Bach widmete ihm Meisterwerk

erschienen in der PAZ

von Dr. Manuel Ruoff

Der jüngste Sohn des Großen Kurfürsten, Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt
Wie die böse Stiefmutter im Märchen trachtete auch die Mutter von Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt, die zweite Ehefrau des Großen Kurfürsten Dorothea Sophie, danach, das materielle Wohl ihrer leiblichen Kinder zu mehren. Wenn ihr auch unterstellt wurde, ihren Stiefkindern nach dem Leben zu trachten, so konnte sie doch ihren eigenen Nachwuchs nicht in den Besitz eines Fürstentums bringen, aber sie konnte Vermögen anhäufen und dieses ihren Kindern vererben. Sie erwarb Schwedt und Umgebung und schuf damit die materielle Grundlage für die Continue reading „Bach widmete ihm Meisterwerk“

Der Arbeiterführer starb wie ein Aristokrat

Von Dr. Manuel Ruoff

Foto: Maren Schönfeld
Foto: Maren Schönfeld

Vor 150 Jahren erlag Ferdinand Lassalle den Folgen eines Duelles mit dem Verlobten seiner Ex-Geliebten Helene von Dönniges

Schon fast grotesk, um nicht zu sagen komisch, ist der Anachronismus, dass Ferdinand Lassalle, der als Sozialist eine nachbürgerliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung wollte, einem vorbürgerlichen Ritual zum Opfer fiel und dass das Ende des begnadeten Führers des erst aus der modernen Industrialisierung hervorgegangenen Vierten Standes an eine antike Tragödie erinnert. Beide Hauptprotagonisten der Liebestragödie haben ihr Fehlen später eingesehen und bereut – aber da war es zu spät, um die Katastrophe zu verhindern.

Erschöpft vom politischen Kampf gönnte sich der 1825 in Breslau geborene Hauptinitiator und Präsident der ältesten SPD-Vorläuferorganisation ADAV ab Mitte Juli 1864 einen Kuraufenthalt in der Schweiz, im Kurort Kaltbad auf dem Rigi. Als die damals 21-jährige Helene von Dönniges hiervon Continue reading „Der Arbeiterführer starb wie ein Aristokrat“

Das Brandenburger Tor – Erstmals mit dem Eisernen Kreuz

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 200 Jahren wurde das Brandenburger Tor in seiner heutigen Form der Öffentlichkeit vorgestellt

Mit oder ohne Eisernes Kreuz? Diese Frage spaltete zeitweise die Deutschen. Das SED-Regime ließ das Kreuz wie auch den Preußenadler von der Quadriga entfernen, nach der kleinen Wiedervereinigung kehrten sie zurück. Vor zwei Jahrhunderten wurden die beiden Symbole erstmals mit der Quadriga des Brandenburger Tores verbunden.

In einem Tiefpunkt preußischer Geschichte, der Phase napoleonischer Fremdherrschaft, erwachsen erst Preußen und später auch Deutschland zwei identitätsstiftende Symbole, die mehr oder weniger bis in unsere Gegenwart Bestand haben. Da ist zum einen das Brandenburger Tor. Dieses Tor gibt es schon seit 1791, aber erst durch den Raub der Quadriga durch Napoleon nach dem Vierten Koalitionskrieg von 1806/07, der die Figurengruppe als Kriegsbeute in seine Hauptstadt verbrachte, Continue reading „Das Brandenburger Tor – Erstmals mit dem Eisernen Kreuz“

Gründer und Märzminister

erschienen in der PAZ

David Hansemann schuf Vorgänger von Aachen-Münchner und Deutscher Bank

David Hansemann wäre gleich in zweifacher Hinsicht einen Lexikonartikel wert. Zum einen als Gründer diverser Unternehmen, zum anderen als Finanzminister und einer der führenden Köpfe der preußischen Märzregierung.
Das am 12. Juli 1790 in Finkenwerder bei Hamburg geborene jüngste der elf Kinder des Eberhard Ludwig Hansemann war zwar ein Pastorensohn, aber für ein Theologiestudium reichte wohl angesichts der Kinderschar das Geld nicht und so begann er 1805 eine kaufmännische Lehre im Handelsgeschäft von Ferdinand und Johann Daniel Schwenger in Rheda. In der Franzosenzeit Continue reading „Gründer und Märzminister“

