Hamburgs hoher Gast – mit Verbindung zur PEKING?

Charles und Camilla bei der offiziellen Eröffnung des Walisischen Parlaments, Cardiff, Wales; Mai 2011
Von Senedd Cymru / Welsh Parliament; Wales – https://www.flickr.com/photos/nationalassemblyforwales/5841743257/in/album-72157626782715823/ Flickr, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=105812773

Erstaunlich pünktlich um 12.30 Uhr traf er ein, der ICE von Berlin in die Hansestadt, von der es heißt, sie sei die britischste aller Städte in Deutschland. Am Dammtor-Bahnhof verließen sie den Waggon 14: König Charles III. und seine Gemahlin Königin Camilla samt erlauchter Equipage. Ganz im Sinne des Monarchen, dem Umweltfreak und Hobby-Ökobauern, wurde nicht mit Hubschraubergeknatter oder Triebwerkspfeifen eingeschwebt.

Sie wurden begrüßt vom 1. Bürgermeister Peter Tschentscher mit Frau Eva-Maria. Eine lange Verweilzeit vor dem Bahnhof ließ das stramme Protokoll nicht zu. Etwa 200 Schaulustige hatten sich Union-Jack-wedelnd, bei Hamburger Schmuddelwetter, dennoch gut gelaunt, verhaltend jubelnd: „Welcome! – Moin in Hamburg!“, versammelt. Rasch war der rote Teppich überschritten und ab gings im Konvoi zum „Kindertransport – der letzte Abschied“, wo Camilla am Denkmal mit weißen Rosen an von hier nach Großbritannien verbrachte jüdische Kinder erinnerte.

Auf dem Weg zum nächsten Programmpunkt zeigte das Königspaar noch rasch etwas Bürgernähe durch Händeschütteln und Wortwechsel. Der König sei volksnah, humorvoll, interessiert. Ein sympathischer Zuhörer, hieß es. Und Camilla habe sich mit Charme vom „Rottweiler“ zum „Rockstar“ gewandelt, der merklich beliebter werde. Beliebtheit, die  erntete das Königspaar schon zuvor in Berlin, wo Charles III. zwei bemerkenswerte Reden auf Deutsch mit englischen Einschüben hielt.


Prinz_Charles_III._am_31.03.2023_in_Hamburg
Von Minzoblate – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=130234848

Wenig später fand am Mahnmal St. Nikolai eine Kranzniederlegung statt und das Königspaar lauschte den Worten von Bischöfin Kirsten Fehrs. Fast schon im Schweinsgalopp gings ins Rathaus zum Eintrag in das Goldene Buch, das eigentlich kein Buch ist, sondern eine lose Blattsammlung in einer Lederschatulle. Der König trug sich kurz mit „Charles R“, seine Frau mit „Camilla R“ ein. „R“ für König, Königin. Charles, heute 74-jährig, wird am 6. Mai 2023 in London gekrönt. Abweichend vom Protokoll zeigte sich das Paar auf dem Rathaus-Balkon und winkte vielen begeisterten Hamburgern zu.

Während der König sich auf eine Hafenrundfahrt begab, besuchten Camilla und die Frau unseres Bundespräsidenten, Elke Büdenbender, die Rudolf-Roß-Schule in der Neustadt. An der Grundschule können Kinder bereits in den Vorschulklassen Englisch lernen.

Foto: Dr. Wolf-Ulrich Cropp

Der königliche Tross traf unterdessen bei Regen am Fischereihafen ein. Von dort gings mit der Barkasse HAMBURG auf Hafenrundfahrt. An Bord wurde der König über maritime Wirtschaft, regenerative Energie, Wasserstofftechnologie und klimagerechte Transformation der Industrie informiert.

Nicht verbrieft, aber mit Sicherheit hat sich Charles III. nach der Viermastbark PEKING am Kai des Schuppens 50 A erkundigt. Die aufragenden, stolzen Masten des berühmten Großseglers werden ihn neugierig gemacht haben. Warum, mag man sich fragen?

Foto: Dr. Wolf-Ulrich Cropp

Doch einleuchtend: Am 2. April ist Saisoneröffnung im Deutschen Hafenmuseum mit Standort Schuppen 50 A. Das Programm: Führungen mit Hafensenioren, Barkassenfahrten, spezielle Kinderattraktionen, geführte Rundgänge über die einmalig restaurierte PEKING. Der Hamborger Veermaster, 1911 bei Blohm & Voss für die Reederei Laeisz gebaut, ist seit der Heimkehr nach Hamburg am 07. September 2020 ein zusätzliches Wahrzeichen der Hansestadt geworden.

Ja, und was hat das mit Großbritannien zu tun? Nun, der P-Liner war schon was Besonderes. Unter vollem Zeug brachte er 17 Knoten, also 31 Kilometer pro Stunde, damit war er schneller als die damaligen Dampfschiffe, von denen sich keines um Kap Hoorn wagte. Und nun kommt‘s: 1932 wurde die PEKING nach England verkauft, wo sie mit dem Namen ARETHUSA II (das ist übrigens  der Name einer Nymphe aus der griechischen Mythologie) als stationäres Ausbildungsschiff nach Upnor, an den Medway River verholt wurde und vor Anker blieb. An Bord wurden in straffen Lehrgängen sozialbenachteiligte und schwererziehbare Jugendliche in 18- und 36-monatigen Lehrgängen zu lebenstüchtigen Bürgern erzogen. Bis 1974 bereitete eine gemeinnützige Institution viele Menschen auf ein Leben vor, dass den gesellschaftlichen Regeln entsprach.

Foto: Dr. Wolf-Ulrich Cropp

Noch heute haben Männer der AOBA (Arethusa Old Boys Association) eine lebendige, ja rege Verbindung zur PEKING, die von einer Abordnung der „Old Boys“ im Sommer 2023 in Hamburg besucht wird. Es wird dem zweiten Leben der Viermastbark „Vom Frachtensegler zum Sozialprojekt“ gedacht. Die Shaftesbury Homes and Arethusa Training Ship Co. ist eine der ältesten Wohlfahrtseinrichtungen Großbritanniens und Charles III. wohl bekannt. Am 25. Juli 1933 übergab der Bruder des Prince of Wales, der spätere König Georg VI., das stationäre Schulschiff ARETHUSA seiner Bestimmung. Dann, 65 Jahre später wurde der Großsegler, wieder als PEKING, für umgerechnet 400 000 DM an ein US-Museum nach New York verkauft … wo er leider bis 2017 vor sich hin rottete.

Am Schuppen 52 war das Königspaar wieder vereint. Die Veranstaltungshalle ist ein Relikt aus der Kaiserzeit. Geladene Gäste genossen mit Charles und Camilla das Royal Marine Orchestra und den Shanty-Chor De Tampentrekker. Hernach begab sich das Paar zu den Gästen zum Smalltalk bei Wein, Bier, Pimm’s, Fish & Chips, Steak and Stout Pie und Käse … Das Event im Schuppen 52 klang aus. Um 17.25 Uhr nämlich verließen die Royals Hamburg mit dem Flieger nach London, um wieder zu Haus, im Buckingham Palace zu sein. Der anregend-harmonische Deutschlandbesuch war zu Ende. In London lauerte wieder Ungemach: Prinz Harry macht seiner Royal Family neue Vorwürfe. Sie soll von der Bespitzelung durch Journalisten gewusst, die Indiskretion verschwiegen haben. Dazu der sarkastische Dialog von Burkhard Mohr: King Charles sagt: „Wie schön, in ein Land zu kommen, in dem alles funktioniert!“ Darauf Olaf Scholz: „Herrlich, dieser britische Humor!“

Benzin statt Muttermilch: Ferry Porsche

Modellauto Porsche, Foto: Ralph/Pixabay

Am 19. September 1909 erzielte der spätere Konstrukteur des VW Käfer Ferdinand Porsche nicht nur am Steuer eines Rennwagens einen Klassensieg, sondern wurde auch das erste und letzte Mal Vater eines Sohnes. Ferdinand Anton Ernst waren die Vornamen, aber sein Kindermädchen nannte ihn Ferry, und unter diesem Namen ging er in die Automobilgeschichte ein.

Nur wenige andere Kinder sind derart systematisch für den Automobilbau ausgebildet worden. Durch eine Sondergenehmigung erhielt der gebürtige Wiener bereits mit 14 Jahren einen Motorrad- und mit 16 Jahren einen Autoführerschein, um alle Prototypen fahren zu können, die der Vater von der Arbeit mit nach Hause brachte. Nach der Mittleren Reife machte er ein einjähriges Praktikum beim Automobilzulieferer Bosch und erhielt dann ein Jahr Privatunterricht in Automobiltechnik. Nachdem der Vater sich in Stuttgart selbstständig gemacht hatte, arbeitete Ferry ab 1931 in dessen Konstruktionsbüro. 1940 wurde er stellvertretender Betriebsleiter.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Vater und Sohn von den Kriegssiegern verhaftet. Der Sohn kam bald wieder frei, aber beim Vater dauerte es bis zum August 1947. Wenige Jahre, nachdem der Vater endlich entlassen worden war, starb er im Januar 1951.

