Allein mit der seltenen Krankheit EDS

Cover
Cover

von Maren Schönfeld

Karina Sturm legt mit diesem Erfahrungsbericht mit Tagebucheinschüben eines der ersten, wenn nicht gar das erste deutschsprachige Buch aus Betroffenensicht über das Ehlers-Danlos-Syndrom, Halswirbelsäuleninstabilität und die damit verbundenen Probleme vor. Sie schildert ihre schier endlosen Versuche, auf klassischem Wege und schließlich auch unter Einsatz ihrer eigenen Ersparnisse zu einer Diagnose und anschließenden Therapie zu kommen. Dieser Weg des Resignierens und immer wieder Aufstehens führt sie schließlich bis in die USA. Kaum zu glauben, dass die Autorin erst Ende Zwanzig ist und bereits vier Jahre ihres jungen Lebens in den Kampf investiert hat, und zwar nicht nur für sich allein. Sie hat sich vielmehr zum Ziel gesetzt, nicht nachzulassen, bis ihre seltene Krankheit sehr viel bekannter wird, und „zwar so lange bis in Continue reading „Allein mit der seltenen Krankheit EDS“

Kaleidoskop mit Morgenstern

von Maren Schönfeld
Foto: Katharina Jaglewicz

Kaleidoskop-Akteure
B. Bolduan, B. Cleve, B. Halenta, V. Maaßen, M. Bühler, Stella’s Morgenstern (v.l.n.r.)

Wer bei Bad Segeberg an Karl May denkt, hat die Buchhandlung „Wortwerke“ noch nicht kennengelernt. Es ist viel mehr als eine Buchhandlung, denn das Gesamtkonzept aus der Gastronomie „Blattwerk“, die mit selbstgemachten Kuchen und kleinen Speisen sowie einem breiten Teesortiment aufwartet, dem Bücherzimmer mit „Schmökerexemplaren“ und Sesseln vor den Regalen, den Ausstellungsflächen für Bilder und Kunsthandwerk ist eigentlich schon für sich ein Kaleidoskop. Entsprechend früh erscheinen die Gäste vor der für den Abend angesetzten Veranstaltung, um sich auf den prächtigen Sofas und Holzstühlen vor dem Ofen niederzulassen und Tee mit Continue reading „Kaleidoskop mit Morgenstern“

Ausstellung DIE NEUEN in der GEDOK

Einladungskarte
Einladungskarte

von Maren Schönfeld

Kaum bin ich in die GEDOK Hamburg, Literatursparte, eingetreten und sehr freundlich und offen aufgenommen worden, schon findet eine Ausstellung mit tollen Veranstaltungen statt!

Am Dienstag, 12.01., um 19 Uhr ist die VERNISSAGE. DIE NEUEN sind Silke Decker, Desiree Leiprecht, Ele Runge, Rufina Schröter, Gundula Thors, Astrid Vehstedt, Anja Weyer, Charlotte Wippermann und ich. Sabine Rheinhold wird die Begrüßung vornehmen und Katharina Holstein-Sturm in die Ausstellung einführen. Außerdem werden zu diesem Termin die Jahresgaben 2016 von Heidemaria Thiele vorgestellt.

ZUKUNFT BRAUCHT ERINNERUNG: Mit diesem KONZERT von jüdischen Musikschaffenden aus drei Jahrhunderten geht es am Samstag, 30. Januar; um 18 Uhr weiter. Corinna Meyer-Esche (Mezzosopran), Ewelina Nowicka (Violine), Jennifer Hymer (Klavier), Hans-Jörg Frey (Schauspieler) sowie Jürgen und Helga Bertram (Autoren) bestreiten den Abend, Sabine Rheinhold moderiert.

Kinder sind dabei, wenn am Sonntag, 31. Januar; um 12 Uhr zur MATINEE ZwischenSpiel geladen wird: Kinder musizieren, nämlich Klara Khomskii (Klavier), Marin Khomskii (Violine) und Edvard Rundberg (Klavier).

