Von Dr. Manuel Ruoff
Die „Long Beach“ war nicht nur der erste Atomkreuzer, sondern überhaupt das erste nuklear getriebene Überwasserkriegsschiff der Welt. Mit der durch den Antrieb bedingten großen Reichweite schien das Schiff prädestiniert zum Atomwaffenträger. Allein und unbemerkt sollte es mit Interkontinentalraketen vom Typ „Polaris“ als schwimmende Abschussrampe über die Weltmeere schippern.
Um genügend Platz zur Lagerung der Raketen zu haben, fiel der Lenkwaffenkreuzer mit 220 Metern recht lang aus, so dass der Rumpf bei nur 21,8 Metern Breite ziemlich grazil wirkt. Alles andere als gedrungen sieht die „Long Beach“ auch wegen ihrer hohen Aufbauten aus. Zum Zeitpunkt ihrer Indienststellung vor 50 Jahren, am 9. September 1961, gab es bei der US Navy nur noch bei den Flugzeugträgern derart hohe Brücken. Die Ursache liegt im sonst nur noch beim Flugzeugträger „Enterprise“ verwendeten Hochleistungs-Radarsystem, das nicht mit drehenden, konventionellen, sondern mit großen, blanken Flächenantennen arbeitete. Um den Schwerpunkt nicht zu hoch geraten zu lassen mit all den daraus resultierenden negativen Wirkungen auf die Stabilität, wurden rund 450 Tonnen des leichten Aluminiums verarbeitet, was dem Schiff das Rufsignal „Alcoa“ einbrachte, eine Abkürzung von Aluminium Company of America (Amerikas Aluminium-Unternehmen).
Wie bei diesem Radarsystem wurden auch ansonsten bei der „Long Beach“ keine Mühen und Kosten gescheut, die Selbstverteidigungs- und damit Überlebensfähigkeit zu stärken. Das Schiff war vollgestopft mit modernsten Verteidigungswaffen, hatte es doch nur das eine, aber dafür strategisch wichtige Ziel, so lange wie möglich als Abschussbasis für einen atomaren Schlag zur Verfügung zu stehen.
Schließlich doch nicht mit Atomwaffen ausgerüstet, musste für die „Long Beach“ eine neue Verwendung gefunden werden. Einseitig mit Verteidigungswaffen ausgestattet, bot sich die Verwendung in einem arbeitsteiligen Verband an. Sie wurde der Atlantikflotte zugeteilt. Um die Vorteile des Nuklearantriebs optimal nutzen zu können, vereinigte die US Navy die „Long Beach“ 1964 mit der „Enterprise“, der „Bainbridge“ und der „Seawolf“ zur ersten nuklear getriebenen Task Force der Welt.
Nach einer Nachrüstung mit Angriffswaffen, war die „Long Beach“ auch alleine sinnvoll einsetzbar. Im Vietnamkrieg nutzten die US-Amerikaner ihre überlegene Radar- und Raketentechnik. Insbesondere im Golf von Tonkin wurde sie zur Radarüberwachung und Flugzeugleitung eingesetzt. 1968 gelang ihr als erstem US-Schiff der Abschuss feindlicher Flugzeuge mittels Lenkwaffen.
Den letzten Kriegseinsatz gab es 1991, als die „Long Beach“ die US-Operation „Desert Storm“ unterstützte. Es folgte nach einer erneuten Überholung bis zur Außerdienststellung im Jahre 1995 eine Verwendung in der Bekämpfung des Drogenschmuggels.