erschienen am 26. Februar 2011 im Hamburger Abendblatt
Von Johanna R. Wöhlke
Blutspenden sind wichtig. Wer sie jemals gebraucht hat, weiß das. Wer sie jemals bekommen könnte, sollte das wissen. Der wichtigste Saft der Welt ist nicht aus der Retorte zu haben. Nichts mit künstlich. Nichts mit Chemie. Nichts mit mal eben so um die Ecke besorgen, leicht und locker zur freien Verfügung wann immer wir wollen. Ohne den Menschen und seinen Körper geht das nicht. Hier braucht der Mensch den Menschen, so nah und so unmittelbar wie wohl kaum sonst im Leben.
Soweit zum Ernst der Lage. Aber es gibt auch fröhliche Momente in diesem Zusammenhang, fröhliche Gedanken und fröhlich stimmende Geschichten. Die Patientin, die mir gegenübersitzt, braucht fremdes Blut, dringend. Sie wird es bekommen. Vier Beutel sollen es sein. Da gehen die Gedanken auch andere als nur medizinische Wege.
Von wem mögen diese Spenden sein? Wir fragen uns das und kommen auf den Gedanken, wie es denn wäre, ein Brasilianer wäre dabei, ein Schwede vielleicht, ein Franzose oder gar auch ein Italiener. Mischen sich mit dem Blut auch die Temperamente? Könnten sie abfärben, könnten sie übergehen in den zu versorgenden Körper – und was dann? Es handelt sich bei dieser Patientin um ein norddeutsches Gardemaß!
Lachen und Fröhlichkeit sind angesagt an diesem Punkt der Überlegungen. Am Ende steht dann die alle bewegende Frage: Wäre das Blut von einem Italiener, müsste man dann vielleicht das Temperament eines lebenslustigen Berlusconi in Kauf nehmen? Rätseln Sie weiter. An diesem Punkt der Diskussion beginnt die Gedankenfreiheit…