erschienen in der PAZ
Von Dr. Manuel Ruoff
Václav Klement gründete mit einem Landsmann Laurin & Klement, heute als VW-Tochter Škoda Auto bekannt
Autokäufer, die etwas für Volkswagen übrig haben, aber nicht für den Namen ein paar tausend Euro mehr zahlen wollen und nicht so modisch sind, dass sie sich daran stören, wenn das Design ihres Neuwagens in manchem weniger an die aktuelle denn an die vorausgegangene VW-Generation erinnert, greifen gerne zu einem Škoda. 939200 Autos konnte der tschechische Automobilhersteller aus dem VW-Konzern vergangenes Jahr verkaufen, mehr als je zuvor. Dieses Jahr konnte der drittälteste Autobauer der Welt die Produktion des 15-millionsten Fahrzeugs feiern.
Nun könnte man meinen, dass die Geschichte von Škoda Auto, so der korrekte Name der 100-prozentigen VW-Tochter, auf einen Herrn oder eine Frau Škoda zurückgeht. Tatsächlich gibt es einen Emil von Škoda, auf welchen der Name zurückgeht, doch die Wurzeln von Škoda Auto liegen eher bei Václav Klement. Der am 16. Oktober 1868 in Welwarn geborene Buchhändler kaufte 1894 bei der in Dresden beheimateten Firma Seidel & Naumann ein Fahrrad des Typs „Germania VI“. Obwohl das Rad made in Germany nicht ganz billig gewesen war, verzog sich der Rahmen. Der tschechische Besitzer reklamierte daraufhin in seiner Muttersprache dieses Manko bei dem deutschen Unternehmen. Die Sachsen antworteten daraufhin dem unzufriedenen Kunden, er möge sich in einer ihnen verständlichen Sprache äußern, wenn er eine Beantwortung wolle. Die Legende besagt, dass der Tscheche sich daraufhin in seiner nationalen Ehre derart verletzt fühlte, dass er beschloss, selber Fahrräder zu bauen.
Hierzu schloss sich der Buchhändler mit einem Mann zusammen, der im Gegensatz zu ihm vom Fach war: Václav Laurin. Dieser gelernte Maschinenschlosser hatte schon vor diesem Zusammenschluss Fahrräder gebaut, und zwar mit Josef Kraus aus Turnau. Die beiden hatten sich jedoch zerstritten und Laurin war nach Jungbunzlau gezogen, wo er Klement kennen und schätzen lernte und mit diesem 1895 das Fahrradunternehmen „Laurin & Klement“ gründete. Hatte Klement sich einst über ein „Germania VI“ geärgert, so verkauften die beiden ihre Fahrräder nun unter dem Markennamen „Slavia“.
Die Zusammenarbeit zwischen dem Buchhändler, der sich um das Geschäftliche kümmerte, und dem Techniker, der sich der technischen Fragen annahm, klappte ebenso gut wie der Verkauf ihrer zweirädrigen Produkte. Und so wurde die Produktpalette nach oben hin erweitert. 1899 kamen Motorräder hinzu und 1905 schließlich auch Autos. Die Fahrzeuge stellten bei diversen Rennveranstaltungen ihre außerordentliche Qualität unter Beweis und binnen Kurzem mauserte sich das tschechische Unternehmen zum größten Autohersteller Österreich-Ungarns. Außer Zweirädern und Personenkraftwagen hatte Laurin & Klement auch Stationärmotoren, Nutzfahrzeuge, Omnibusse, landwirtschaftliche Maschinen und Straßenwalzen im Angebot.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, in dem das Unternehmen auf Kriegsproduktion umgestellt wurde, konnte der Autohersteller an seine Vorkriegserfolge anknüpfen. So wurden bis 1925 60 verschiedene Automodelle produziert, vom Kleinwagen bis zum Sechszylinder.
Die aus dem Erfolg resultierende Expansion hatte allerdings einen erhöhten Kapitalbedarf zur Folge. Bereits 1907 war das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden. 1925 nun wurde das Unternehmen an den finanzkräftigen Pilsener Maschinenbaukonzern Škoda verkauft. Aus Laurin & Klement wurde Škoda Auto und aus den Autos erst „Laurin & Klement – Škoda“ und schließlich „Škoda“. Die Zweiradproduktion hingegen wurde eingestellt. Von Laurin ist bekannt, dass er in dem einst ihm und seinem Partner gehörenden Unternehmen als technischer Direktor verbleiben konnte. Analoges ist bezüglich Klement nicht überliefert.
Dass seine Heimat schließlich Reichsprotektorat wurde und Škoda für die Wehrmacht unter anderem Kübel- und Geländewagen mit Allradantrieb sowie die schweren Radschlepper Ost (RSO) produzierte, erlebte Klement nicht mehr. Er starb am 12. August 1938 in Jungbunzlau.