Benzin statt Muttermilch: Ferry Porsche

Modellauto Porsche, Foto: Ralph/Pixabay

Am 19. September 1909 erzielte der spätere Konstrukteur des VW Käfer Ferdinand Porsche nicht nur am Steuer eines Rennwagens einen Klassensieg, sondern wurde auch das erste und letzte Mal Vater eines Sohnes. Ferdinand Anton Ernst waren die Vornamen, aber sein Kindermädchen nannte ihn Ferry, und unter diesem Namen ging er in die Automobilgeschichte ein.

Nur wenige andere Kinder sind derart systematisch für den Automobilbau ausgebildet worden. Durch eine Sondergenehmigung erhielt der gebürtige Wiener bereits mit 14 Jahren einen Motorrad- und mit 16 Jahren einen Autoführerschein, um alle Prototypen fahren zu können, die der Vater von der Arbeit mit nach Hause brachte. Nach der Mittleren Reife machte er ein einjähriges Praktikum beim Automobilzulieferer Bosch und erhielt dann ein Jahr Privatunterricht in Automobiltechnik. Nachdem der Vater sich in Stuttgart selbstständig gemacht hatte, arbeitete Ferry ab 1931 in dessen Konstruktionsbüro. 1940 wurde er stellvertretender Betriebsleiter.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Vater und Sohn von den Kriegssiegern verhaftet. Der Sohn kam bald wieder frei, aber beim Vater dauerte es bis zum August 1947. Wenige Jahre, nachdem der Vater endlich entlassen worden war, starb er im Januar 1951.

Die Nachkriegsgeschichte des von Ferdinand Porsche gegründeten Unternehmens ist deshalb stark von Ferry Porsche geprägt. Dieser schloss finanziell sehr günstige Verträge mit dem ab 1948 amtierenden neuen Generaldirektor des Volkswagenwerks, Heinrich Nordhoff, die dem Familienunternehmen Beinfreiheit und die Erschließung neuer Geschäftsfelder ermöglichten. Unter Ferry Porsche kam zur Konstruktion die Produktion von Autos. Unter ihm begnügte sich das Unternehmen nicht mit der Modellpflege des VW Käfer einschließlich der späteren Entwicklung eines Nachfolgers, vielmehr entwickelte der Sohn auf der Basis der Konstruktion seines Vaters einen Sportwagen und baute diesen auch noch. Die Rede ist vom Porsche 356, der ab 1948 17 Jahre lang gebaut wurde. 1964 kam der kantigere, modernere, größere und leistungsstärkere Porsche 911 hinzu, der mit wesentlichen Änderungen bis heute gebaut wird.

1972 zog sich Ferry Porsche aus der Geschäftsführung zurück, und das Unternehmen wurde in eine Aktiengesellschaft mit ihm als Aufsichtsratsvorsitzenden umgewandelt. Vor einem Vierteljahrhundert, am 27. März 1998, starb Ferry Porsche in Zell am See.

(Dieser Artikel erschien zuerst in der Preußischen Allgemeinen Zeitung.)

„Don Flanello“: Film-Ermittler im Maßanzug

Flanell
Foto: Mira Cosic, Pixabay (Ausschnitt)

Seiner Vorliebe für Maßanzüge verdankte der am 9. Februar 1923 in Essen geborene Schauspieler Heinz Drache den Spitznamen „Don Flanello“. Dazu passt der Typus des kultivierten Gentlemans, den der Mime so häufig verkörperte. Dazu passt aber auch die Herkunft und Schulbildung des gebürtigen Preußen. Die Eltern besaßen ein Glas-, Porzellan- und Stahlwarengeschäft, und er machte am Gymnasium Abitur.

Weniger standesgemäß war sein bereits in der Schulzeit auftauchender Wunsch, Schauspieler zu werden. Entsprechend wenig begeistert war sein Vater, aber Heinz setzte sich durch. Das ersparte ihm zwar nicht de jure, aber de facto den Kriegsdienst, denn trotz Einberufung bekam er nach einem Vorsprechen beim Intendanten ein Engagement beim Nürnberger Schauspielhaus.

Nach dem Krieg setzte er seine Schauspielerkarriere fort. Nach Wolfgang Langhoff wurde auch Gustaf Gründgens auf den vielversprechenden Nachwuchsschauspieler aufmerksam. Unter Letzterem gelang ihm 1947 in dessen Inszenierung des Stücks „Der Schatten“ von Jewgeni Schwarz der endgültige Durchbruch als Theaterschauspieler.

Heinz Drache Foto: Udo Grimberg
CC BY-SA 3.0 de

Als Filmschauspieler gelang ihm der Durchbruch als Ermittler. Diese Rolle spielte er sowohl in dem legendären Fernsehsechsteiler „Das Halstuch“ von Francis Durbridge, das der Westdeutsche Rundfunk (WDR) 1961 produzierte, als auch in diversen Edgar-Wallace-Verfilmungen fürs Kino. Der Reigen dieser Spielfilme, die später auch ihren Weg ins Fernsehen fanden, reicht von „Der Rächer“ aus dem Jahre 1960 bis zum 1968 erschienenen „Der Hund von Blackwood Castle“, in dem Drache – Ausnahmen bestätigen die Regel – zum Abschluss einmal den Bösewicht spielte. Daneben verkörperte der Mime in den 60er Jahren in diversen anderen Krimis den Ermittler.

Nach dem Ende dieser Krimiwelle der 60er Jahre wandte sich Drache wieder verstärkt dem Theater und der Synchronisation zu. Dort war sein Rollenspektrum größer, die Bezahlung hingegen weniger üppig.

1985 kehrte er noch einmal für den „Tatort“ als Ermittler zum Film zurück. Als Berliner Hauptkommissar Hans Georg Bülow gab er den Anti-Schimanski, der sich dank des Erbes seiner verstorbenen Ehefrau ein kultiviertes Leben leisten kann und das auch tut. Damit war allerdings nach insgesamt sechs Folgen 1989 Schluss.

„Adelsromanzen“ lautete der Titel der letzten Serie, für die der bürgerliche Aristokrat vor der Kamera stand. Am 8. März 2002 begann die Erstausstrahlung. Am 3. April des Jahres starb Heinz Drache nach einem mehrmonatigem Krebsleiden in einem Berliner Krankenhaus.

(Dieser Artikel erschien zuerst in der Preußischen Allgemeinen Zeitung.)