen ist der Flugzeugbauer Junkers ein Begriff, hingegen werden vergleichsweise wenige den Luftfahrtunternehmer Junkers kennen.
Dabei hatte sich Professor Hugo Junkers‘ „Junkers-Luftverkehrs AG“, wie der „Aero-Lloyd“, bis zur Mitte der 20er Jahre zu einem großen Luftverkehrsunternehmen entwickelt. Der Personenluftverkehr hing jedoch am staatlichen Subventionstropf und der Staat wünschte eine Konzentration der Kräfte. So setzte das Deutsche Reich eine Fusion der beiden deutschen Unternehmen durch. 1926 entstand die „Deutsche Lufthansa“ als einzige deutsche staatlich subventionierte Luftverkehrsgesellschaft.
Auf diese Weise aus dem Personenluftverkehr gedrängt, suchten Junkers und vor allem seine nicht in das neue Unternehmen übernommenen Luftverkehrsexperten ein neues, nicht von staatlichen Zuwendungen abhängiges Betätigungsfeld. Sie glaubten schließlich, dieses im Luftfrachtverkehr gefunden zu haben. Ihre Chance sahen sie vor allem in Gegenden der Welt mit einer nur schwach entwickelten Infrastruktur an Straßen und Schienenwegen. Hierfür bedurfte es in ihren Augen jedoch eines neuen, besonderen Flugzeuges.
„Billig im Anschaffungspreis, sparsam im Betrieb, einfach und wenig anspruchsvoll in der Wartung, mit einem hohen Nutzlastanteil und einer Mindestnutzlast von 2000 Kilogramm; es sollte einfach zu fliegen und zu warten sein, um keine besonderen Anforderungen an das Flug- und Wartungspersonal stellen zu müssen. Start- und Landegeschwindigkeit sollten mäßig und das Flugzeug auch auf Rasenplätzen einsetzbar sein. Um einen möglichst geringen Anschaffungspreis und Wartungsaufwand zu erreichen, wurde von den Verkehrsexperten die einmotorige Ausführung – bei entsprechender Betriebssicherheit des Triebwerks – als ausreichend für den Luftfrachtverkehr angesehen, wenn Start- und Landefähigkeit auf Rasenplätzen sichergestellt werden konnten“ – so umriß Ernst Zindel rückblickend das Anforderungsprofil des zu schaffenden Flugzeuges. Zindel wurde mit der konstruktiven Lösung des Problems beauftragt, und als Leiter der Entwicklung der Ju 52/1m gelang ihm dieses in hohem Maße.
Am 13. Oktober 1930 erfolgte der Erstflug. Nachdem der Prototyp am 4. November 1930 der Reichswehr vorgeführt worden war und am 8. Dezember 1930 die Musterprüfung bestanden hatte – worauf die Zulassung unter der Kennung D-1974 erfolgt war -, wurde er am 17. Februar 1931 auf dem Flughafen in Berlin-Tempelhof der Öffentlichkeit vorgestellt.
Obwohl die Ju 52/1m viele Vorteile der legendären „Tante Ju“ besaß, blieb der gewünschte Verkaufserfolg aus. Sie blieb im Schatten ihrer stärkeren, jüngeren Schwester, der Ju 52/3m. Letztere verdankte ihre Existenz dem Wunsche der Lufthansa nach einem modernen Passagierflugzeug. Aufgrund der unbestreitbaren Qualitäten der Ju 52/1m bot es sich an, auf ihrer Basis eine Passagiermaschinenvariante zu bauen. Da beim Passagier- im Vergleich zum Frachtflug jedoch mehr auf Sicherheit und weniger auf Wirtschaftlichkeit geachtet wurde, erhielt die Passagierflugversion zwei zusätzliche Motoren in beziehungsweise an den Flügeln, weshalb diese Version denn auch statt Ju 52/1m Ju 52/3m hieß.
Während die dreimotorige Passagiervariante ein Massenprodukt wurde, blieb es bei der einmotorigen Frachtvariante bei einer zwölfteiligen Vorserie. Die Luftfracht hatte noch nicht die nötige Bedeutung gewonnen, daß sich eine reine Frachtmaschine wie die einmotorige Ju 52/1m neben der sichereren und damit vielseitiger verwendbaren dreimotorigen Ju 52/3m hätte durchsetzen können.