erschienen im Hamburger Abendblatt am 7. April 2011
von Johanna R. Wöhlke
Seien wir ehrlich! Sind wir nicht immer mal wieder auf der Suche nach DEM Zufall, der unser Leben endlich mit der Riesenportion Glück und Erfolg versorgt, die wir uns erhoffen, erträumen, erwünschen? Wer ist schon frei davon? Natürlich hören wir immer wieder auf die klugen Worte weiser Menschen, die Predigten am Sonntag, die uns auf den Kern, das Wesentliche des Lebens hinweisen wollen, all das – aber eigentlich bleiben wir die Fatalisten, die sich alles Gute vom Schicksal erhoffen und auch dazu neigen, mit unserem Schicksal zu hadern, wenn es uns gerade das nicht beschert.
Es gibt so viele schöne Geschichten darüber, wie das nicht Planbare das Leben der Menschen bestimmt und das Geplante immer wieder aushebelt. Der Volksmund sagt dazu unter anderem: Der Mensch denkt und Gott lenkt. Das besagt im Grunde nichts anderes als das.
Zufälle haben die größten Erfindungen der Menschheit begleitet – zum Beispiel die Erfindung des Periodensystems in der Chemie durch den russischen Wissenschaftler Mendelejew. Ihm kam die Idee zur Anordnung der Elemente beim Kartenspielen. Ein anderes Beispiel ist die Entstehung des Weltkonzerns Michelin für Luftreifen durch Edouard Michelin, der für einen Radfahrer einen Luftreifen reparierte und dabei das Potential des Luftreifens für Autoreifen erkannte. Beispiele dieser Art gibt es viele.
Zufall oder nicht? Schicksal oder nicht? Wahrscheinlich eine müßige Frage. Der Kölner sagt: Et kütt wie et kütt! Und meint damit: Hab keine Angst vor der Zukunft, es wird schon werden. Bevor dieser kleine Text nun auch zu so etwas wie einer Sonntagspredigt ausartet, schließe ich hier. Ich bin sowieso an einem Punkt angelangt, an dem sich jeder seine eigenen Gedanken machen wird und machen soll. Auch da übrigens tröstet auf dem Weg ein kölnisches Wort: Et is noch immer jot jejange – Optimismus pur! Jeder, der Platt versteht, versteht auch das, natürlich!