Die Nachkriegsgeschichte des von Ferdinand Porsche gegründeten Unternehmens ist deshalb stark von Ferry Porsche geprägt. Dieser schloss finanziell sehr günstige Verträge mit dem ab 1948 amtierenden neuen Generaldirektor des Volkswagenwerks, Heinrich Nordhoff, die dem Familienunternehmen Beinfreiheit und die Erschließung neuer Geschäftsfelder ermöglichten. Unter Ferry Porsche kam zur Konstruktion die Produktion von Autos. Unter ihm begnügte sich das Unternehmen nicht mit der Modellpflege des VW Käfer einschließlich der späteren Entwicklung eines Nachfolgers, vielmehr entwickelte der Sohn auf der Basis der Konstruktion seines Vaters einen Sportwagen und baute diesen auch noch. Die Rede ist vom Porsche 356, der ab 1948 17 Jahre lang gebaut wurde. 1964 kam der kantigere, modernere, größere und leistungsstärkere Porsche 911 hinzu, der mit wesentlichen Änderungen bis heute gebaut wird.

1972 zog sich Ferry Porsche aus der Geschäftsführung zurück, und das Unternehmen wurde in eine Aktiengesellschaft mit ihm als Aufsichtsratsvorsitzenden umgewandelt. Vor einem Vierteljahrhundert, am 27. März 1998, starb Ferry Porsche in Zell am See.

(Dieser Artikel erschien zuerst in der Preußischen Allgemeinen Zeitung.)

Wir gratulieren der Hamburger Autorenvereinigung

Sabine Witt, Vorsitzende der HAV / Foto: Maren Schönfeld

Ihr 45-jähriges Bestehen feierte die Hamburger Autorenvereinigung (HAV) am 16.03.2023 im Lichtwarksaal.

Zum Jubiläum erschien die Sonderausgabe der Zeitschrift „Hamburger Autoren“ mit elf Beiträgen, die einen Rückblick in kurzen Erzählungen und Gedichten geben. Mitglieder erzählen, wie sie zur HAV kamen, und berichten von Begegnungen mit prominenten Vereinskollegen wie Arno Surminski, Siegfried Lenz, Walter Kempowski und anderen.

Wolfgang Müller-Michaelis / Foto: Ralf Plenz

Acht Beiträge der Zeitschrift wurden zu Gehör gebracht und zeichneten ein buntes Bild der Geschicke und Ereignisse der HAV. Die Vorsitzende Sabine Witt bereicherte den Abend mit einigen Anekdoten aus ihrem persönlichen Werdegang in der Vereinigung, in der sie als Kartenverkäuferin begonnen hatte und langsam, aber kontinuierlich „aufstieg“, bis sie schließlich 2015 den Vorsitz übernahm. Wolfgang Müller-Michaelis erinnerte mit einem einfühlsamen Porträt an die damalige Mitbegründerin der Hamburger Autorenvereinigung, Rosemarie Fiedler-Winter, die sich nur für wenige Monate hatte wählen lassen wollen, das Amt jedoch insgesamt ein Vierteljahrhundert innehatte. Der informative Beitrag G. G. von Bülows verrät viel über die Geschichte der Vereinigung, ihre prägenden Mitglieder, Literaturreisen und Veranstaltungen. Mit einer Prise Humor offenbart G. G. von Bülow, wie sie Rosemarie Fiedler-Winter bei Tee und Schnittchen aus ihren Werken vorlesen musste, weil sie bei Antrag auf Mitgliedschaft noch keine zwei Verlagspublikationen hatte vorweisen können. Ein Porträt von Maren Schönfeld über Hildegard Kempowski, deren Ehemann Walter Ehrenmitglied der HAV war, nahm die Gäste mit ins Haus Kreienhoop nach Nartum, das vielen HAV-Mitgliedern von Besuchen sehr gut bekannt ist.

Reisen und Veranstaltungen
Wolf-Ulrich Cropp / Foto: Ralf Plenz

Auf den Spuren Thomas Manns war Wolf-Ulrich Cropp mit der HAV nach Nidden gereist, wo die Reisegruppe im Kaminzimmer des Thomas-Mann-Hauses in gemütlicher Runde diskutierte. Man soll den Dichterfürsten förmlich am Kamin lehnend gesehen haben … Margret Silvester ehrte die Vorsitzende mit ihrer Ballade „Wittewittewitt (hehehe)“, deren Melodie von Marina Savova vor dem Vortrag einmal angespielt wurde. Die Pianistin zeichnete sich durch ihre spontan ausgewählten Stücke aus, die hervorragend zu den literarischen Beiträgen passten. Auch sie gehört schon seit vielen Jahren zur HAV und ist als musikalische Begleitung verschiedenster Lesungen mit ihrer leidenschaftlichen und ergreifenden Interpretation der Kompositionen von Chopin, Brahms und anderen nicht mehr wegzudenken. Wie Elisabeth Melzer-Geissler erst nach Hamburg und dann zur HAV kam, verrät ihre Erzählung im Jubiläumsheft.

Marina Savova (li.) und Antje Thietz-Bartram / Foto: Ralf Plenz

Antje Thietz-Bartram bewarb sich zunächst vergeblich um eine Mitgliedschaft, zu der sie dann aber schließlich eingeladen wurde, nachdem ein Weihnachtsbuch aus ihrer Feder ein voller Erfolg geworden war. Schließlich berichtete László Kova, wie er unversehens in eine Sitzung der HAV geriet und von einem netten Herrn zur streng dreinblickenden Frau Fiedler-Winter geführt wurde, wobei diese ihn im Gegensatz zu G. G. von Bülow nicht zum Vorlesen einlud. Möglicherweise lag es daran, dass er bereits mehrere Publikationen vorweisen konnte, auch wenn diese nur auf Ungarisch vorlagen. Oder daran, dass der nette Herr Arno Surminski hieß und die Vorsitzende ermahnte, es nicht zu kompliziert mit dem ungarischen Kollegen zu machen. Farhad Ahmadkhan beschloss die literarischen Beiträge des Jubiläumsabends mit einem Gedicht über die Einsamkeit der Schriftsteller und das Miteinander in der Hamburger Autorenvereinigung.

László Kova / Foto: Maren Schönfeld

Der Austausch untereinander, das gemeinsame Erleben von Veranstaltungen und Reisen sowie die Anthologien, die die Hamburger Autorenvereinigung in Abständen herausbringt, dies sind die Vorteile, die von den HAV-Mitgliedern hochgeschätzt werden. Vorstandsmitglied und Inhaber des Input-Verlags Ralf Plenz berichtete zum Schluss von seinem Podcast, in dem Sabine Witt und er die Beiträge des Jubiläumshefts als Hörversion eingelesen haben und diese kostenlos anbieten.

Die Auswärtige Presse ist mit der HAV traditionell verbunden, mehrere Mitglieder sind in beiden Vereinigungen anzutreffen. Wir freuen uns daher besonders mit der HAV über deren 45-jähriges Bestehen, zu dem wir sehr herzlich gratulieren.

 

Website der Hamburger Autorenvereinigung: https://www.hh-av.de/

Von dort kommt man auch zu dem Podcast.

„Don Flanello“: Film-Ermittler im Maßanzug

Flanell
Foto: Mira Cosic, Pixabay (Ausschnitt)

Seiner Vorliebe für Maßanzüge verdankte der am 9. Februar 1923 in Essen geborene Schauspieler Heinz Drache den Spitznamen „Don Flanello“. Dazu passt der Typus des kultivierten Gentlemans, den der Mime so häufig verkörperte. Dazu passt aber auch die Herkunft und Schulbildung des gebürtigen Preußen. Die Eltern besaßen ein Glas-, Porzellan- und Stahlwarengeschäft, und er machte am Gymnasium Abitur.

Weniger standesgemäß war sein bereits in der Schulzeit auftauchender Wunsch, Schauspieler zu werden. Entsprechend wenig begeistert war sein Vater, aber Heinz setzte sich durch. Das ersparte ihm zwar nicht de jure, aber de facto den Kriegsdienst, denn trotz Einberufung bekam er nach einem Vorsprechen beim Intendanten ein Engagement beim Nürnberger Schauspielhaus.

Nach dem Krieg setzte er seine Schauspielerkarriere fort. Nach Wolfgang Langhoff wurde auch Gustaf Gründgens auf den vielversprechenden Nachwuchsschauspieler aufmerksam. Unter Letzterem gelang ihm 1947 in dessen Inszenierung des Stücks „Der Schatten“ von Jewgeni Schwarz der endgültige Durchbruch als Theaterschauspieler.

Heinz Drache Foto: Udo Grimberg
CC BY-SA 3.0 de

Als Filmschauspieler gelang ihm der Durchbruch als Ermittler. Diese Rolle spielte er sowohl in dem legendären Fernsehsechsteiler „Das Halstuch“ von Francis Durbridge, das der Westdeutsche Rundfunk (WDR) 1961 produzierte, als auch in diversen Edgar-Wallace-Verfilmungen fürs Kino. Der Reigen dieser Spielfilme, die später auch ihren Weg ins Fernsehen fanden, reicht von „Der Rächer“ aus dem Jahre 1960 bis zum 1968 erschienenen „Der Hund von Blackwood Castle“, in dem Drache – Ausnahmen bestätigen die Regel – zum Abschluss einmal den Bösewicht spielte. Daneben verkörperte der Mime in den 60er Jahren in diversen anderen Krimis den Ermittler.

