Von Dr. Manuel Ruoff
Viele Ostpreußen-Freunde wissen, dass die Albertina von Herzog Albrecht gegründet wurde. Doch nur wenige dürften den Gründungsrektor kennen. Es war Georg Sabinus. Eigentlich hieß er Georg Schuler, Sabinus war sein Künstlername. Der antike Sabinus schuf in der augusteischen Zeit Epen und elegische Dichtungen in der Art seines Freundes Ovid. Und auch der neuzeitliche Georg Sabinus dichtete, schrieb Huldigungsgedichte und Lehrstücke, betätigte sich aber auch als Diplomat.
Wenn Georg Sabinus auch kein gebürtiger Preuße war, so stand seine Wiege doch in einem Hohenzollernfürstentum. In Brandenburg an der Havel kam der Sohn des Bürgermeisters der Altstadt Brandenburg, Balthasar Schuler, zur Welt. Nach dem Besuch der Stadtschule begann er 15-jährig ein Studium der alten Literatur und der Rechtswissenschaften an der Universität Wittenberg. Dort hörte er bei dem nur elf Jahre älteren Reformator Philipp Melanchthon und wurde dessen Freund und Schwiegersohn.
Auch Brandenburgs Landesherren Joachim I. und Joachim II. wusste er für sich einzunehmen. Letzterer holte ihn 1538 als Professor für Poesie und Beredsamkeit an die Alma Mater Viadrina zu Frankfurt an der Oder.
Von dort warb ihn ein entfernter Verwandter des brandenburgischen Kurfürsten, Preußens erster Herzog, Albrecht, für die Albertina ab. Bei der Einweihung der neuen Universität 1544 führte Albrecht Sabinus als ersten Rektor in das Auditorium.
Wie seine Ehe mit Melanchthons Tochter Anna wurde auch seine Lehrzeit am Pregel schließlich unharmonisch. Mangels integrativer Fähigkeiten musste der als hochfahrend geltende Wissenschaftler 1547 vom Dauerrektorat zurücktreten. Zwei Jahre später trug Herzog Albrecht mit der Berufung Andreas Osianders den „Osiandrischen Streit“ in die Albertina. Auf der einen Seite dieses Streites stand der Reformator aus Nürnberg, der Albrecht 1522 für die Reformation gewonnen hatte, auf der anderen Sabinus’ Schwiegervater. Der Glaubensstreit ging um die Frage, ob die Gerechtigkeit Christi durch den Glauben dem Menschen eingepflanzt und somit ein Wesensbestandteil des Glaubenden wird. Der theologische Streit führte schließlich zum Bruch zwischen Sabinus und Albrecht, worauf Ersterer 1555 in den Lehrkörper der Frankfurter Universität zurückkehrte.
Außer als Professor diente Sabinus den Hohenzollern in seiner letzten Lebensphase auch als Gesandter. So war er beispielsweise an den Verhandlungen mit Preußens polnischem Lehensherren um die Sicherung des Herzogtums für die Hohenzollern beteiligt. Auch in Italien war er in diplomatischer Mission unterwegs. Schwer krank von dort zurückgekehrt, starb Georg Sabinus am 2. Dezember 1560 in Frankfurt an der Oder.