Aus der Anthologie „Das Mädchen mit dem roten Koffer und andere unglaubliche Geschichten“, illustriert von Tita do Rego Silva, gibt es am Freitag, 12. Januar, um 19 Uhr eine LESUNG mit Láslò Kova und Ellen Sell. Musik: Shin Yin Ling (Querflöte), Hanna Malzahn moderiert.

Letztlich erwartet uns am Mittwoch, 24. Februar, um 19 Uhr die FINISSAGE MIT LESUNG, bei der wir neu zur GEDOK gestoßenen Autorinnen Desiree Leiprecht, Gundula Thors, Astrid Vehstedt und ich aus unseren Texten lesen, uns und unsere Bücher vorstellen.

Und zwischen all diesen Terminen können Sie sich die Ausstellung ansehen. Die GEDOK hat dienstags bis freitags von 13 bis 18 Uhr und samstags von 13 bis 16 Uhr geöffnet. Dann werden Sie in der Ausstellung eine der Künstlerinnen treffen.

Achtsamkeit und Ganzheit

von Maren Schönfeld

Buchcover
Buchcover

Weihnachten und Hektik? Nö. Schauen Sie doch mal nach diesem schönen Haiku-Buch …

Eine Gruppe Kraniche bewegt sich auf dem in Grautönen gestalteten Buchdeckel. Sie sind wohl mit Tusche gezeichnet, filigrane Vögel, die als erstes meine Aufmerksamkeit fangen und mich veranlassen, das kleinformatige, quadratische Hardcover in die Hand zu nehmen und hineinzuschauen. Pro Seite erwarten mich höchstens zwei Haiku. Die Leerräume erlauben Konzentration auf einen einzelnen Text. Susanne Leiste-Bruhn hat Haiku geschrieben, die eine ruhige, medidative und melancholische Stimmung erzeugen. Die nach Jahrenszeiten angeordneten Haiku können Begleiter durch ein Jahr sein, kleine Zufluchten in ein beschwichtigendes Innehalten, Continue reading „Achtsamkeit und Ganzheit“

Spiel-Arten der Lyrik

Quelle: www.tage-der-poesie.de
Quelle: www.tage-der-poesie.de

zu den Tagen der Poesie in Sachsen vom 25.-27. Juni 2015

von Maren Schönfeld

Zum dritten Mal lud die Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik zu den Tagen der Poesie, dieses Mal nach Zwickau. Zum Thema „Spiel-Arten der Lyrik“ trafen sich Lyriker, Gedichtfilmer, Musiker und bildende Künstler, die den thematischen Säulen Lyrik und bildende Kunst, Lyrik und Musik sowie Lyrik und ihre darstellerische Umsetzung auf individuelle Weise Leben verliehen. Doch vor Beginn der etwa zwanzig Kurzvorträge umfassenden Tagung bildeten zwei Lesungen am Donnerstag den Auftakt. In der Hochschulbibliothek Zwickau lasen der Vorsitzende der Lyrikgesellschaft und Initiator sowie Projektleiter der „Tage der Poesie in Sachsen“ seit 2009, Ralph Grüneberger, gemeinsam mit Siegmar Faust, Gabriele Frings und Maria Schüritz. Matthias Biskupek moderierte die Lesung. Continue reading „Spiel-Arten der Lyrik“

Literatur im Acht-Minuten-Takt

Bahman Nader-Nezhad, Heike Hartmann-Heesch Foto:Maren Schönfeld
Bahman Nader-Nezhad, Heike Hartmann-Heesch
Foto:Maren Schönfeld

von Maren Schönfeld

Erster Bahman-Preis der altonale-Lesebühne verliehen

Einmal im Monat ist im Bistro Roth in Ottensen offene Lesebühne unter der Leitung des Autorennetzwerks Textfabrique51. Jede/r kann kommen und spontan vorlesen. Einmal im Jahr jedoch gibt es anlässlich der altonale, dem Stadtfest in Altona, eine besondere Lesebühne, um deren Teilnahme man sich bei der Textfabrique51 im Vorwege bewirbt. Erstmals gibt es in diesem Jahr den Bahman-Preis, benannt nach dem Bistro-Inhaber Bahman Nader-Nezhad, zu gewinnen. Seit vielen Jahren istdas Bistro Roth eine Ottenser Institution für Literatur mit regelmäßigen Termine wie der Lesebühne und Einzellesungen, im Lokal liegen Continue reading „Literatur im Acht-Minuten-Takt“