Nach dem Ende dieser Krimiwelle der 60er Jahre wandte sich Drache wieder verstärkt dem Theater und der Synchronisation zu. Dort war sein Rollenspektrum größer, die Bezahlung hingegen weniger üppig.

1985 kehrte er noch einmal für den „Tatort“ als Ermittler zum Film zurück. Als Berliner Hauptkommissar Hans Georg Bülow gab er den Anti-Schimanski, der sich dank des Erbes seiner verstorbenen Ehefrau ein kultiviertes Leben leisten kann und das auch tut. Damit war allerdings nach insgesamt sechs Folgen 1989 Schluss.

„Adelsromanzen“ lautete der Titel der letzten Serie, für die der bürgerliche Aristokrat vor der Kamera stand. Am 8. März 2002 begann die Erstausstrahlung. Am 3. April des Jahres starb Heinz Drache nach einem mehrmonatigem Krebsleiden in einem Berliner Krankenhaus.

(Dieser Artikel erschien zuerst in der Preußischen Allgemeinen Zeitung.)

Wir trauern um unseren Ehrenpräsidenten

(von Uta Buhr, Dr. Manuel Ruoff und Maren Schönfeld) 

Günther Falbe leitete Die Auswärtige Presse für die Dauer von drei Legislaturperioden und wurde anschließend zum Ehrenpräsidenten ernannt. Ehrenpräsident war er sodann von 2007 bis zu seinem Tod 2023.

Als er den Vorsitz übernahm, war der Verein noch ein „wilder Haufen“, wie er es einmal nannte. Denn der Verein war noch gar nicht im Vereinsregister eingetragen. So trieb Günther das Erreichen des formellen Status des eingetragenen Vereins voran, sodass aus der Auswärtigen Presse bald ein „e. V.“ wurde.

„Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“ (Friedrich Schiller) Dieser Satz war Günther wohl nicht unbekannt, denn er drängte darauf, die DAP ins 21. Jahrhundert zu katapultieren. Eine kleine Delegation der bis dahin mit der Schreibmaschine bestens vertrauten Journalisten begab sich also ins Internetcafé, um sich mit dem neuen Medium vertraut zu machen. Ergebnis dieser Bemühungen war die Website, die 2003 erstellt wurde und aus der schnell ein Online-Magazin entstand, das wir noch heute mit Freude betreiben und das mittlerweile bis zu 12.000 Besucher am Tag verzeichnen kann.

Günther war ein Mann der leisen Töne. Mit Charme und Beharrlichkeit, großer Toleranz und seiner Fähigkeit, verschiedenste Charaktere in unserer Journalisten-Vereinigung zusammenzubringen, prägte er die DAP. Nicht zu vergessen sein Humor, mit dem er bei jeder Weihnachtsfeier das traditionelle Würfelspiel so launig erklärte, dass für so manchen Gast die Erklärung mindestens ebenbürtig mit dem eigentlichen Spiel war…

Wir haben gemeinsam mit dem Lions Club Altona und den Anonymen Alkoholikern von Günther Falbe Abschied genommen und werden sein Andenken dankbar bewahren.

Fotos: DAP

“The Pride” by Alexi Kay Campbell at the English Theatre of Hamburg

Watch out, Philip, what you are saying! Photo: ETH

Alexi Kay Campbell’s debut play “The Pride” premiered on January 26, 2023, at the ETH. The author won the famous Olivier Award as well as the Critic’s Circle Award for Most Promising Playwright and the John Whiting Award for Best New Play. Indeed, more praise is not possible. Alexi Kay Campbell was born in Athens/Greece to a Greek father and a British mother. Once an actor, he later started writing. His very successful plays include “The Pride”, “Apologia” and “Sunset at the Villa Thalia.”

The plot
Thank you for the invitation. Photo: ETH

London in 1958. We meet Sylvia and Philip, a young middle-class couple, in their flat which is furnished in the bad taste of that period: floral wallpaper in shrill colours, cocktail chair and kidney-shaped table in a nearly bare living-room. Both are expecting Oliver (Daniel Cane), a childrens’ book author whose work is illustrated by Sylvia (Lisa O’Connor). While drinks are being served Philip (Mat Betteridge) and Oliver engage in small talk over their professional lives. While Philip confesses that selling real estate is nothing he really likes to do and that he secretly dreams of emigrating, well-travelled Oliver recounts a personal epiphany in Delphi that foretold a future life, totally free from anxiety and fear. There is something in the air – a whiff of sexual tension between the two men that does not escape Sylvia’s attention. She always suspected Oliver to be homosexual although she never mentioned it to him. We must not forget that homosexual relations were strictly forbidden by law in the olden times that were anything but golden. Although bourgeois Philip tries hard to resist his hitherto hidden preference for having sex with a man he finally succumbs to Oliver’s charm. Both become lovers. Sylvia feels unhappy but decides to put up with the situation. She loves both men and does not want to lose them.

Change of scene. 2008 – exactly fifty years later things have completely changed. Homosexuality is no longer a tabu. Everybody can make love to any partner of his choice without any fear of being punished by the law for sexual offence. Oliver is still addicted to anonymous sex – the most humiliating the better. He even hires a jobless man clad in a Nazi uniform (Matt Hastings) who makes him lick his boots.

Back to the „right“ track?

We jump back to the fifties and find Philip in a doctor’s study. The man in white is trying to put his patient back on the normal, the “right” track. His therapy is brutal, to say the least. Philip must spend hours in a prison-like dark room where he is given injections that make him vomit for hours. However, the therapy does not work. In 2008 we meet Philip again in a publisher’s office. Peter. The owner of a company publishing pornographic magazines, offers him 4,000 pounds when he writes an essay encouraging heterosexual men to embark on a trip into queer circles. Peter thinks that Philip has all the experience to do this job.

The Pride Party

The final scene. We find the three friends – Sylvia, Philip and Oliver – in one of London’s lush green parks, celebrating “The Pride” Party. Everything is blooming, birds are twittering in bushes and trees and everybody seems to be happy. Romance pure – at least at first sight. Philip and Oliver are on friendly terms again and Sylvia talks about Tony, her new boyfriend. All of a sudden Sylvia disappears. After a short while she comes back carrying a small suitcase and dressed in her nightie, a relic of the fifties. It is quite obvious that she will leave for good. From a distance she whispers: “It will be all right, it will be all right, it will be all right.” Curtain

The audience is flappergasted. Who on earth would have expected such an abrupt unpromising end of the play since everything seemed to be in perfect order?

Campbell’s “The Pride” offers an insight into the world of homosexual life in pre-liberation times with all its guilt and shame felt by those who were not normal or even pervert in the eyes of our former puritanical society. Just think of all those men who had to hide their sexual orientation. Oscar Wilde, one of the greatest writers that Britain ever knew, was sentenced to hard labour. A few years later he died in poverty. Peter Tschaikowsky committed suicide for fear that his homosexuality would be revealed.

What are you expecting from me? Photo: ETH

While some scenes are great, even humorous with sparkling dialogue, others are utterly disturbing. This refers to the argument between Philip and Oliver that ends in Oliver’s raping Philip in his apartment. The other horror comes along with the “doctor” who orders a nurse in his clinic to lock Philip in a windowless room where he is administered several injections to make him vomit for hours on end. Psychiatrists invented this obscene therapy to cure homosexual men from their “vice.” As far as we know that method never really worked. Fortunately for the men who just wanted to be themselves without anybody telling them whom they were allowed to make love to.

Please don’t come nearer! Photo: ETH

Attention: The vocabulary used is not meant for the ears of ladies and gentlemen who prefer toff language. Who ever heard anybody of that highbrow class say: “Lick my dick?” The words frequently used in the play are „fuck“ and „fucking“. Since it is also often used by Germans, it certainly only hurts the feelings of very few people. Fuck!

Conclusion: A great performance. A big hand for the four actors on the stage and director Paul Glaser who made Mr. Campbell’s play a success on the Mundsburg stage.

Last performance of “The Pride” March 25, 2023. Tickets under phone number 040-227 70 89 or online under www.englishtheatre.de

Next premiere: “The Who & The What” by Ayad Akhtar, on April 6, 2023

Photos: Stefan Kock

„The Pride“ von Alexi Kaye Campbell am English Theatre of Hamburg

Überlege dir, Philip, was du sagst! Foto: ETH

Einen Mangel an Vielfalt kann niemand der Bühne an der Mundsburg vorwerfen. Nach einem Thriller aus der Feder Charles Dickens‘ und einer das Herz erwärmenden Komödie von James Sherman widmet sich das Theater jetzt dem hochaktuellen zeitgeistigen Thema der gleichgeschlechtlichen Liebe. Der britisch-griechische Autor Alexi Kaye Campbell wurde für „The Pride“ von allen Seiten geehrt und zudem mit dem renommierten „Olivier Award“ ausgezeichnet. Auch die Presse zeigte sich begeistert von diesem Drama, das der Kritiker des „Guardian“ als großartig, zugleich traurig, witzig und mutig beschrieb. Kurz, ein Stück, das jeden anspricht.

