erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung
Von Dr. Manuel Ruoff
Vor 50 Jahren starb Otto Lummitzsch
Das Technische Hilfswerk (THW) der Bundesrepublik hatte einen Vorläufer in der Zeit der Weimarer Republik, dessen Geschichte seinerseits auf die Novemberrevolution zurückging. Gründer beider Organisationen ist Otto Lummitzsch.
Der am 10. Februar 1886 in Leipzig-Plagwitz geborene Sohn eines schlesischen Rittergutsbesitzers wurde nach Schulbesuch und Studium Architekt und Bauingenieur. Im Ersten Weltkrieg diente er entsprechend Ausbildung und Beruf als Pionieroffizier.
Nach der Kriegsniederlage und dem Ausbruch der Novemberrevolution gründete der Freikorpssoldat mit Unterstützung des Garde-Kavallerie-Schützen-Korps, dem er angehörte, eine „Technische Abteilung“ (TA), die unter anderem bei wilden Streiks der radikalen Linken einsprang. Im Zuge der Demilitarisierung infolge des Versailler Diktates wurde Lummitzsch’ TA in eine zivile „Technische Nothilfe“ (TN) im Zuständigkeitsbereich des Reichsinnenministers umgewandelt mit dem Schwerpunkt Zivil- und Katastrophenschutz.
1934 musste Lummitzsch die Leitung der TN abgeben, da er sich nicht von seiner halbjüdischen Ehefrau trennen wollte. Er nahm einen Direktorenposten bei AEG an. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ er sich 1948 beurlauben und machte sich mit einem Ingenieurbüro selbstständig. Im Krieg diente er als Hauptmann der Reserve beim Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt im Oberkommando der Wehrmacht.
Da sich die junge Bundesrepublik wie die junge Weimarer Republik den Folgen eines verlorenen Krieges und der Bedrohung durch die Kommunisten ausgesetzt sah, wurde Lummitzsch’ Vorschlag aufgegriffen, eine Neuauflage der von den Alliierten 1945 aufgelösten TN zu schaffen. 1950 beauftragte der Bundesinnenminister den vormaligen TN-Leiter mit dem Aufbau eines „Zivilen Ordnungsdienstes“, der 1953 als THW eine nicht rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts wurde. 1955 gab Lummitzsch die Leitung des THW aus Altersgründen ab. Am 9. Dezember 1962 starb er in Bonn.