Hunderten Lokomotiven gab er seinen Namen

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 160 Jahren starb mit August Borsig eine typische Gründerpersönlichkeit der deutschen Industrialisierung im 19. Jahrhundert
Der „Lokomotivenkönig“, wie August Borsig bezeichnenderweise von Alexander von Humboldt genannt wurde, gründete den größten Lokomotivenproduzenten Europas und den neben Baldwin Locomotive Works in den USA größten der Welt.

Zunächst schien es so, als würde Johann Friedrich August Borsig in die Fußstapfen seines Vaters treten. Der am 23. Juni 1804 in Breslau als zweites von fünf Kindern geborene Schlesier erlernte das Zimmererhandwerk. Daneben besuchte er die Kunst-, Bau und Handwerkschule seiner Geburtsstadt. Ein Stipendium ermöglichte ihm ab 1823 den Besuch des Königlichen Gewerbe-Instituts in Berlin. Continue reading „Hunderten Lokomotiven gab er seinen Namen“

Warum der 17. Mai?

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Norwegens Nationalfeiertag erinnert an die Verfassung von Eidsvoll

Dänen und Schweden verbindet ihr Skandinaviertum. Aber in den napoleonischen Kriegen standen sie schließlich auf unterschiedlichen Seiten. Großbritanniens Aggressivität aus Zweifel an der Neutralität Dänemarks führte die Dänen in Napoleons Lager, während mit Jean-Baptiste Bernadotte ausgerechnet ein Marschall Bonapartes in seiner Eigenschaft als Kronprinz Schwedens die Schweden in das Lager der antinapoleonischen Koalition führte.

Bonapartes Gegner obsiegten schließlich und so musste sein dänischer Verbündeter im Kieler Frieden vom 14. Januar 1814 Norwegen an Schweden abtreten. Die Norweger waren jedoch nicht bereit, sich so ohne Weiteres als Kriegsbeute der Schweden von diesen vereinnahmen zu lassen. Wie Continue reading „Warum der 17. Mai?“

„Sekretär Europas“ und rechte Hand Metternichs

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff
Friedrich Gentz führte auf dem Wiener Kongress Protokoll und gilt als einer der Väter der Karlsbader Beschlüsse
An der Seite und als Feder des österreichischen Regierungschefs Clemens von Metternich wurde Friedrich Gentz zur Zielscheibe der nationalliberalen Bewegung. Dabei war der Publizist im Staatzsdienst ursprünglich nicht nur Preuße, sondern sogar preußischer Beamter und darüber hinaus ein Verteidiger von Aufklärung und Französischer Revolution

Der am 2. Mai 1764 in Breslau geborene Friedrich Gentz entsprach so gar nicht dem gängigen Bild des korrekten preußischen Beamten. Er war Genießer, liebte neben Speis und Trank auch die Frauen und nicht nur eine, neigte dazu, über seine Verhältnisse zu leben, arbeitete lieber zuhause Continue reading „„Sekretär Europas“ und rechte Hand Metternichs“

Preußischer David gegen dänischen Goliath

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff
Vor 150 Jahren rettete das Kanonenboot »Basilisk« den Rückzug des Tegetthoff-Geschwaders im Seegefecht bei Helgoland

Im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 war Dänemark den deutschen Großmächten Preußen und Österreich zu Lande unter-, aber zu Wasser überlegen. Der skandinavische Staat nutzte diese Überlegenheit, um gegen Preußen eine Seeblockade zu verhängen. Zum Brechen dieser Blockade entsendeten die Österreicher einen Flottenverband aus dem Mittelmeer. So machte sich ein aus den beiden Fregatten „Schwarzenberg“ und „Radetzky“ sowie dem Kanonenboot „Seehund“ bestehendes Geschwader unter Linienschiffskapitän Wilhelm von Tegetthoff auf den Weg vom Mittelmeer in die Nordsee. Das Kanonenboot muss­te wegen eines Unfalls im Ärmelkanal ausscheiden und einen eng­lischen Hafen anlaufen, aber die beiden Fregatten erreichten Anfang Mai die Nordsee. Continue reading „Preußischer David gegen dänischen Goliath“

