Die Krone angetragen: Friedrich Wilhelm IV.

Von Dr. Manuel Ruoff

Eduard von Simson leitete gleich zwei Kaiserdeputationen, eine im Jahre 1849, eine 1870 – Präsident mehrerer Parlamente

Friedrich Wilhelm IV.

Eduard von Simson leitete als Präsident des Frankfurter Paulskirchenparlamentes die Kaiserdeputation, die 1849 Friedrich Wilhelm IV. die deutsche Kaiserkrone anbot. Der preußische König lehnte das „Hundehalsband, mit dem man“ ihn „an die Revolution von 1848 ketten will“, ab und brachte damit die Revolution von 1848/49 zum Scheitern.

Weniger bekannt dürfte sein, dass Simson als Präsident des Reichstages des Norddeutschen Bundes auch die Deputation leitete, die 1870 Fried­rich Wilhelms IV. Bruder Wilhelm I. die Kaiserkrone antrug – diesmal mit Erfolg. Otto von Bismarck hat diese Parallele als einen „Witz der Geschichte“ und „ein reizendes Spiel des Ge­schicks“ bezeichnet. Tatsächlich gibt es wohl keinen anderen Deutschen, der in einer vergleichbar exponierten Stellung sowohl an dem gescheiterten Versuch der Reichs­einigung der Jahre 1848/49 „von unten“ als auch am geglück­ten Versuch der Reicheinigung der Jahre 1870/71 „von oben“ beteiligt gewesen wäre. Continue reading „Die Krone angetragen: Friedrich Wilhelm IV.“

Das Lob kommt per Knopfdruck – Facebook

erschienen im Hamburger Abendblatt am 8. November 2010

Von Johanna R. Wöhlke

Wie werden wir doch gerne von anderen gelobt! Wie freuen wir uns immer wieder daran, dass andere uns gern haben, so richtig gern haben! Lange Zeit gehörte das angewandte Wissen darum nur den Pfarrern, den Lehrern und Müttern – wie waren sie doch immer gut zu uns im Loben unseres Tuns und unserer Werke!

Das ist nun vorbei. Die Dreieinigkeit von Pfarrern, Lehrern und Müttern hat Konkurrenz bekommen. Starke Konkurrenz. Sie hat eine Konkurrenz bekommen, die so stark ist, dass sie alles andere weit überstrahlt. Diese Konkurrenz hat einen Namen. Sie heißt Facebook. Wer wahrgenommen werden will, der hat heute eine Seite in Facebook – egal, wie kritisch er diesem Internetportal gegenüber steht, egal, wie oft er schon den Verlust seiner Privatheit beklagt hat, egal. Continue reading „Das Lob kommt per Knopfdruck – Facebook“

Was Pantheon und Allerheiligen verbindet

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 1400 Jahren widmete Papst Bonifatius IV. den Römer-Bau den Märtyrern – der Ursprung des Kirchenfestes

Papst Bonifatius IV. verdankt Westeuropa nicht nur den Ursprung von Allerheiligen, sondern auch, dass das Pantheon in Rom, einer der eindrucksvollsten Bauten der Antike, erhalten blieb.

Pantheon
Pantheon in Rom

Bonifatius IV. erfreute sich ebenso wie sein Vorgänger Bonifatius III., dessen Nachfolge er 608 angetreten hatte, freundschaftlicher Beziehungen zum oströmischen Kaiser Phokas. Auf seine Bitte hin schenkte ihm der weltliche Herrscher das Pantheon. Dabei handelte es sich zu jenem Zeitpunkt noch nicht um eine christliche Kirche. Um 26 vor Christi Geburt hatte Marcus Vipsanius Agrippa zu Ehren seines Freundes, Förderers und Schwiegervaters Augustus einen Tempel errichten lassen. Anlass war der gemeinsame Sieg über Marcus Antonius und Kleopatra in der Seeschlacht bei Actium 31 v. Chr. Über ein Jahrhundert später wurde der Bau ein Opfer der Flammen, als 80 n. Chr. Rom von einem Großbrand heimgesucht wurde. In der Regierungszeit Kaiser Domitians von 81 bis 96 wurde das Gebäude wieder aufgebaut. 110 schlug der Blitz in den Sakralbau ein. Continue reading „Was Pantheon und Allerheiligen verbindet“