Wir sind gespannt. Also Vorhang auf für „The Pride.“
Danke für die Einladung. Foto: ETH

Wir schreiben das Jahr 1958. Das Londoner Apartment von Philip (Mat Betteridge) und Sylvia (Lisa O’Connor) ist gemäß dem seinerzeitigen Geschmack eingerichtet: Nierentischchen, Cocktailsessel und eine großflächige florale Tapete bestimmen das Bühnenbild. Das junge Ehepaar empfängt den Besuch Olivers (Daniel Cane), eines erfolgreichen Kinderbuchautors, dessen Werke von Sylvia illustriert werden. Während dieser ersten Begegnung der beiden Männer offenbart sich, dass sie mehr miteinander verbindet, als Philip zuzugeben bereit ist. Während Oliver, den Sylvia bereits als latent homosexuell erkannte, seine Neigung – wenn auch geheim – auslebt, ist Philip entsetzt über seine aus bürgerlicher Sicht unzulässigen Gefühle. Er gerät in einen schweren Gewissenskonflikt. Vergessen wir nicht, dass unsere Gesellschaft in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts noch weit entfernt war von der Legalisierung homosexueller Beziehungen. Diese wurden durchweg mit mehrjährigen Gefängnisstrafen sanktioniert und führten dazu, dass „ehrbare“ Bürger die „Delinquenten“ mieden. Trotz aller Bedenken lässt sich Philip auf eine Affäre mit Oliver ein, obgleich ihn dessen Hang zu anonymem Sex abstößt.

Szenenwechsel. Wir befinden uns mitten im Jahr 2008. Die Gesellschaft hat sich in einem halben Jahrhundert radikal verändert. Jeder kann jetzt nach seinem Gusto selig werden, und niemand wird mehr wegen seiner sexuellen Präferenzen bestraft. Oliver geht weiter seiner Leidenschaft für wechselnde Partner nach. Er entdeckt einen Hang zum Masochismus, der darin kulminiert, dass er einem in Naziuniform auftretenden Mann die Stiefel ableckt. Ein armer Kerl, der mit diesem unappetitlichen Job sein karges Einkommen aufbessert.

Zurück in die „Normalität“?

Wir springen zurück ins Jahr 1958 und treffen Philip in der Praxis eines Arztes, dessen Aufgabe es ist, Schwule zurück in die „Normalität“ zu führen, und dies mit Methoden, die an mittelalterliche Flagellantenrituale erinnern. Oder an die Kaltwasserbehandlungen im 19. Jahrhundert, von denen sich die seinerzeitige Wissenschaft die Heilung Geisteskranker versprach. Philip wird in einem gefängnisartigen, völlig fensterlosen Raum mit Brechmitteln behandelt, nach denen er sich stundenlang übergeben muss. Seinerzeit gingen gewisse ärztliche Kreise davon aus, dass der Patient durch diese brutale Therapie der Selbstverachtung von seiner „Krankheit“ geheilt würde. Genützt hat Philip die Behandlung des Halbgottes in Weiß offenbar nicht. Denn wir sehen ihn 2008 im Büro eines Verlegers wieder, der ihm viertausend Pfund Sterling für einen Aufsatz bietet, in welchem er begründet, warum auch ein heterogener Mann sich auf ein schwules Abenteuer einlassen sollte. Philip sei doch aufgrund seiner eigenen Erfahrungen in der Lage, „normalen“ Männern einen solchen Versuch schmackhaft zu machen.

Was erwartet ihr von mir? Foto: ETH

Und wie kam Philips „Coming Out“ in den späten Fünfzigern bei Ehefrau Sylvia an? Als sie die Affäre ihres Mannes mit Oliver herausfand, war sie schockiert und verletzt. Sie fühlte sich von Philip betrogen, fügte sich jedoch letztlich in ihr Schicksal, weil sie ihn liebte und von ihm weder lassen wollte noch konnte.

The Pride Party

Wir wechseln erneut ins Jahr 2008 und nehmen an The Pride Party in einem der schönen Londoner Parks teil. Die Atmosphäre ist entspannt, Philip und Oliver scheinen miteinander versöhnt. Da taucht Sylvia auf, einen Koffer in der Hand. Sie ist entschlossen, ihr altes Leben aufzugeben. Im Gehen flüstert sie: „Alles wird gut, alles wird gut, alles wird gut.“ Nach diesen Worten senkt sich der Vorhang.

Das Ende von „The Pride” lässt manchen Zuschauer ratlos zurück. Wer auf ein Happy End mit einer funktionierenden Ménage à trois gehofft hatte, sieht sich enttäuscht. Eine Frau und zwei Schwule in einem Haushalt. Wie soll das funktionieren?

Bitte, komm nicht näher! Foto: ETH

„The Pride“ ist ein sehr komplexes Stück, das nach dem Theaterbesuch erst einmal verdaut werden muss. Zumal die Szenen zwischen den fünfziger Jahren, als Schwule noch öffentlich angeprangert wurden, und der befreiten Gegenwart immer hin und her springen. Der Zuschauer hat nicht selten Mühe, dem Geschehen zu folgen. Eine Hilfe sind die Kostüme, die sich gründlich voneinander unterscheiden: 1958 Pettycoat und Louis-Quinze-Absätze, 2008 T-Shirt und Sneakers. „The Pride“ illustriert deutlich den Wechsel von der staatlich verordneten repressiven Sexualität bis hin zur Befreiung von sämtlichen Konventionen. Bereits Sokrates rief die Menschen auf, sich selbst zu erkennen – ergo – sich zu sich selbst zu bekennen. Dies wurde in der Vergangenheit vielen Männern zum Verhängnis. Man denke nur an Oscar Wilde, einen der größten Dichter englischer Sprache. Als sein homosexuelles Verhältnis zu einem Adligem publik wurde, landete er in der Tretmühle. Kurz darauf starb er krank und völlig verarmt. Peter Tschaikowsky, der Schöpfer unsterblicher Werke, nahm sich aus Angst vor der Entdeckung seiner Neigung das Leben. Das zaristische Russland hätte ihm die Liebe zum eigenen Geschlecht trotz seines Ruhmes nie verziehen. Übrigens – in Deutschland wurde der Paragraph 175 STBG, der Homosexualität früher mit empfindlichen Strafen ahndete, erst vor nicht langer Zeit ersatzlos gestrichen. Tempi passati. Gottlob.

„The Pride“ enthält einige schwer erträgliche gewalttägige Szenen. Besonders verstörend ist jene, in der Oliver Philip in seiner Wohnung vergewaltigt. An einen Akt des Exorzismus erinnert die Szene, in welcher ein Arzt Philip seine „Schwulität“ mit den widerlichsten Methoden auszutreiben versucht.

Großes Lob geht an drei Schauspieler, die alles gaben. Auch der vielseitige Matt Hastings – der Vierte im Bunde – soll nicht unerwähnt bleiben. Er meisterte souverän gleich drei Parts – Verleger Peter, den „Mann“ in der Naziuniform sowie den Doktor. Paul Glaser, der Regie führte, ist mit dieser Inszenierung erneut über sich hinausgewachsen. Herzlichen Dank für diesen anregenden Abend im ETH.

„The Pride“ läuft bis einschließlich 25. März 2023. Tickets unter der Telefonnummer 040-227 70 89 oder online unter www.englishtheatre.de

Nächste Premiere: „The Who & What” von Ayad Akhtar, am 6. April 2023

Fotos: Stefan Kock

Als Kleinkind im Konzentrationslager

Reche Sternbruch
(c) Stadtarchiv St. Gallen

Am 9. September 1940, zwei Tage, nachdem die deutschen Luftangriffe in London begonnen hatten, wurde Isak Katzenstein im israelitischen Krankenhaus in Frankfurt am Main geboren. Elf Tage später wurde er im Heim des jüdischen Frauenbunds registriert, in dem seine Mutter Grete lebte und arbeitete. Nach nur drei Monaten ließ sie ihren Sohn jedoch allein zurück, weil ihr die Festnahme drohte. Mit Hilfe der Heimleitung konnte sie nach Zagreb fliehen. Von dort stand sie in regelmäßigem Briefkontakt mit den Pflegerinnen ihres Sohnes, der jedoch im Frühling 1941, als das SS-Kollaborationsregime in Kroatien an die Macht kam, abbrach. Grete Katzenstein überlebte den Krieg nicht.

43 Waisenkinder nach Theresienstadt deportiert

Ihr Sohn verbrachte die ersten zwei Jahre mehrheitlich in einem Kinderheim in Frankfurt am Main, bis dieses zwangsgeschlossen wurde. 43 Kinder und die Betreuerinnen und Betreuer wurden nach Theresienstadt deportiert.  Über seine Zeit in Theresienstadt ist wenig bekannt, wie die Studierenden der Pädagogischen Hochschule St. Gallen in ihrer Arbeit schreiben. Auch er selbst erinnert sich nach eigenen Angaben nicht an diese Zeit.

Peter-Isak Katzenstein-Müller
(c) Stadtarchiv St. Gallen

Irgendwann muss er aber mit Hertha und Egon Schlesinger in Kontakt gekommen sein, die sich für das Waisenkind einsetzten. Gemeinsam kamen sie in St. Gallen an und gemeinsam reisten die drei weiter nach Montreux. Im April 1945 schrieb ein Ernst Katzenstein an den damaligen Bundespräsidenten, dass er den Bub getroffen habe und dieser der Enkel seines Onkels sei. Er beantragte, das Kind bei sich aufzunehmen.

