Von Dr. Manuel Ruoff
Vor 675 Jahren gab es an der Donau rund 40 Kilometer nördlich von Budapest in Plintenburg (Visegrad) ein Dreikönigstreffen der besonderen Art. Es trafen sich der ungarische Gastgeber Karl von Anjou, der Pole Kasimir der Große und Johann von Böhmen mit großem Gefolge. Das dreiwöchige Treffen endete am 19. November 1335 mit dem böhmisch-polnischen Vertrag von Visegrad. In der sogenannten Zitadelle auf einem Bergkegel am Donauknie wurde noch einmal der Inhalt des wenige Monate zuvor am 24. August 1335 unterzeichneten böhmisch-polnischen Vertrages von Trentschin bestätigt.
In jenem Sommer hatte Karl Johann und Kasimir auf seine nahe der Grenze zu Böhmen und Polen gelegene Burg Trentschin geladen, um zu mitteln. Das Ergebnis war der gleichnamige Vertrag, in dem Johann und sein Sohn Karl auf den polnischen Königstitel, den sie von den Premysliden ererbt hatten, verzichteten. Dafür verzichtete der Polenkönig „auf ewige Zeiten“ auf alle Ansprüche Polens auf Schlesien. Am 9. Februar 1339 wurde der Vertrag von Trentschin in Krakau ratifiziert.
In dem am 22. November 1348 in der schlesischen Stadt Namslau geschlossenen gleichnamigen Frieden bekräftigten Kasimir und der böhmisch König Karl IV. nochmals den Vertrag von Trentschin. Kasimirs Nachfolger Ludwig I. bestätigte 1372 in seiner Eigenschaft als König von Polen die Trentschiner Verzichtserklärung in vollem Umfang. Die mit dem Vertrag festgelegte schlesisch-polnische Grenze blieb bis 1945 weitgehend bestehen.
Nach dem Tode König Ludwigs II. 1526 fiel mit Böhmen und Ungarn auch Schlesien an die Habsburger. Die Habsburgerin Maria Theresia trat dann als Ergebnis der Schlesischen Kriege (1740–1763) den größten Teil Schlesiens an Preußen ab.