erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung
Von Dr. Manuel Ruoff
Vor 90 Jahren gründete der Preuße Wilhelm Goldmann den Goldmann Verlag. Anfänglich spiegelte das Programm die besonderen Interessen des Verlagsgründers wider. So begann die Verlagstätigkeit mit der Veröffentlichung der Bildbände „Kultbauten des Islam“ und „Javanische Schattenspiele“ sowie von Holzschnittmappen über die Wartburg von Franz Hain und Rothenburg ob der Tauber von Kurt Preusse. Der am 25. Februar 1897 im oberschlesischen Baumgarten, Kreis Falkenberg geborene Sohn eines Dorfschullehrers und Kantors war eben wandervogelbewegt und hatte nach dem Abitur eigentlich Kunstmaler werden wollen.
Stattdessen wurde er Buchhändler. Anfänglich arbeitete er in diesem Metier als Angestellter, doch früh entstand der Wille, Verleger zu werden. Um Kontakte zu seinen späteren Kunden zu knüpfen, betätigte er sich nach dem Ersten Weltkrieg als Verlagsvertreter.
Am 21. Juni 1922 erfüllte er sich dann seinen Wunsch und gründete in der Verlagsstadt Leipzig seinen eigenen Verlag. Aus wirtschaftlichen Gründen erweiterte Goldmann das ursprünglich mit Bild- und Kunstbänden recht hochpreisige Programm erst um Abenteuer- und dann um Kriminalromane. Der Durchbruch gelang ihm ab 1925 mit Übersetzungen von Werken seines Freundes Edgar Wallace. Afrika-Büchern des Briten folgten schon bald die legendären Wallace-Kriminalromane wie „Der Hexer“, die, beziehungsweise deren Verfilmungen, selbst heutigen Deutschen noch ein Begriff sind. Goldmann wurde im deutschsprachigen Raum zu einem Inbegriff für „Krimis“, übrigens ein Begriff, der ihm zugeschrieben wird. Zum zehnten Verlagsjubiläum konnte er jubilieren: „Zehn Jahre ununterbrochener Aufstieg in schwerster Wirtschaftszeit. Ein Erfolg reihte sich an den anderen und auch das vergangene Jahr, vielleicht das schlimmste der Krisenzeit, war für uns doch ein Jahr großen Erfolges. Heute kennt jeder Goldmann-Bücher und in der ganzen Welt, wo es deutsche Bücher gibt, findet man Goldmann-Bücher.“ Dieser Erfolg setzte sich dann in der NS-Zeit zumindest vorerst fort.
Nachdem bereits 1943 sein Verlagshaus am Leipziger Platz ein Opfer der Bomben geworden war, wurde der Verleger 1946 von der sowjetischen Besatzungsmacht verhaftet und zu vier Jahren Arbeitslager verurteilt. Nach seiner Entlassung aus dem von den Sowjets übernommenen vormaligen Konzentrationslager Buchenwald im Jahre 1950 wechselte Goldmann in den Westen, ließ sich in München nieder, meldete sich mit einem Anzeige im „Börsenblatt des deutschen Buchhandels“ zurück und konnte mit Hilfe von Edgar-Wallace- und anderen Krimis an die alten Erfolge anknüpfen.
Nachdem er genügend Kapital beisammen hatte, stieg er 1952 als einer der ersten deutschen Verleger in einen neuen Markt ein, den der Taschenbücher. Sein erstes Taschenbuch war „Der Frosch mit der Maske“ und stammte von Edgar Wallace. Über 4000 weitere Taschenbuchtitel mit einer Gesamtauflage von mehr als 100 Millionen Exemplaren sollten folgen, bis Wilhelm Goldmann am 24. April 1974 im schweizerischen Wollerau verschied. Bereits wenige Jahre später, 1977, ging sein Verlag an Bertelsmann, wozu er noch heute gehört.