So kam er bei den Geschwistern Katzenstein in Zürich unter.  Sie blieben seine Pflegeeltern, selbst als klar wurde, dass er nicht mit ihnen verwandt war. Auch setzten sie sich dafür ein, dass der Name Isak, der ihm bei der Geburt durch die Nazis gegeben wurde, durch den Rufnamen Peter ersetzt wurde. Später wechselte auch sein Nachname zu Müller, weil seine Pflegemutter geheiratet hatte.

Nach einem langen Hin und Her erhielt der Neunjährige 1949 Dauerasyl in der Schweiz, wo er die Schule abschloss und eine Ausbildung zum Automechaniker absolvierte.

Weil er seinen Stiefvater nicht mochte, wanderte er später nach Kanada aus und bildete sich zum Buchhalter weiter. Seinen Schweizer Pass erneuerte er nie. Als er die kanadische Staatsbürgerschaft beantragte, wechselte sein Name wieder zu Katzenstein.

Eine Ärztin mit Rückgrat und einem Stück Glück
Edith Freund
(c) Stadtarchiv St. Gallen

Unter den 1200 Jüdinnen und Juden des Befreiungszuges aus Theresienstadt nach St. Gallen befand sich auch die damals 45-jährige Ärztin Edith Freund.

Als Edith Marie Liebeck im preußischen Königsberg (heute Kaliningrad, Hauptstadt der gleichnamigen russischen Provinz) geboren, wuchs sie in einer wohlhabenden Familie auf. bevor sie unter anderem in Berlin Medizin studierte. Während einer Weiterbildung zur Dermatologin lernte Edith in der deutschen Hauptstand ihren ersten Ehemann, Helmut Freund, kennen.

Kampf gegen Typhus und Tuberkulose

Nur mit einer Spezialgenehmigung durften sich jüdische Ärztinnen und Ärzte wie Edith Freund noch um Kranke kümmern. Viele wurden ins Konzentrationslager nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Freund kam nach Posen (heute Polen) zur deutschen Arbeitsfront.

Dort kämpfte sie in drei verschiedenen Frauenlagern gegen Typhus und Tuberkulose. Ebenso führte sie an den Insassinnen kleine Operationen durch. Um die Strecken zwischen den Lagern rascher zu bewältigen, bekam Edith Freund ein Fahrrad. Dies machte sie zur einzigen Jüdin, die sich außerhalb der Lager bewegen durfte. Die Zustände in den Frauenlagern waren miserabel. Edith Freund versuchte, nicht nur medizinisch dagegen anzukämpfen. So verfasste sie einen Bericht über die unmenschlichen Verhältnisse –mit Folgen. Die Gestapo nahm die jüdische Ärztin wegen „Sabotage Deutscher Arbeit“ fest und brachte sie ins Polizeipräsidium nach Berlin. Die Nazis wollten Freund nach Osten schicken – dies hätte den sicheren Tod in der Gaskammer bedeutet. Doch Kontakte mit einem befreundeten jüdischen Ehepaar, beide ehemalige Patienten, sowie finanzielle Bestechung retteten Freunds Leben. Sie kam ins Konzentrationslager Theresienstadt, wo sie 18 Monate blieb. Bevor sie als Ärztin arbeiten durfte, grub Freund Kartoffeln und putzte auch das Schlafzimmer und Büro eines  Nazi– Offiziers. Letzteres galt als privilegierte Arbeit.

Schließlich stieg Edith Freund in den Zug nach St. Gallen. Von dort aus kam sie nach Les Avanis bei Montreux. Freund praktizierte einige Jahre in der Schweiz, etwa in einem Davoser Sanatorium, bevor sie1948 nach Australien emigrierte. Mit ihrem zweiten Ehemann zog Freund nach der Pensionierung wieder nach Europa, genauer gesagt, nach Wien.

Der Transport nach Theresienstadt
Reche Sternbruch
(c) Stadtarchiv St. Gallen

Die schweizerischen Behörden wurden mit dem Transport überrascht, war er doch das Resultat einer privaten Initiative. Am Anfang steht das Ehepaar Recha und Isaak Sternbuch. Sie unterhielten von der Schweiz aus den Europäischen Arm der nordamerikanischen „Union of Orthodox Rabbis of United States of America and Canada” und dessen Hilfscomitee “Vaad Ha-Hatzalah”. Mitte Oktober 1944 kamen sie mit dem schweizerischen Alt Bundesrat Jean-Marie Musy zusammen, dem es in früheren Aktionen gelungen war, in Auftragsarbeit einzelne Personen aus Konzentrationslagern freizubekommen. Musy erhielt die finanziellen Mittel, um sich mit der SS in Kontakt zu setzen. Zweimal gelang es ihm, sich mit Heinrich Himmler zu treffen (3. November 1944 in der Nähe von Breslau, 21. Januar 1945 in Wildbach), den der mit faschistischen Regimen sympathisierende Musy aus antikommunistischen Netzwerken kannte. Als Resultat der Verhandlungen sollten wöchentlich 1200 Jüdinnen und Juden aus Konzentrationslagern freigelassen werden.

Als Gegenleistung wurden 5 Millionen Schweizer Franken als Sicherheit auf einem Sperrkonto hinterlegt. Jedoch blieb es beim Transport vom 5. Februar 1945, da konkurrierende Netzwerke innerhalb der SS das Vorhaben hintertrieben und daraufhin offensichtlich Adolf Hitler dem Ganzen ein Ende setzte.

In der Zerfallsphase des 3. Reiches erhoffte sich Himmler durch die Aktion eine Imagekorrektur bei den Westalliierten. Auch Musy tendierte vermutlich durch sein Handeln sein ramponiertes Ansehen mit Blick auf die sich abzeichnende Nachkriegszeit aufzupolieren.

Geschichte anders darstellen

Das Projekt, mit dem Gesichter zu Leben erweckt werden und Zeitzeugeninterviews im historischen Kontext betrachtet werden, wurde von der Mamlock Foundation, Berlin, und der Pädagogischen Hochschule St. Gallen entwickelt.

Auf 3Sat erschien dieser Beitrag: https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/zug-der-geretteten-aus-theresienstadt-100.html

Weitere Links zum Thema:

https://www.platz-der-vergessenen-kinder.de/bewohner/peter-isaak-katzenstein

https://gedenkbuch.neu-isenburg.de/namen/?tx_gedenkbuchnames_personenliste%5Bperson%5D=258&cHash=074bc89ad5bb786ed0a85998c8c8d300

„Ein Jahr noch, und dann ist es aus“

Vorsatzpapiere, (c) Input-Verlag

Diesen Satz sagt Felix zu seiner Geliebten Marie, als sie im Prater in einem Wirtshaus sitzen. Dieser Satz ist der Anfang eines Verhängnisses, das Arthur Schnitzler in seiner Novelle „Sterben“ auf 134 Seiten aufrollt und von allen Seiten beleuchtet, auf so packende Weise, dass man das Buch kaum weglegen mag.

Felix ist krank, sterbenskrank – oder glaubt er nur, es zu sein? Es gibt allenfalls diffuse Symptome.  Sein Arzt Alfred äußert sich gleichzeitig so vage, resolut und Mut machend, dass es argwöhnisch macht. Entweder ist Felix ein Hypochonder oder ein todkranker junger Mann. Jedenfalls ist er davon überzeugt, in einem Jahr sterben zu müssen. In ihrer Verzweiflung und Angst verspricht Marie, mit ihm zu sterben.

Man könnte glauben, dass dies ein trauriges, vielleicht gar trostloses Buch sei, resignativ durch das schwere Thema. Dass es kein Happy End geben wird, ist in der Atmosphäre der Geschichte angelegt. Wie das Ende aussehen wird, jedoch nicht, es bleibt bis zum Schluss spannend. Und nicht weniger spannend ist die Auseinandersetzung mit der Endlichkeit des Lebens, der Liebe, des Schönen und des Schrecklichen. Schnitzlers unvergleichliche, poetische Sprache schafft eine oszillierende Schönheit, die – gepaart mit der inhaltlichen Spannung – den Leser in den Bann schlägt.

Im Spannungsfeld der starken Nähe zweier Verschwörer in Erwartung des baldigen gemeinsamen Endes und der großen Entfremdung, als Marie von ihrem Lebenswillen gepackt wird, fühlt man als Leser mal mit der einen, dann mit der anderen Figur, ist hin- und hergerissen und kann es kaum aushalten, nicht zu wissen, was nun wirklich los ist. Denn Schnitzler benennt die Krankheit an keiner Stelle, man weiß sehr lange nicht, ob Felix wirklich krank ist oder sich alles nur einbildet.

So geht es auch Marie. Während eines Kuraufenthalts in den Bergen scheint Felix wieder zu genesen, das quälende Versprechen Maries, mit ihm in den Tod zu gehen, scheint sie nicht einhalten zu müssen. Fast könnte man glauben, dass nun alles gut würde. Fast. Wenn da nur nicht dieser immerwährende Zweifel wäre, den Arthur Schnitzler meisterhaft zwischen den Zeilen hält.

Wie diese großartige Novelle endet, soll hier nicht vorweggenommen werden. „Sterben“ ist ein wunderbares Buch für den Winter, für die stillere Zeit. Der Verzicht auf drastische Schilderungen und Effekte macht die Erzählung stark und zeigt, wie weite Räume sich mit poetischer, bildhafter Sprache und Andeutungen öffnen lassen. Man darf als Leser hier Phantasie haben.

