
Der 9. Cradle to Cradle Congress am 13. und 14. März 2025 mit 80 Speakern und insgesamt 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hat gezeigt, wie vielfältig die Ansätze für eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft in Deutschland inzwischen sind. „Echter Wandel braucht mehr als Schadensbegrenzung. Er erfordert eine konsequente Transformation hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft. Ein Ansatz, den nur Cradle to Cradle in seiner Ganzheitlichkeit bieten kann“, sagten Nora Sophie Griefahn und Tim Janßen, geschäftsführende Vorstände von Cradle to Cradle NGO in ihrem Eingangsstatement.
In seiner Keynote betonte Dr. Eckart von Hirschhausen, dass reaktive Lösungen nicht zielführend seien und nicht an den Ursache der vielfältigen Probleme unserer Zeit ansetzten. Ein anschauliches Beispiel dafür sei die Luftverschmutzung in Großstädten, zu einem Großteil verursacht von Reifenabrieb, dessen Partikel sich in unseren Lungen absetzen. „In vielen Städten hat jeder dritte Mensch ein Asthmaspray, was jedoch nicht die Lösung des Problems darstellt, sondern nur die körperliche Reaktion unterdrückt“, sagte Hirschhausen. Um das Bewusstsein für zusammenhänge Probleme zu schärfen sei es notwendig, eine „Kommunikation zu finden, die uns unter die Haut geht, die nicht nur die Netzhaut und unser visuell überlastetes System erreicht, sondern uns wirklich über das Ohr auch innerlich berührt.“ „Lasst uns also Cradle to Cradle denken, denn die nächste Generation ist schon unterwegs.“ sagte Dr. Eckart von Hirschhausen abschließend. „Wir dürfen nicht nur den negativen Impact sehen. Wir müssen vom Footprint zum Handprint kommen und dann schließlich zum Heartprint.“
Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall und Beirätin von C2C NGO, sagte: „Ich bin schon lange bekennender Cradle-to-Cradle-Fan. Wir sagen als IG Metall: Cradle to Cradle ist eine große Chance für den fairen Wandel und den ökologischen Umbau, den wir in diesem Land und in Europa brauchen. Der Weg ist noch lang und steinig, aber wir stehen nicht mehr am Anfang. Ein modernes Auto besteht aus 10.000 einzelnen Teilen – Stahl, Aluminium, Gusseisen, Elektronikkomponenten und vielen unterschiedlichen Kunststoffen. Wir sind der Meinung, dass vieles, was im Auto steckt, wiederverwendet werden kann und sachgerecht von der Wiege zur Wiege zu etwas Neuem werden kann.“

In den Foren wurden die Themen des Kongresses weiter vertieft, so auch zum Thema „Transformation begleiten: Die Rolle von Kultur & Medien“. Unter Moderation von Dr. Monika Griefahn diskutierten Domitila Barros (Greenfluencerin, Social Activist und Referentin der Gesellschaft der Europäischen Akademien e.V.) mit Jacob Sylvester Bilabel (Projektleitung, Green Culture Anlaufstelle), Johanna Jaurich (Dokumentarfilmregisseurin, fechnerMEDIA), Tabea Kaplan (Geschäftsführerin, Loft Concerts) und Jo Schück (Journalist & Moderator, ZDF). Einig waren sich alle, dass es nicht reicht, über den Wandel bloß zu berichten, sondern dass Kulturschaffende eine aktive Rolle einnehmen müssen. Ein Beispiel hierfür war unter anderem die von Tabea Kaplan vorgestellte Zusammenarbeit mit den Rockgruppen Die Ärzte und Die Toten Hosen in vier Konzerten im Projekt Labor Tempelhof. Es zeigt, dass sich klima- und ressourcenpositive Veranstaltungen heute schon umsetzen lassen und ganz erheblich Ressourcen sparen können. Domitila Barros betonte die Notwendigkeit, Brücken zu bauen und nur gemeinsam in eine gute Zukunft gehen zu können. Die Foren gaben viel Anlass für den anschließenden Austausch im Netzwerkcafé.