Von Kirschblüten und Regenpfeifern

Miyoko Oshima, Mitglieder des Haiku-Kreises Wiesbaden (Foto: Maren Schönfeld)
Miyoko Oshima, Mitglieder des Haiku-Kreises Wiesbaden (Foto: Maren Schönfeld)

Tagung der Deutschen Haiku-Gesellschaft in Wiesbaden

von Maren Schönfeld

Bei meiner Abreise waren in Hamburg etwa 16 Grad, bei der Ankunft in Wiesbaden waren es 25 – und das sollte noch nicht alles gewesen sein. Pünktlich zu Tagungsbeginn am vergangenen Freitag brachte das Thermometer es auf über 30 Grad. Unversehens waren wir, die Mitglieder der Deutschen Haiku-Gesellschaft (DHG), nicht nur bei unserer Tagung, sondern auch im Hochsommer angekommen. Autorinnen und Autoren, die sich intensiv mit japanischer Dichtung befassen, reisten aus allen Ecken Deutschlands, Continue reading „Von Kirschblüten und Regenpfeifern“

Vom prallen Leben – Alltagsgedichte mit Amelie Fechner und Hilke Billerbeck (Gitarre)

A. Fechner u. H. Billerbeck,  Foto: Maren Schönfeld

Donnerstagabend um halb acht in Blankenese. Die Straßen sind ziemlich leer, was möglicherweise an dem wichtigen Fußballspiel des HSV liegt. Dennoch finden sich rund 40 Menschen in der Buchhandlung Kortes ein, um die Lesung von Amelie Fechner aus ihrem Buch „Alltagsgedichte – Das pralle Leben“ zu hören. Lyrik ist noch immer nicht so tot wie sie geredet wird. Ich finde einen Platz in der zweiten Reihe, die Buchhandlung hat die Bestuhlung offen genug hingestellt, dass man hindurchgehen und die Bücherregale betrachten kann. Trotzdem sind die beiden behaglichen Räume gut gefüllt. Ich sitze mit gemischten Gefühlen hier. Mein Rezensionsexemplar kam wegen des Poststreiks Continue reading „Vom prallen Leben – Alltagsgedichte mit Amelie Fechner und Hilke Billerbeck (Gitarre)“

„In Karaganda ist immer Sommer …“

Arno Surminski Foto: Maren Schönfeld
Arno Surminski
Foto: Maren Schönfeld

von Maren Schönfeld

zur Buchvorstellung von Arno Surminski: „Als der Krieg zu Ende ging“

„In Karaganda ist immer Sommer“, denkt die namenlose Frau, nachdem sie mehr als fünfzig Jahre nach der Verschleppung der Eltern einen Brief erhält und erfährt, dass Vater und Mutter in Karaganda gestorben sind. Längst lebt sie in dem Land, „zu dem das Kind gehörte“ [S. 53], wuchs ohne die leiblichen Eltern bei einer anderen Familie auf. Schon vor der Frage des Lektors nach der Autobiografie ist klar: Dies ist Arno Surminskis eigene Geschichte. Er hat nur aus dem kleinen Jungen, der er war, für den Text ein kleines Mädchen gemacht. Eine Autobiografie zu schreiben traue er sich nicht zu, sagt Continue reading „„In Karaganda ist immer Sommer …““

Leipziger Buchmesse 2015

von Maren Schönfeld

Buchcover
Buchcover

In diesem Jahr findet die Leipziger Buchmesse vom 12. bis 15. März statt. Längst ist diese bibliophil ausgerichtete Messe, die auch Selfpublishern und Autoren kleiner Verlage sowie den kleinen Verlagen selbst Präsentationsmöglichkeiten bietet, kein Geheimtipp mehr. Wer gesehen werden will, fährt nach Frankfurt – wer fein erstellte, literarisch hochwertige Bücher auch jenseits des Mainstreams ansehen und mit anderen Literaturschaffenden in Verbindung kommen möchte, fährt nach Leipzig.

