erschienen in der PAZ
von Dr. Manuel Ruoff
Der jüngste Sohn des Großen Kurfürsten, Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt
Wie die böse Stiefmutter im Märchen trachtete auch die Mutter von Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt, die zweite Ehefrau des Großen Kurfürsten Dorothea Sophie, danach, das materielle Wohl ihrer leiblichen Kinder zu mehren. Wenn ihr auch unterstellt wurde, ihren Stiefkindern nach dem Leben zu trachten, so konnte sie doch ihren eigenen Nachwuchs nicht in den Besitz eines Fürstentums bringen, aber sie konnte Vermögen anhäufen und dieses ihren Kindern vererben. Sie erwarb Schwedt und Umgebung und schuf damit die materielle Grundlage für die Nebenlinie Brandenburg-Schwedt. Weitere Grundherrschaften kaufte sie hinzu, so dass der Besitz schließlich drei Städte, drei Schlösser, 33 Dörfer und 24 Vorwerke umfasste.
Nutznießer dieser Akkumulation von Vermögen durch Christian Ludwigs Mutter war primär sein ältester Bruder Philipp Wilhelm. Doch auch er selber hatte keinen Grund zur Klage. Trotz des Verhaltens seiner Mutter waren ihm die Nachkommen aus der ersten Ehe des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm nicht gram. Sein Neffe König Friedrich Wilhelm I. in Preußen zeigte sich ihm gegenüber vielmehr von einer angesichts der dem Soldatenkönig nachgesagten Sparsamkeit geradezu bemerkenswerten Großzügigkeit. So gestattete der Monarch seinem an den Künsten, nicht zuletzt der Musik, interessierten Onkel die Beibehaltung einer eigenen Kapelle im Berliner Stadtschloss. Während dem Soldatenkönig allenfalls die Werke Georg Friedrich Händels etwas gaben, zeigte sich Christian Ludwig vom Besuch Johann Sebastian Bachs in der brandenburgischen Hauptstadt stark beeindruckt und bat den Musiker um einige seiner Kompositionen. 1721 erhielt er daraufhin die ihm gewidmeten „Six Concerts avec plusieurs instruments“. Wir kennen sie heute als „Brandenburgische Konzerte“.
Seine Stellung als legitimer Sohn des Großen Kurfürsten, die Großzügigkeit seines Onkels und Königs sowie Einkünfte aus dem Erbe seiner ebenso geschäftstüchtigen wie fürsorglichen Mutter schufen ihm die Möglichkeiten, seinen Hobbies zu frönen. Der vierte Empfänger der von seinem Halbbruder Friedrich I. gestifteten höchsten Auszeichnung des von ihm geschaffenen Königreiches, des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler, hatte als Offizier im Generalsrang, Regimentschef, Herrenmeister von Sonnenburg sowie Administrator und evangelischer Dompropst von Halberstadt sein Auskommen. Darüber hinaus übertrug ihm der Soldatenkönig die Herrschaften Malchow und Heinersdorf.
Der am 24. Mai 1677 in der Hauptstadt seines Vaters geborene Prinz blieb unbeweibt und kinderlos. Er starb am 3. September 1734 auf seinem Gut Malchow.