Dieser Band trägt die Nummer 14 der Reihe „Perlen der Literatur“ aus dem Input-Verlag und zeichnet sich, wie die anderen Bände auch, durch sein bibliophiles Erscheinungsbild aus. Dadurch wird das Lesevergnügen noch einmal gesteigert. Mehr über die außergewöhnliche Reihe finden Sie in diesem Artikel:

https://die-auswaertige-presse.de/2021/09/eine-perlenkette-fuers-buecherregal/

 

Arthur Schnitzler: Sterben
Perlen der Literatur, Band 14
Input-Verlag, Hamburg 2022

Die Erfinderin des modernen Kaffeefilters

Melitta-Kaffefilter Größe 102 mit Filtertüte Größe 4
(c) Elke Wetzig (Elya)
CC BY-SA 3.0

Bereits Melitta Bentz’ Vater war als Verlagsbuchhändler Geschäftsmann. Und ihre Großeltern besaßen eine Brauerei. Die vor 150 Jahren, am 31. Januar 1873, in Dresden geborene Sächsin war jedoch nicht nur geschäftstüchtig, sondern auch erfindungsreich. Und als echte Sächsin liebte sie auch Kaffee.

Wie viele damalige Kaffeetrinker störte sie indes der Kaffeesatz zwischen den Zähnen beim ungefilterten Kaffee. 1908 fand sie eine effektive und wenig aufwendige Lösung. Sie durchlöcherte den Boden eines Messingbechers mittels eines Hammers und eines Nagels, legte anschließend ein Löschblatt aus einem Schulheft ihres ältesten Sohnes Willy hinein, füllte etwas Kaffeepulver in den Becher und goss dann heißes Wasser darauf.

(Amalie Auguste) Melitta Bentz (* 31. Januar 1873 in Dresden als Amalie Auguste Melitta Liebscher; † 29. Juni 1950 in Holzhausen an der Porta Westfalica) entwickelte 1908 den Kaffeefilter.

Noch im selben Jahr erhielt sie nicht nur den Gebrauchsmusterschutz für einen „Kaffeefilter mit auf der Unterseite gewölbtem und mit Vertiefung versehenem Boden sowie mit schräg gerichteten Durchlauflöchern“ samt dazugehörigem „Filtrierpapier“, sondern meldete auch mit ihrem Ehemann Hugo, einem inzwischen selbstständigen vormaligen Abteilungsleiter in einem Dresdner Kaufhaus, beim Dresdner Gewerbeamt ein „kaufmännisches Agentur- und Kommissionsgeschäft“ unter dem Namen „M. Bentz“ mit ihr als alleiniger Inhaberin an. Erste Produktionsstätte des Familienunternehmens war die Wohnung der Familie in der Dresdner Marschallstraße.

1911 meldete Melitta Bentz ihren Vornamen als Warenzeichen an. 1914 zog das Unternehmen in eine 200 Quadratmeter große vormalige Schlosserei um. Im Ersten Weltkrieg brach der Kaffeekonsum in Deutschland wegen der britischen Fernblockade ein. Das Unternehmen wich nolens volens auf die Produktion von Kartons aus, doch nach dem Krieg ging es mit Kaffeefiltern und Filterpapier weiter.

1929 zog das Unternehmen nach Minden um, wo die Produktion mit mittlerweile 85 Beschäftigten fortgesetzt wurde. In der westfälischen Stadt hat die Melitta Group Management GmbH & Co. KG noch heute ihren Sitz.

Die heute übliche Form von Kaffeefilter und Filtertüte brachte das Unternehmen übrigens erst 1938 auf den Markt. Da wurde die Firma bereits von den Söhnen Willy und Horst geleitet. Deren Eltern hatten sich 1932 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Gut vier Jahre nach ihrem Mann, am 29. Juni 1950, starb Melitta Bentz in Porta Westfalica.

Dieser Artikel erschien bereits in der Preußischen Allgemeinen Zeitung.

Nimm uns mit, Kapitän, auf die Reise…

Mit dem Sahara-Express durch die Wüste

In seinem jüngst erschienenen Buch „Zwischen Hamburg und der Ferne“ lädt uns der bekannte Schriftsteller Wolf Cropp auf eine Reise rund um die Welt ein. Leichtfüßig bewegt er sich zwischen der Hansestadt und zahlreichen Ländern auf der nördlichen und südlichen Halbkugel unseres Globus. In Insgesamt zweiundvierzig völlig voneinander unabhängigen Erzählungen gewährt der Autor dem Leser einen Einblick in sein abenteuerliches Leben, das ihn stets fernab der ausgetretenen touristischen Pfade nicht nur in die interessantesten, sondern häufig auch gefährlichsten Regionen des Planeten führten.

Die Reise um die Welt beginnt vor der Haustür
Mal wieder im Hamburger Hafen bei der Verholung der PAMIR

Ein kluger Fahrensmann sagte einst, dass einer, der die Welt erkunden will, zuerst seine Heimat richtig kennenlernen solle. Dann erst habe er das Rüstzeug für die weite Ferne. Folgerichtig beginnt Cropp seinen Erzählzyklus in seiner Vaterstadt Hamburg. „Kampfplatz Stadtpark“ berichtet von einem gefährlichen Abenteuer, das er und seine Spielkameraden nach 1945 in der vom Krieg zerstörten Hansestadt zu bestehen hatten. Vielleicht war dieses Erlebnis zusammen mit anderen gewagten „Aktionen“ auch die Feuertaufe für diesen drahtigen Mann, der auf seinem weiteren Lebensweg nie einer Herausforderung auf dem Weg ging.

Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen
Der Voodoo-Priester mit der Plastiktüte?

Wer kann sich etwas Schöneres vorstellen als die Inseln der Südsee? So verschlug es den Autor nach Moorea, Tahiti, wo er mit dem „Inselschreck“ Bekanntschaft schloss. Mit den Füßen im Stillen Ozean plätschernd, überlegte er sich, wie er zu Wasser nach Papeete gelangen könnte, mietete ein Auslegerkanu und landete in der Tat am Ziel seiner Träume, trotz der Warnung eines Einheimischen, er könne zwar heil in Tahiti ankommen, aber auch bei ungünstiger Strömung auf dem offenen Meer verloren gehen. Hatte der Waghalsige nur Glück oder war er einfach ein begnadeter Navigator? Wir vermuten letzteres. Von dieser Tour de Force etwas erschöpft, wandelt Cropp beseelt auf den Spuren des Malers Paul Gauguin und lässt uns an der tragischen Lebensgeschichte des Malers teilhaben. Der Künstler erträumte sich einen Garten Eden in der Südsee, frei von allen Konventionen der westlichen Zivilisation, fand aber zu seinem Leidwesen eine durch die französische Kolonialherrschaft zerstörte autochthone Kultur vor. Quelle déception! Dennoch schuf er wunderbarer Gemälde, die zwar zu seinen Lebzeiten niemand kaufen wollte, die aber heute unbezahlbar sind. Ein Schicksal, das er mit anderen genialen Künstlern teilt. Man denke nur an Vincent van Gogh.

Eisfischen am Nordrand Alaskas

Auf den „Marktbesuch“ im westafrikanischen Benin folgen spannende Geschichten auf dem „Transalaska Highway“ sowie eine „Kreuzfahrt ins ewige Eis“ Alaskas. Ferner erfahren wir, dass am Sambesi „Die Hölle stinkt.“ Es gehört schon viel Mut dazu, sich auf eine „entspannte Bootsfahrt“ oberhalb der Victoriafälle zu begeben. Noch viel gefährlicher aber sind die Gewässer darunter, in denen hungrige Krokodile leben und auf Beute lauern. Doch auch diesen Höllentrip übersteht Cropp mit einem Lächeln auf den Lippen, als er gleich zwei der riesigen Echsen mit weit aufgerissenen Mäulern neben seinem Boot erblickt. Nach einem solchen Abenteuer mutet der Ausflug in die Wüste im Tschad zwar auf den ersten Blick wie ein Spaziergang an, entpuppt sich jedoch als Ausflug voller Tücken. Als der Autor die Orientierung verliert, verlassen ihn bald seine Kräfte. Völlig erschöpft legt er sich im Wüstensand zum Schlaf nieder: „Ich suchte den Boden ab. Schwarzkäfer bohrten sich in den Grund. Skinke huschten über den Sand. Ein Skorpion hastete davon. Eine Hornpiper grub sich ein. Der Abendwind blies sie weg, die letzten Lebensspuren…“ Aber auch aus dieser prekären Lage arbeitet sich Cropp heraus, der offenbar wie eine Katze über sieben Leben verfügt. Der wunderbaren Geschichten sind viele in diesem lesenswerten Buch. Eine der anrührendsten ist jene, in der sich der Autor auf die Suche nach dem verlorenen Sohn eines Freundes in Thailand begibt und diesen nach endlosen Umwegen auch findet.