Des Kaiserreiches inoffizielle Hymne

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff
Wilhelms I. und Augustas Silberne Hochzeit brachte der »Wacht am Rhein« in Krefeld den Durchbruch
„Die Wacht am Rhein“ erhielt erst ein halbes Jahrzehnt nach dem Tode ihres Textdichters jene Melodie, mit der wir sie kennen und mit der sie berühmt wurde. Vor 160 Jahren dirigierte deren Komponist das entscheidende Chorkonzert, das dem Lied den Durchbruch brachte.

Das deutsche Kaiserreich hatte im Gegensatz zu Weimarer Republik, Drittem Reich, Bundesrepublik und DDR keine offizielle Nationalhymne. Bei feierlichen Anlässen wurde das preußische „Heil dir im Siegerkranz“ gesungen. Hierbei handelte es sich jedoch eher um ein Symbol Preußens als des Reiches. Zudem scheint die Melodie aus dem Ausland zu kommen. Continue reading „Des Kaiserreiches inoffizielle Hymne“

Die Düppeler Schanzen

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Am 18. April 1864 erstürmten die Preußen die Düppeler Schanzen der Dänen

Vor 150 Jahren erstürmten 37000 Preußen die von 11000 Dänen verteidigten Düppeler Schanzen. Prinz Friedrich Karl, der Befehlshaber des preußischen Kontingents der antidänischen Koalition der deutschen Großmächte, hatte gehofft, die Schanzen umgehen zu können, doch letztlich sah er sich doch gezwungen, die Brechstange anzusetzen, die materielle und personelle Überlegenheit in die Waagschale zu werfen.
Böse Zungen behaupten, Preußens Führung habe die Schlacht gewollt, um mit den österreichischen Verbündeten gleichzuziehen, denen bereits einige beachtliche Erfolge gelungen waren, und um im innenpolitischen Kampf mit den Liberalen die Sinnhaftigkeit und den Nutzen der Heeresreform zu veranschaulichen. Continue reading „Die Düppeler Schanzen“

Bayerns dritte Königin Marie kam aus Preußen

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Die Mutter Ludwigs II. und Ehefrau Maximilians II. Joseph gründete den bayerischen Frauenverein vom Roten Kreuz

Vor 125 Jahren starb Prinzessin Marie von Preußen. Die bayerische Königin weist einige bemerkenswerte Gemeinsamkeiten mit der preußischen Königin Luise auf.

Ähnlich wie Preußens Königin Luise verlebte auch Bayerns Königin Marie eine glückliche Kindheit. Ihr Vater, Prinz Wilhelm von Preußen, schien als jüngster Bruder Friedrich Wilhelms III. weit genug von der Regentschaft entfernt, um ein ungezwungenes Familienleben führen zu können. Ihre Mutter, Prinzessin Marianne von Preußen, war eine geborene Prinzessin von Hessen-Homburg. Prinzessin Marie von Preußen, das am 15. Oktober 1825 in Berlin als Sonntagskind geborene Nesthäkchen der Familie, verbrachte einen Großteil der Kindheit fernab von der Großstadt Berlin Continue reading „Bayerns dritte Königin Marie kam aus Preußen“

Feuertaufe bei Jasmund

Von Dr. Manuel Ruoff, erschienen in der PAZ

Preußens Marine kämpfte vor 150 Jahren gegen die Dänen

Ihre Feuertaufe erlebte die 1848 gegründete preußische Marine im Deutsch-Dänischen Krieg. Anders als zu Lande, waren die Deutschen den Dänen im ersten Einigungskrieg zur See weit unterlegen. Preußen verfügte nur über 23 dampfgetriebene Kriegsschiffe mit 117 Geschützen, 22 Ruderkanonenboote mit 40 Geschützen sowie drei Segelschiffe.

