9. November 2010: „Gegen das Vergessen“

Von Johanna Renate Wöhlke

Gerne berichten wir an dieser Stelle im Anschluss an unsere Vorankündigung über die Veranstaltung „Gegen das Vergessen“.

Die Krypta des Mahnmals St. Nicolai, würdiger Veranstaltungsort, zog viele Besucher an zu einem Abend der Erinnerung und des Gedächtnisses, aber auch der Zukunftsperspektiven eines Versöhnens über die Gräber hinweg.

dier lesenden Autoren
Die lesenden Autoren ( von links) Dr. Reimer Eilers, Charlotte Ueckert, Gerlind Fischer-Diehl, Uwe Friesel, Wolf-Ulrich Cropp, Andreas Buschmann ( Harfe), Ellen Sell

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Kompetenzwirrwarr…

Von Johanna R. Wöhlke

Zugegeben: Kompetenz ist was sehr Feines! Wenn zum Beispiel ein Arzt meinen Bauch aufschneidet, dann kann ich mir nichts Schöneres vorstellen als das: Er ist kompetent und weiß, warum er etwas tut und warum nicht! So weit so gut. Allerdings komme ich auch nicht umhin, einen gewissen Kompetenzwirrwarr festzustellen. Es ist  manchmal so schwierig, die richtige parat zu haben. Continue reading „Kompetenzwirrwarr…“

Die Krone angetragen: Friedrich Wilhelm IV.

Von Dr. Manuel Ruoff

Eduard von Simson leitete gleich zwei Kaiserdeputationen, eine im Jahre 1849, eine 1870 – Präsident mehrerer Parlamente

Friedrich Wilhelm IV.

Eduard von Simson leitete als Präsident des Frankfurter Paulskirchenparlamentes die Kaiserdeputation, die 1849 Friedrich Wilhelm IV. die deutsche Kaiserkrone anbot. Der preußische König lehnte das „Hundehalsband, mit dem man“ ihn „an die Revolution von 1848 ketten will“, ab und brachte damit die Revolution von 1848/49 zum Scheitern.

Weniger bekannt dürfte sein, dass Simson als Präsident des Reichstages des Norddeutschen Bundes auch die Deputation leitete, die 1870 Fried­rich Wilhelms IV. Bruder Wilhelm I. die Kaiserkrone antrug – diesmal mit Erfolg. Otto von Bismarck hat diese Parallele als einen „Witz der Geschichte“ und „ein reizendes Spiel des Ge­schicks“ bezeichnet. Tatsächlich gibt es wohl keinen anderen Deutschen, der in einer vergleichbar exponierten Stellung sowohl an dem gescheiterten Versuch der Reichs­einigung der Jahre 1848/49 „von unten“ als auch am geglück­ten Versuch der Reicheinigung der Jahre 1870/71 „von oben“ beteiligt gewesen wäre. Continue reading „Die Krone angetragen: Friedrich Wilhelm IV.“

Das Lob kommt per Knopfdruck – Facebook

erschienen im Hamburger Abendblatt am 8. November 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Wie werden wir doch gerne von anderen gelobt! Wie freuen wir uns immer wieder daran, dass andere uns gern haben, so richtig gern haben! Lange Zeit gehörte das angewandte Wissen darum nur den Pfarrern, den Lehrern und Müttern – wie waren sie doch immer gut zu uns im Loben unseres Tuns und unserer Werke!

Das ist nun vorbei. Die Dreieinigkeit von Pfarrern, Lehrern und Müttern hat Konkurrenz bekommen. Starke Konkurrenz. Sie hat eine Konkurrenz bekommen, die so stark ist, dass sie alles andere weit überstrahlt. Diese Konkurrenz hat einen Namen. Sie heißt Facebook. Wer wahrgenommen werden will, der hat heute eine Seite in Facebook – egal, wie kritisch er diesem Internetportal gegenüber steht, egal, wie oft er schon den Verlust seiner Privatheit beklagt hat, egal. Continue reading „Das Lob kommt per Knopfdruck – Facebook“

Was Pantheon und Allerheiligen verbindet

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 1400 Jahren widmete Papst Bonifatius IV. den Römer-Bau den Märtyrern – der Ursprung des Kirchenfestes

Papst Bonifatius IV. verdankt Westeuropa nicht nur den Ursprung von Allerheiligen, sondern auch, dass das Pantheon in Rom, einer der eindrucksvollsten Bauten der Antike, erhalten blieb.