Donnerstag und Freitag sind die Fachbesuchertage (Tagesticket € 11,50), am Freitag ist auch der Tag der Schulklassen. Sonnabend und Sonntag ist die Messe für alle geöffnet (Tagesticket ab € 14,50). Auch die Antiquariatsmesse ist sehr sehenswert. Continue reading „Leipziger Buchmesse 2015“

„O Freude. Leipzig im Gedicht“ erscheint zur Leipziger Buchmesse

O Freude
Bild: GZL

von Maren Schönfeld / Pressemitteilung der GZL

„Leipzig – schreibt sich“ ist einer der Reime aus den über 400 Texteinsendungen von 221 Autorinnen und Autoren im Alter von 19 bis 91 Jahren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum und weiteren sechs Ländern. Im Mai 2014 hatte die in der Messestadt ansässige internationale Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik (GZL) dazu aufgerufen, sich mit Lyrik und Kurzprosa mit dem Thema Leipzig an der Frühjahrsausgabe 2015 der Zeitschrift „Poesiealbum neu“ zu beteiligen. Nunmehr ist die Auswahl abgeschlossen und umfasst eine Auswahl von 128 Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Finnland, Österreich, Schweden, der Mongolei, Schweiz und Türkei. Zur Leipziger Buchmesse wird die Ausgabe, die erstmals das Format eines Taschenbuches haben wird, erscheinen. Die Buchpremiere ist am 21. April in der Leipziger Stadtbibliothek geplant.

„Wie tief Leipzigs Chronik und Gegenwart in den Biographien vieler literarisch tätiger Menschen verwurzelt ist, zeigt sich anhand dieser poetischen Stimmungsbilder und lyrischen Geschichtsschreibung“ – so Burkhard Jung in seinem Grußwort zu dieser Ausgabe.

Das Pendant zu den Leipzig-Texten, die Sonderausgabe „Gedichte von Welt“ mit Lyrik aus Leipzigs Partnerstädten, wird als eine der ersten Veranstaltungen im Jubiläumsjahr am 22.1. um 19.30 Uhr im Literaturhaus Leipzig vorgestellt. Gelesen werden die ins Deutsche übertragenen Gedichte von Maja Gille und Axel Thielmann. Den musikalischen Part teilen sich das Cosmic Love Projekt und Michael „Massa“ Großwig. Vorstellen wird das Projekt der Herausgeber Ralph Grüneberger.

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung wird an diesem Abend die Verlosung der 4 Sachpreise der Ausschreibung „Leipzig im Gedicht“ vornehmen. Den Hauptpreis, eine Papierarbeit mit dem Titel „Blick auf Leipzig“ im Wert von 900 €, stiftete der Leipziger Maler Gert Pötzschig. Weitere Preise stellten die Leipziger Tourismus und Marketing GmbH und die Leipziger Filiale Hugendubel zur Verfügung. Unterstützt wird die Veranstaltung der GZL vom Kulturamt Leipzig und dem Verein „Leipzig 2015“.