Kein Platz für Märchen
Der Autor on Tour

Wenn auch manche Erzählungen etwas fantastisch anmuten, so haben wir es im Autor Cropp nicht etwa mit einem Claas Relotius zu tun, der den „Spiegel“ vor nicht langer Zeit mit Geschichten beglückte, die ausschließlich seiner allzu lebhaften Fantasie entsprangen. Keines von Cropps Abenteuern ist erfunden. Hier geht es ausschließlich um „histoires vécues“ – am eigenen Leib Erlebtes und Erlittenes. Manche der in „Zwischen Hamburg und der Ferne“ enthaltenen Erzählungen kennen wir bereits aus verschiedenen Büchern, die der Autor im Laufe der Zeit über seine Reisen rund um den Globus geschrieben hat. Sein einzigartiges Fabuliertalent lässt uns seine Abenteuer hautnah miterleben. Dazu gehören u.a. „Fluchtort Guantánamo, „Heimaterde“ und „Die Brandung.“ In diesem Kontext hervorzuheben ist „Insel der Meuterer (Pitcairn), eine faszinierende Geschichte, die das Schicksal der Überlebenden der legendären „Bounty“ auf einer gottverlassenen Insel in der Südsee erzählt. Da dieses felsige Eiland offenbar auf den Seekarten der britischen Admiralty im 18. Jahrhundert nicht zu finden war, biss man sich im fernen London die Zähne aus nach dem Verbleib von Fletcher Christian und den übrigen Meuterern. Kaum zu glauben, aber es gibt auf Pitcairn immer noch Nachkommen dieses Aufrührers gegen die britische Krone.

Zurück zu den Wurzeln

Mit „Zwischen Hamburg und der Ferne“ überreicht uns Wolf Cropp einen bunten Blumenstrauß wunderbarer, den ganzen Erdball umspannender Erzählungen. Die literarische Reise endet, wo sie begann, in Hamburg. Hier begegnen wir der drallen „Seemannsbraut“ auf St. Pauli, erfahren manch Bizarres über die „Liebe in Zeiten von Corona“ und wohnen der Überführung der „Viermastbark Peking“ in ihren heimatlichen Hafen auf dem Grasbrook bei.

Fazit

Wer sehnt sich in dieser trüben kalten Jahreszeit nicht nach Sonne, Meer und Abenteuern in fernen Ländern? Empfehlung: Man greife zu „Zwischen Hamburg und der Ferne“ und genieße dieses fast 500 Seiten starke Buch in vollen Zügen. Viel Spaß bei der Lektüre.

Buchcover
(c) Verlag Expeditionen, Hamburg

„Zwischen Hamburg und der Ferne“ von Wolf Cropp ist im Verlag Expeditionen erschienen, umfasst 491 Seiten und kostet 20 Euro. ISBN 978-3-947911-68-4

Fotos: Wolf-Ulrich Cropp

Ausstellung über den Hofarchitekten Georg Ludwig Friedrich Laves, der einst die Residenzstadt Hannover veredelte

Arbeitszimmer des Hausherrn, Georg Graf von Wangenheim, im Palais von Wangenheim
(Residenzpalais an der Friedrichstraße). Praktisch alles, was auf dem Bild zu sehen ist, entstand nach Laves‘ Entwurf. Aquarell von Wilhelm Kretschmer, um 1850. (Privatbesitz)

Das Museum August Kestner in Hannover zeigt erstmalig Werke des klassizistischen Hofbaumeisters Georg Ludwig Friedrich Laves (1788-1864). Was die Wenigsten wissen, der Architekt prägte mit seinen Bauten nicht nur die Residenzstadt Hannover, sondern er richtete die von ihm gestalteten Gebäude auch ein. Das Interieur ist nun in Hannover ausgestellt. Es ist ein einzigartiger Gang durch den hannoverschen Klassizismus. Bürgertum, Adel und der königliche Hof ließen ihre Domizile nach den napoleonischen Befreiungskriegen durch Laves modernisieren oder neu erbauen. Die dazu passende Einrichtung lieferte der Hofarchitekt gleich mit.

Auf Spurensuche

Der Kunsthistoriker und Initiator der Laves-Ausstellung, Thomas Dann aus Detmold, ging auf Spurensuche und fand dabei den zeichnerischen Nachlass von Laves im Stadtarchiv Hannover. Auf dieser Grundlage konnte er Möbelstücke aus Laves‘ Entwurfswerkstatt ausfindig machen, welche noch häufig bei den Nachfahren der Familien stehen, die einst am königlichen Hof in Hannover eine Anstellung hatten. Das Museum August Kestner und Dann haben aus den Fundstücken und Leihgaben eine eindrucksvolle und vielseitige Ausstellung konzipiert. Zu sehen sind prunkvolle Sofas mit goldener Ornamentik, Kommoden mit Spiegeln, gesäumt von Säulen aus Mahagoni. Dem Betrachter fallen elegante Sessel ins Auge, die im Leineschloss wohl nur als Dekoration dienten und ausschließlich bei wichtigen Staatsempfängen genutzt wurden. Daneben befinden sich Möbelstücke aus dem ehemaligen Privathaus von Laves, die sich zum Teil noch heute im Eigentum seiner Nachfahren befinden. Mehr als 100 Originalmöbel konnte der Kunsthistoriker Dann während seiner langjährigen Recherche ausfindig machen.

40 Möbelstücke davon kann der Besucher der Ausstellung im Museum August Kestner noch bis zum 26. März 2023 in Hannover bewundern. Darunter befinden sich u.a. riesige Pfeilerspiegel mit zwei hohen Bibliotheksschränken und einem Esstisch, Mobiliar, das Laves für den Oberhofmarschall Georg Graf von Wangenheim entwarf und anfertigen ließ, nachdem er für ihn das Palais an der Friedrichstraße in Hannover errichtet hatte. Die sehr sehenswerte Ausstellung bietet einen wundervollen Ausstellungs- bzw. Katalogband: „Georg Ludwig Friedrich Laves (1788-1864) Raumkunst und Mobiliar“ von Dr. Thomas Dann.

Inspektor der königlichen Bauten in Kassel
Cour- bzw. Empfangssaal im Leineschloss von Hannover (heute beherbergt das Schloss den niedersächsischen Landtag) mit eleganten Stühlen, die von Laves entworfen wurden, Photographie von 1866. (Privatbesitz)

Laves wurde 1788 in Uslar geboren. Ein Onkel, Heinrich Christoph Jussow, war Architekt und leitete die Bauabteilung der Kunstakademie in Kassel, an der Laves von 1804 bis 1807 studierte. Ab 1807 war Laves an der Universität in Göttingen eingeschrieben. Hier besuchte er vornehmlich naturwissenschaftliche Vorlesungen. 1812 trat Laves eine Stelle bei der Bauverwaltung des Königreichs Westphalen in Kassel an. Noch unter König Jérômes wurde Laves zum Inspektor der königlichen Bauten in Kassel ernannt.

Aufstieg zum Hofbaumeister und Oberhofbaurat

Nach Napoleons Niederlage vermittelte Laves‘ Onkel Jussow dem jungen Architekt eine Stelle als Bauverwalter im neuen Königreich Hannover. Gleich zu Beginn seiner Karriere in Hannover finanzierte ihm der königliche Hof als Abschluss seiner Ausbildung eine Reise nach Italien und Frankreich, und Laves wurde 1816 in Hannover zum Hofbaumeister ernannt. Während seiner Tätigkeit führten ihn immer wieder Dienstreisen nach London, um für seine hannoverschen Bauprojekte Genehmigungen am englischen Hof einzuholen.
Nach Ende der Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover ernannte ihn der neue König Ernst August von Hannover 1838 zum Oberhofbaurat. Die oberste Baubehörde in Hannover war nun das Oberhofmarschallamt, vertreten durch Georg Graf von Wangenheim. Für diesen erbaute Laves das bedeutende Wangenheimpalais im klassizistischen Stil, das später von der hannoverschen Krone erworben wurde. Das Palais dient heute als niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft und Verkehr.

Ernennung zum Oberhofbaudirektor

Im Jahr 1852 wurde Laves zum Oberhofbaudirektor ernannt und somit stieg er zum führenden Architekten im Königreich Hannover auf. Er war als Hofbaumeister mit der Planung und Durchführung von Neu- und Umbauarbeiten an Schlössern in Hannover und im umliegenden Königreich betraut. Er war verantwortlich für Entwürfe zur Innendekoration und legte Zeichnungen für Wand-, Decken- Bodengestaltungen vor. Zudem übernahm er Aufträge von Adligen und Bürgern zu Neu- und Umbauten in und um Hannover. Laves‘ klassizistische Architekturauffassung geriet jedoch langsam außer Mode, so dass seine Mitarbeiter die hannoversche Architektur- und Raumkunstszene immer mehr beherrschten. Am 30. April 1864 starb Laves im Alter von 76 Jahren in Hannover.

Neben Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) in Berlin, Leo von Klenze (1784-1864) in München und Carl Theodor Ottmer (1800-1843) in Braunschweig war Georg Ludwig Friedrich Laves einer der führenden Vertreter des deutschen Klassizismus.

Dieser Artikel erschien bereits in der Preußischen Allgemeinen Zeitung.

Museum August Kestner
Trammplatz 3
30159 Hannover
Tel.: 0511 – 168-42730
Öffnungszeiten:
Samstag – Freitag: 11 Uhr – 18 Uhr
Montag: Geschlossen
http://www.museum-august-kestner.de

Sibyl Gräfin Schönfeldt ist gestorben

Foto: privat

Die Journalistin, Autorin, Übersetzerin und Literaturkritikerin war eins der langjährigsten Mitglieder unseres Journalisten-Verbands. Sie hat die literarische Landschaft mit geprägt, sei es durch ihre unterhaltsamen Bücher wie das „Kochbuch für die kleine alte Frau“, durch ihre klugen Gedanken in „Anstand: Warum wir Takt und gutes Benehmen brauchen“, ihre Weihnachtsbücher und nicht zuletzt ihre prunkvoll ausgestatteten Bibel-Ausgaben – um nur einige ihrer zahlreichen Veröffentlichungen zu nennen.

