erschienen in der PAZ
Von Dr. Manuel Ruoff
Vor 50 Jahren stellte Porsche seinen 911er vor – Die Luftkühlung wurde 1997 aufgegeben, aber wenigstens der Heckmotor blieb
Die erste Generation schafft Vermögen, die zweite verwaltet Vermögen, die dritte studiert Kunstgeschichte, und die vierte verkommt vollends.“ Dieses berühmte Zitat Otto von Bismarcks trifft für Ferdinand Porsche, seinen einzigen Sohn Ferry und dessen ältesten Sohn Ferdinand Alexander weniger zu. Vielmehr haben alle drei über Jahrzehnte gebaute Ikonen der Automobilgeschichte geschaffen. Allerdings basieren alle drei Modelle auf dem Konzept des Großvaters Ferdinand: eine Schräghecklimousine mit luftgekühltem Boxermotor im Heck, der die hinteren Räder antreibt.
Der unter der Leitung von Ferry Porsche entwickelte und ab 1948 gebaute Porsche 356 war sozusagen die sportliche Interpretation des „Käfer“-Themas und wie jener in seinem Segment ziemlich erfolgreich. Anders als beim „Käfer“ hielten es beim 356er die Verantwortlichen bereits nach eineinhalb Jahrzehnten an der Zeit für einen Nachfolger. Das deutsche „Wirtschaftswunder“ stand in seiner Blüte und so wurde der Nachfolger größer und mit einem Sechs- statt einem Vierzylindermotor leistungsstärker. Zudem war er mit seiner eckigeren, kantigeren Karosserie, seinen größeren Fensterflächen und der selbsttragenden Karosserie moderner.
Am 12. September 1963 wurde der Prototyp auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main vorgestellt. Bei der Namensgebung des neuen Modells orientierte sich Porsche an den Ersatzteil-Nummernkreisen des Volkswagenwerkes. Für den Fall zukünftiger Kooperationen mit den Wolfsburgern sollte der neue Porsche bereits kompatibel zu den dortigen Nummernkreisen sein. Da in Wolfsburg die 900er-Zahlen noch nicht belegt waren, entschied man sich in Zuffenhausen für die Projektbezeichnung 901. Peugeot erhob jedoch Anspruch auf alle dreistelligen Zahlen mit einer Null in der Mitte. So ersetzte Porsche 1964 die Null durch eine Eins, für die es ja bereits einen Schrifttyp gab. Der 911er war geboren. Der „Targa“ für Frischluftfans erschien 1965. 1982 erweiterte ein Vollcabriolet das Programm. Seit 1989 kann man seinen 911er auch mit Allradantrieb haben.
1973 wurde der 911er den damaligen US-amerikanischen Sicherheitsvorschriften angepasst. Diese sogenannte G-Serie unterschied sich äußerlich durch die Faltenbalg-Stoßstangen, die Integration der vorderen Blinker in die Stoßfänger und das Reflektorband zwischen den Rückleuchten.
1973 stellte VW den „Golf“ vor und auch bei Porsche sah man nun die Zukunft im wassergekühlten Frontmotor. Sowohl der 924er als auch der 928er, die 1976 beziehungsweise 1977 auf den Markt kamen, waren entsprechend ausgestattet. Während ersterer den VW-Porsche ablösen sollte, sollte letzterer Nachfolger des 911er werden.
Da aber vor allem der 928er nicht die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllte, erhielt der 911er einen neuen Nachfolger, der sich hinsichtlich Konzept, Erscheinungsbild und Typenbezeichnung am Vorgängermodell orientierte. Obwohl der 964er, so die interne Werksbezeichnung, zu 80 Prozent aus neuen Teilen bestand, erhielt er wie seine Nachfolger die Traditionsbezeichnung 911. 1988 kam er auf den Markt. 1993 folgte ihm der 911er mit der Werksbezeichnung 993, der von vielen Kinderkrankheiten des 964 befreit war und deshalb als besonders ausgereift und zuverlässig gilt.
1997 markiert dann das Ende des klassischen „Käfer“-Konzepts. Die seitdem gebauten 911er haben zwar noch einen Heckmotor, doch wird dieser wie weiland beim 924 und 928er sowie den aktuellen Volkswagen mit Wasser gekühlt.