Von Manuel Ruoff
Er bestimmte in der Kaiserzeit das Bildungswesen in Preußen und darüber hinaus auch in Deutschland so nachhaltig wie kein anderer vor oder nach ihm. Ein Vierteljahrhundert nahm er auf verschiedenste Art und Weise Einfluß auf die Bildungsinhalte in den Gymnasien und Universitäten. Sein Name ist heute weitgehend vergessen: Friedrich Theodor Althoff.
Der Preuße kam am 19. Februar 1839 in Dinslaken als Sohn des Domänenrats Friedrich Theodor Althoff und dessen zweiter Ehefrau Julie von Bugenhagen zur Welt. Er besuchte in Wesel das Gymnasium, wo er im Jahre 1856 das Abitur bestand.
Nach einem Jurastudium in Bonn und Berlin sowie der Absolvierung eines Referendariats bestand er 1867 das Examen mit Prädikat. Nach der Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 wirkte er als Referent für Kirchen- und Schulangelegenheiten an der Seite des Straßburger Oberpräsidenten Eduard von Möller. Obwohl weder promoviert noch habilitiert, lehrte Althoff von 1872 an als Extraordinarius und von 1880 an sogar als Ordinarius Jurisprudenz mit Schwerpunkt auf französischem und Zivilrecht. Zugleich war Althoff mit dem liberalen Katholiken, Bismarck-Gegner und vormaligen badischen Ministerpräsidenten Franz Freiherr von Roggenbach maßgeblich an der Gründung, dem Aufbau und der wissenschaftlichen Profilierung der Straßburger Kaiser-Wilhelm-Universität beteiligt.
Im Jahre 1882 wurde Althoff zunächst als einer von 33 vortragenden Räten Mitarbeiter des Preußischen Ministeriums der Geistlichen, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten, sprich des Kultusministeriums. Dort war er anfänglich für Personalangelegenheiten zuständig. Von 1896 an – zuerst nur kommissarisch – leitete er die Abteilung für Universitäten und Höhere Schulen.
Dem studierten Juristen unterstanden damit nicht nur das gesamte höhere Unterrichtswesen, sondern auch die Kunst- und Denkmalpflege sowie die Bibliotheken und die wissenschaftlichen, nichtuniversitären Forschungseinrichtungen.
Von 1900 an unterstanden ihm zudem zusätzlich die wissenschaftlichen medizinischen Institutionen.
Althoff war maßgeblich am Ausbau der Berliner Charité zur führenden Klinik beteiligt wie auch an der Deutschen Medizinschule Shanghai sowie der Deutsch-Chinesischen Hochschule Tsingtau. Er hat somit indirekten Anteil an der Häufung von Medizinnobelpreisen, die am Anfang des 20. Jahrhunderts deutschen Forschern zugesprochen wurden, deren institutionelle Einbindung oder universitäre Laufbahn er gegen ausdrückliche Fakultätsvoten geebnet hatte. Emil von Behring, Robert Koch und Paul Ehrlich sind Beispiele dafür.
Am 20. Oktober 1908 verstarb der Kultusministerialbeamte in Berlin.