………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………

http://www.l-iz.de/Veranstaltungen/B%C3%BChne/O-Freude-Leipzig-im-Gedicht-erscheint-zur-Buchmesse-59180.html

Spaziergang

Eine Weihnachtsgeschichte von Maren Schönfeld

Schnee fehlt noch... Foto: Maren Schönfeld
Schnee fehlt noch…
Foto: Maren Schönfeld

Still, bewegungslos steht sie an der Tür zum Garten. Durch die Scheibe spürt sie die Kälte. Eine Amsel pickt an der Apfelhälfte, die sie am Morgen für die Tiere hingelegt hat. Eine Handvoll Schwarz auf der Schneedecke. Sie lässt den Blick am Ahorn hochwandern, soweit es geht. Der Baum überragt das Haus, ein Riese in einem Hinterhof, von der Straße aus nicht zu sehen. Kahle schneebepuderte Äste, die beiden Tauben sind nicht da. Die Amsel pickt noch immer. Vorsichtig tritt sie einen Schritt zurück, wendet sich ab. Die Küche ist aufgeräumt. Auf dem Tisch steht die kleine Keramikvase mit zwei Tannenzweigen. Continue reading „Spaziergang“

Die Kräne

Foto: Maren Schönfeld
Foto: Maren Schönfeld

von Maren Schönfeld

Die Kräne ragen nicht in die Wolken, sie tragen die Wolken, die sich wie riesige Kissen übereinander türmen, zwischen denen eine Lücke Licht blitzen lässt, ein Loch im Stoff oder nur eine poröse Stelle.

Die Kräne ragen nicht über die Schiffe, sie halten die Schiffe am Kai mit Containerarmen, Greifhänden halten sie sie, schmiegen sich Riesen an die Mauern für ein paar Stunden, bevor die See sie zurückholt und die Kräne einsam am Kai stehen wie Liebhaber, die man versetzt hat, und den Fluss entlangschauen mit erwartungsvollem Blick und am Kai entlangwandern. Continue reading „Die Kräne“

Ich will hier ja nicht alleine leben

Von Maren Schönfeld

Hildegard Kempowski Foto: Maren Schönfeld
Hildegard Kempowski
Foto: Maren Schönfeld

Auf dem antiken Konsolentisch steht ein Bild von Walter Kempowski mit einer Teetasse in der Hand. Neben dem Bild eine Kerze, die Hildegard Kempowski immer dann anzündet, wenn sie im Teepavillon sitzt, vor sich den Buchständer auf dem runden Tisch und mit einem Buch wie das von Lutz Hagestedt, in dem sich Texte wie „Die lakonischen Gedichte Kempowskis und die Lyriktheorie Benns“ finden. Dass sie nur noch lesen möchte, sagt sie manchmal. Und in den Garten schauen: Der Ausblick in die großen Büsche, das Vogelhaus vor dem Fenster. Die große Freude, die Vögel zu beobachten, aber dazu ist nicht viel Zeit im Haus Kreienhoop, in dem sich Literaturinteressierte und Schreibende begegnen können. Walter Kempowski hat es selbst geplant und sich „darüber genauso viele Gedanken gemacht wie über jeden meiner Romane“. Draußen am Zaun im Schaukasten wird zum spontanen Klingeln eingeladen. Continue reading „Ich will hier ja nicht alleine leben“

Pen Port Hamburg im Museum der Arbeit

Pen Port Hamburg
Foto: Maren Schönfeld

Von Maren Schönfeld

Draußen auf dem Gelände findet jedes Jahr der große Flohmarkt statt, der bekannt ist – aber drinnen ist das eigentlich Spektakuläre: Die Füllhalterbörse. Um halb neun morgens komme ich an, da sind die eingefleischten Schreibgerätesammler bereits auf Tour. Kaum sind Kisten ausgepackt, Stifterollen entrollt, beugen sich auch schon fachkundige Menschen, ausgerüstet mit Lupen, darüber und taxieren in Windeseile die aufgereihten Schätze. Ich winke Tom heran und bitte ihn um Bewertung dreier Füllhalter, die aus dem Nachlass meiner Schwiegereltern stammen. Tom hat in Sekunden die Details erfasst, die er im Dieter-Thomas-Heck-Tempo verlauten lässt (dies ist ein seltenes Exemplar, der hier hat eine Stahlfeder und ist im schlechten Zustand, unddieser da, naja -), mir drei Zahlen genannt und fröhlich gewunken, Continue reading „Pen Port Hamburg im Museum der Arbeit“