Dänemark hingegen verfügte über 31 Dampfschiffe mit 387 Geschützen, von denen bei Kriegsausbruch 26 mit 363 Geschützen verfügbar waren, zehn Segelschiffe und 50 zur Küstenverteidigung bestimmte Ruderkanonenboote mit 80 Geschützen. Ähnlich wie die Briten im Ersten Weltkrieg, nutzten die Dänen ihre klare Überlegenheit zur See für eine Seeblockade gegen den deutschen Gegner. Am 15. März 1864 erklärten die Skandinavier die Blockade der preußischen Küste. Continue reading „Feuertaufe bei Jasmund“

Krimkrieg 1854: Gemeinsam gegen Russland

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Krimkrieg: Am 27. und 28. März 1854 sprangen die Westmächte dem Osmanischen Reich zur Seite

Der Krimkrieg unterscheidet sich von der aktuellen Krimkrise nicht zuletzt darin, dass die Krim damals nicht Streitobjekt der Kontrahenten, sondern Hauptkriegsschauplatz war. Nichts­destotrotz drängt sich allein schon aufgrund des Namens ein Vergleich der aktuellen Krise mit dem damaligen Krieg geradezu auf. Und tatsächlich gibt es bei allen Unterschieden eine Reihe durchaus erhellender Parallelen, Analogien und Ähnlichkeiten.

Das fängt bereits mit den Parteien an. Auch vor 150 Jahren standen sich die Westmächte – damals in Form der westeuropäischen Großmächte Großbritannien und Frankreich – sowie die Ostmacht Russland gegenüber. Und auch hinsichtlich des Machtzentrums in der Mitte Europas, Deutschland, war die Lage in mancher Hinsicht vergleichbar. Einerseits stimmten seine Interessen und Ziele mit denen des Westens nicht überein, andererseits stand es nichtsdestoweniger der westlichen Erwartungshaltung gegenüber, sich in der Auseinandersetzung mit der Ostmacht in die Front der Westmächte einzureihen. Continue reading „Krimkrieg 1854: Gemeinsam gegen Russland“

Mehr als nur der Vater des »Märchenkönigs«

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Unter keinem anderen bayerischen Monarchen war der Rang von Kunst und Wissenschaft so hoch angesetzt wie unter Maximilian II.

Bayerns berühmteste Könige, ja Herrscher überhaupt, sind sicherlich die beiden ersten Ludwigs. Da ist zum einen der „Märchenkönig“ Ludwig II., dessen Märchenschlösser Legende sind und dessen früher Tod im Starnberger See bis heute geheimnisumwittert ist. Und dann ist da dessen Großvater Ludwig I., der glühende deutsche Patriot und große Bauherr, dem die Deutschen Nationaldenkmale wie die Walhalla oder die Befreiungshalle verdanken, der aber auch mit der Affäre Lola Montez durch die Gazetten gegangen ist. Die 16 Jahre zwischen dem Jahr der 48er Revolution, in dem die Regierungszeit des Großvaters endete, und dem Jahr des Deutsch-Dänischen Krieges, in dem jene des Enkels begann, bilden die Ära des vergleichsweise unspektakulären Sohnes beziehungsweise Vaters, Maximilian II. Continue reading „Mehr als nur der Vater des »Märchenkönigs«“

Musterbeispiel eines Renaissancefürsten

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Der machiavellistische Kardinal Albrecht von Brandenburg war einer der wichtigsten und populärsten Gegenspieler Martin Luthers

Wohl die meisten an Preußen und den Hohenzollern Interessierten denken bei „Albrecht von Brandenburg“ zumindest als erstes an den Hochmeister des Deutschen Ordens, der Preußens erster Herzog wurde. Darüber sollte man jedoch nicht seinen Cousin gleichen Namens vergessen, der zwar kein Herzog war, aber dafür vor einem halben Jahrtausend, am 9. März 1514, Erzbischof von Mainz und als solcher Metropolit der Kirchenprovinz Mainz, Landesherr des Erzstifts Mainz, Kurfürst und Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches wurde. Der schließlich ranghöchste geistliche Würdenträger des Reiches gilt als Musterbeispiel eines Renaissancefürsten. Er war begabt, gebildet, feinsinnig und kunstinteressiert, aber auch egoistisch, opportunistisch und machia­vell­is­tisch. Continue reading „Musterbeispiel eines Renaissancefürsten“