Pantheon
Pantheon in Rom

Bonifatius IV. erfreute sich ebenso wie sein Vorgänger Bonifatius III., dessen Nachfolge er 608 angetreten hatte, freundschaftlicher Beziehungen zum oströmischen Kaiser Phokas. Auf seine Bitte hin schenkte ihm der weltliche Herrscher das Pantheon. Dabei handelte es sich zu jenem Zeitpunkt noch nicht um eine christliche Kirche. Um 26 vor Christi Geburt hatte Marcus Vipsanius Agrippa zu Ehren seines Freundes, Förderers und Schwiegervaters Augustus einen Tempel errichten lassen. Anlass war der gemeinsame Sieg über Marcus Antonius und Kleopatra in der Seeschlacht bei Actium 31 v. Chr. Über ein Jahrhundert später wurde der Bau ein Opfer der Flammen, als 80 n. Chr. Rom von einem Großbrand heimgesucht wurde. In der Regierungszeit Kaiser Domitians von 81 bis 96 wurde das Gebäude wieder aufgebaut. 110 schlug der Blitz in den Sakralbau ein. Continue reading „Was Pantheon und Allerheiligen verbindet“

Kiew – die Stadt der goldenen Kuppeln

Dieser Artikel erschien am 8. August im Magazin von Schleswig-Holstein am Sonntag, am  30. Oktober 2010 in der PAZ (Preußische Allgemeine Zeitung) und am 4. Juli 2010 in der Pfalzpresse

Von Uta Buhr

Ukraine heißt übersetzt „das Land am Rande.“ Vom touristischen Standpunkt stellt es sich zurzeit noch so dar. Mag das Land auch in weiten Teilen noch nicht für den Tourismus gerüstet sein, so ist Kiew eine wahre Offenbarung, eine einzigartige  Schatzkammer im Osten Europas, die eine Reise lohnt.

Es ist wie im Märchen. Bevor der Wanderer die mit Gold gefüllte Schatzkammer betreten kann, muss er eine Reihe von Prüfungen bestehen. Die Passkontrolle auf dem Flughafen von Kiew verläuft fast noch nach den Ritualen real sozialistischer Zeiten. Die Einreiseformulare werden von streng blickenden Beamten akribisch geprüft. Auch die Gesichtskontrollen haben etwas Bedrohliches. Hat man diese überstanden, folgt eine Fahrt über holperige Straßen und Wege durch baumlose Vorstädte mit tristen Plattenbauten. Einzige Farbflecken sind riesige, knallig bunte Reklametafeln, auf  denen in kyrillischer Schrift  für Haushaltsgeräte und Haarpflegemittel geworben wird.

Doch die Mühsal wird belohnt. Nach gefühlten mehreren hundert Kilometern zerreißt der Vorhang, und vor uns liegt eine zauberhafte Metropole – eine Symphonie aus Gold und Grün. Wie Smaragde funkeln die Dächer von Kirchen und Gebäuden, überstrahlt vom goldenen Glanz der Kuppeln. Das wie Rom auf sieben Hügeln erbaute Kiew ist eine Stadt voller Parks. Die ausladenden Kronen alter Kastanienbäume beschatten Straßen und  Plätze. Mit dem Stadtplan in der Hand beginnen wir unseren Rundgang am Unabhängigkeitsplatz, dem Majdan. Hier begann im Winter 2004 die „Orangene Revolution“. Hunderttausende Ukrainer protestierten seinerzeit friedlich gegen den Wahlbetrug bei der Präsidentschaftswahl. Continue reading „Kiew – die Stadt der goldenen Kuppeln“

Lasst Blumen sprechen

erschienen im Hamburger Abendblatt am 1. November 2010

Von Johanna R.Wöhlke

Wer bekommt nicht gerne Geschenke? Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, sagt der Volksmund – nehmen wir einmal an, er ist wie immer nicht weit von der Wahrheit entfernt.

Beliebte kleine Geschenke, die uns allen immer wieder Freude machen, sind natürlich Blumen – obwohl Blumen eigentlich keine Geschenke im üblichen Sinne sind und als solche angesehen werden. Sie sind eben noch viel mehr als das. Continue reading „Lasst Blumen sprechen“