Blue Port Ahoi

von Maren Schönfeld

IMG_20140802_213756
Foto: Maren Schönfeld

 

Christopher Street Day, Dom, Fußball und Cruise Days kommen an diesem Wochenende zusammen. Und der Künstler Michael Batz hat erneut den Hamburger Hafen mit seiner Lichtinstallation in Blau getaucht. Gestern am späten Nachmittag an den Landungsbrücken: Offenbar haben sich alle hier getroffen. Tatsächlich sollen 350.000 Menschen alle Besucherrekorde gebrochen haben. Die Treppenstufen zu den Brücken sind zu Tribünen geworden. Alle Tische der Lokale voll besetzt. Bei Nordsee gibts kein Bier vom Fass mehr. In den Toiletten lange Warteschlangen. Wir wühlen uns durch bis zur Barkasse, auf der wir vorher Plätze gebucht haben. Die Fahrt beginnt an der Rickmer Rickmers. Noch ist es hell, die blaue Beleuchtung macht nicht viel her, aber es gibt viele Schiffe zu bestaunen. Eine Stunde später ist plötzlich alles in blaues Licht getaucht. Dreimaster durchsegeln die doppelt blaue Stunde. An der Elbphilharmonie erscheint ein blaues Muster. Der Michel, die Hafenkräne, Blohm & Voss, die Fischauktionshalle, alles ist blau Continue reading „Blue Port Ahoi“

Nachrichten aus einem literarischen Universum

Zu Peter Gosses Essayband „Vom allmählichen Verfertigen von Welt im Dichten“

von Maren Schönfeld

Grafik Volker Stelzmann
Grafik von Volker Stelzmann

Das Problem mit Literatur über Literatur ist, dass man die in Bezug gesetzte, also diejenige, über die literarisch berichtet wird, möglichst gelesen haben sollte, um dem über Literatur Geschriebenen auch folgen zu können. Das ist meistens so, aber nicht immer. Manchmal ist die Literatur über Literatur so lehrreich, vergnüglich und inspirierend, dass sie fast – ein Frevel? – erbaulicher erscheint als diejenige, die sie zum Thema hat. Bestenfalls fühlt sich der Adressat dieses Essaybandes  motiviert, die Bezugstexte (erneut) zu lesen – oder er befindet den Genuss der Sekundärliteratur als in einem Maße erquicklich, dass er das – möglicherweise mühsame – Studieren der Quellen als entbehrlich erachtet.  Letztere gilt wohl in besonderem Maße für LiteraturstudentInnen,   die nach zusätzlichen Informationen zu ihren Vorlesungen suchen oder sich gezielt auf eine Prüfung vorbereiten wollen/müssen. Continue reading „Nachrichten aus einem literarischen Universum“

Ein Mops ist gar kein Hund

von Maren Schönfeld

Mops Anton
Mops Anton

„Manche glauben ja, sie schafften sich einen Hund an. Aber ein Mops ist gar kein Hund!“, sagt Frau W. und guckt missgestimmt zu ihrem Haustier. Zärtlich streichele ich Antons samtweiches Fell und kraule seinen Kopf. Er gibt kleine entzückte Grunzlaute von sich und kommt vorsichtig ein bisschen näher. Indes hat Frau W. mir einen Espresso zubereitet.
„Was ist ein Mops denn?“, frage ich höflich.
„Eigentlich ist Anton eher wie ein alter Mann, jedenfalls was die Geräusche angeht. Er rülpst, schnarcht und pupst.“
Anton tut mir leid. Er erweckt nicht den Eindruck, sich absichtlich ungebührlich zu benehmen, nein, vielmehr scheint es mir, als sei es ihm selbst eher unangenehm.
„Wie alt ist Anton denn?“, frage ich in der Hoffnung, Antons positive Seiten durch die Fortsetzung des Gesprächs seinem Frauchen zu entlocken. Continue reading „Ein Mops ist gar kein Hund“