Der erste Landmeister des Deutschen Ordens in Preußen

erschienen in der PAZ

von Dr. Manuel Ruoff

Vor 775 Jahren starb Hermann Balk in Würzburg

Der Hochmeister des Deutschen Ordens Hermann von Salza hatte in dem ersten Landmeister in Preußen, Hermann Balk, einen kongenialen Mitstreiter bei der Eroberung, Christianisierung und Besiedlung des Prußenlandes.

In der Hermann Balks Landmeisterzeit vorausgegangenen Amtszeit als Deutschmeister des Ordens ab 1219 fielen für die weitere Geschichte des Ordens und Prußenlandes wichtige Ent­schei­dungen. So schloss der Orden am 16. Mai 1230 mit Konrad von Masowien den Vertrag von Kruschwitz, in dem der Herzog dem Orden das Kulmer Land übertrug. Die Initiative dazu soll vom Deutsch­meister Balk ausgegangen sein. Noch im selben Frühjahr führte Balk als neuer Landmeister in Preußen fünf Deutschordensritter mit Gefolge ins Land der Prußen. Continue reading „Der erste Landmeister des Deutschen Ordens in Preußen“

Wie die Französische Republik Indochina verlor

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 50 Jahren endete die Entscheidungsschlacht von Dien Bien Phu mit der Niederlage der Kolonialherren

In Vietnam versuchten nach der Niederlage der japanischen Besatzungsmacht im Zweiten Weltkrieg sowohl die im März 1945 von den Japanern vertriebenen alten Kolonialherren, sprich die Franzosen, als auch das Kolonialvolk, sprich die Viet-Nam Doc-Lap-Dong-Minh-Hoi (Front für den Kampf um die Unabhängigkeit Vietnams), kurz Viet Minh, das entstandene Machtvakuum zu füllen. Die Kompromißlösung vom 6. März 1946 lautete, daß die am Tage der japanischen Kapitulation, also am 2. September 1945, von den Viet Minh proklamierte Demokratische Republik Vietnam ein „freier Staat“ innerhalb der Französischen Union sein solle. Diese Kompromißformel konnte allerdings längerfristig den Krieg nicht verhindern. Continue reading „Wie die Französische Republik Indochina verlor“

Warum in Madrid die Bourbonen regieren

erschienen in der PAZ

Von Dr. Manuel Ruoff

Vor 300 Jahren beendete der Rastatter Frieden den Spanischen Erbfolgekrieg – Die Spanischen Niederlande wurden österreichisch

An der Schwelle vom 17. zum 18. Jahrhundert herrschte in Madrid Karl II. Karl war nicht wie der heutige spanische König Juan Carlos Bourbone, sondern Habsburger. Außer im spanischen herrschte Karl auch in den Königreichen Neapel und Sizilien sowie Sardinien. Der Habsburger war ein Ergebnis von Inzucht zwischen den Königshäusern sowie von Geburt an schwächlich und krank. Der König blieb kinderlos und sein relativ früher Tod bereits im vierten Lebensjahrzehnt stellte keine wirkliche Überraschung dar. So stellte sich frühzeitig die Frage seiner Nachfolge.

Drei Thronanwärter sind hier zu nennen. Leopold I., Habsburger, Enkel des spanischen Königs Phi­lipp III. und seit 1658 Kaiser, war in erster Ehe mit Karls Schwester Margarita Teresa verheiratet und beanspruchte den spanischen Thron für den aus seiner dritten Ehe hervorgegangenen jüngeren seiner beiden Söhne, Karl. Den älteren, Joseph, hatte er für seine Nachfolge in Österreich und dem Reich vorgesehen. Leopold wollte also eine Sekundogenitur begründen. Continue reading „Warum in Madrid die Bourbonen regieren“