Unvergessen ist für mich eine urkomische Lesung gemeinsam mit Gerlind Fischer-Diehl (1937-2014) von der Hamburger Autorenvereinigung, in der es um Truthähne zu Thanksgiving und diverse kulinarische und andere Katastrophen rund um die Weihnachtszeit ging.

Sibyl Gräfin Schönfeldt wurde 1927 in Österreich geboren und verstarb 95-jährig am 14. Dezember 2022 in Hamburg. Wir werden ihr Andenken in Ehren halten.

Siri, die Gänse reden

Alsterabend
Foto: Privat

Ich fragte Siri nach dem Sinn des Lebens
und sie sagte: 42
seitdem vertraue ich ihr
und nun warte ich vor dem Neptun
der seinen Dreizack hoch über das Gewässer hält
Zur Rechten und zur Linken flüstert der Wind
in Schilf und Weiden
in meinem Rücken eine asphaltierte Promenade
und das Gras auf der Liegewiese dahinter
ist raspelkurz gehaltenen von einer Herde Gänse
alle beringt und sprachfreudig und von guter Verdauung

Ich frage Siri, und sie sagt
die Gänse sprechen von Futter und Liebe
Genau wie ich, ist meine Antwort
und Siri sagt: deine Verabredung
ist 30 Minuten überfällig
Ich sage: das hat nichts zu bedeuten
sie wird schon kommen
wir haben uns mehr zu sagen
als alle Gänse zusammengenommen
und Bilder lügen nicht
davon hat sie mir auch genügend geschickt
das Grübchen, dieser offene Blick

Siri sagt: dein Provider ist vertrauenswürdig
aber das besagt nichts
über die Nutzerinnen der Programme
Ich ärgere mich über die Antwort
wir schweigen beide und lauschen den Gänsen
bis hinter dem Sockel des Neptuns
eine Bewegung entsteht und
meine Verabredung hervortritt und mich fragt
sprichst du mit deinem Handy?
ich habe mich nicht getraut dich zu stören

Darauf will ich etwas entgegnen
aber Siri übernimmt und sagt
so einfach liegen die Dinge nicht
ich kenne eine Angststörung
wenn ich sie höre
wie lange bist du schon in Therapie?
Und meine Verabredung sagt
seit einem Jahr, mein Therapeut meint
ich mache gute Fortschritte

In der Pause, die folgt, schnattern die Gänse
der Wind streicht durch Schilf und Weidenlaub
und winzige Wellen glucksen ans Ufer
während meine Verabredung
die Finger zu einer Raute aneinanderlegt
Siri fragt dann an meiner statt
warum versteckst du dich hinter einem Denkmal
gehört das zur Therapie?
Ich komme meiner Verabredung zuvor
und sage zu meinem Phone
die Frage ist berechtigt
doch sollte sie nicht zur Unzeit gestellt werden
hörst du nicht die Gänse
von Futter und Liebe und Sex reden?

Und Siri sagt: dieses Gespräch führt zu keinem Ziel
es ist ein Fehler, wir sollten es löschen
aber wie du willst – kein Problem
wenn du deine Verabredung behalten möchtest
dann wirf mich ins Wasser
Worauf meine Verabredung gründlich erschrickt
das kann ich nicht zulassen
also gehe ich jetzt wieder zum Neptun
dahinter hat es eine schöne Aussicht
über den See und wir alle tun so
als hätte es dieses Treffen nie gegeben

Siri sagt: das scheint mir eine elegante Lösung
bravo und nichts für ungut
richte das deinem Therapeuten aus
Ich schüttele den Kopf und schaue auf meine Uhr
und Siri sagt: jetzt schon 45 Minuten Verspätung
du sollest dich nach einer Alternative umsehen
Meine Verabredung winkt mir Adieu und sagt
ich werde meinem Therapeuten von dir erzählen
Grüße an dein Phone, wenn’s genehm ist
Hinter mir schnattern die Gänse
während meine Verabredung Leine zieht,
Siri was reden die Gänse?
komm mit auf die Wiese
wir wollen uns umhören

 

X-Mas oder Weihnachtsmänner sind auch nur Menschen

Bild: Hanna Malzahn

Der Countdown läuft, am  24.12. ist Deadline.
Der Weihnachtsmann ist soo müde, ginge er in Urlaub, gäbe es einen Shitstorm, denn er hat Millionen Follower.
Unser Weihnachtsmann und seine Crew, The Angel Company, sponsered by himmlischer Power, gehen zum Meeting-Point, einer Location im Norden zu einem Get-together.
Es ist kein junges Start-up, dieses Business is old-school.

Die Engel sind ein Dream-Team.

Sie geben viel Support und arbeiten rund um die Uhr im Job-Sharing, eine Challenge mit der Zeit.
Es gibt lange To-Do-Listen, und es ist ein Full-Time-Job. Viel Action, High Speed und Multitasking sind angesagt.
Briefings, Stop and Go. Es geht zu wie beim Black Friday Sale.
Das Arbeiten im Standby-Modus, – das wäre ein absolutes No-Go.
Ebenso sind Flops – obwohl –  shit happens – ein absolutes Don’t,
–  never, ever  –
jetzt braucht man viel Manpower und ein gutes Timing, dann ist alles easy going.

Viele Wunschzettel treffen als Last-Minute-Order ein.

Nachdem der Weihnachtsmann die Mails gecheckt hat, hört er die Voice-Mails in der Mailbox seiner Hotline ab.
Beim Check-up der Wunschzettel wird der Code gescannt und an das Marketing-Management weitergeleitet. Es kommen auch Spams und Fakes an, die der Weihnachtsmann als Junkmails gleich cancelt.
Im Callcenter, das wie ein Show-Room mit einem High Tech Equipment aussieht, arbeiten viele Engel auf höchstem Level an Terminals, Screenings und einem Counter für Sonderwünsche.
Es ist ein seasonal Trade, viele Freelancer und Newcomer angeworben durch Headhunter gehören zum Team.
Hashtag: job placement.
Der Weihnachtsmann macht ein Pokerface, denn er ist soo müde, er denkt, für eine Midlife-crisis  ist er eigentlich zu alt.
So holt er sich erst einmal im Drive-in  einen Coffee to Go, einen iced flavored Latte mit Caramel Cream.
Er träumt von einer ruhigen After-work-party, oder an das Chillen mit einem guten Sience- Fiction-Thriller, einem Bestseller und Pageturner in seinem Kingsize-Bett oder im Whirl-Pool.
Trotz Kaffee fühlt er sich ausgepowert, er isst ein Sandwich und trinkt einen Energy Drink, schöner wäre ein Cocktail bei einem Sundowner zur Happy Hour.
Vor dem großen Weihnachtshappening ist der Weihnachtsmann ein richtiger Workaholic, und um einem Burn-Out vorzubeugen, geht er erst mal in die Lounge zum Relaxen und Come down.
Dort trifft er ohne die geringste Lust auf einen Small Talk seinen Coach.
Dieser gibt Crash-Kurse in Beauty Treatment, er verteilt Papers und Handouts für Workshops.

Von Zeit zu Zeit gibt es auch eine Supervision für die Work-Life-Balance.

Der Weihnachtsmann ist als Frontman everybody’s Darling.
Coca-Cola machte ihn zum Shooting-Star und Teaser für das Weihnachtsbusiness.
Sein old fashioned Vintage-Look, etwas oversized, und sein mega Bart sind absolute Eyecatcher. Auf sein groovy Styling hat er ein Copyright, auch in Schokolade gegossen.
Jetzt sitzt er erschöpft wie ein Couch Potatoe auf dem Sofa.
Sein Personal- Trainer macht ein paar Warm-ups mit ihm. Er empfiehlt ihm Nordic Walken, Stretching und Aerobic sowie die Zeitschrift Mens‘ Health. Dort gibt es Workouts, Bodycare und Food Specials für die Sixpack-Figur. Der Weihnachtsmann liebt aber all you can eat!
Vielleicht  Finger-Food als Appetizer und dann etwas Ordentliches, einen homemade Brunch, jedenfalls kein Fast Food.
Und beim Big-Body-Mass-Index gibt ja auch noch die Weight Watchers.

Nach einem Softdrink mit Bitter Lemon und einem Hot Dog mit French Dressing im Self-Service-Restaurant muss der Weihnachtsmann mit einem Milchshake in sein Home-Office.
Er war schließlich die ganze Zeit offline.
Sein Büro ist durchdesigned, es hat einen Touch von Lifestyle,
ein sehr kluges Investment, gelernt in der Trading Masterclass,
alles gegen Cash, keine Peanuts, kein Leasing.
Es hat Airconditioning, Spotlights und einen Lift zum Basement.
Dort sind in vielen Containern die Geschenke, zum Teil in Limited Edition. Die Security ist im Ground floor.
Der Weihnachtsmann fährt seinen Laptop hoch. Er loggt sich ein und macht Backups und Upgrades der vielen Wunschzettel.
Dabei muss er zwischen vielen Anfragen hin und her switchen und einiges googlen. Er macht Online Banking und muss sich als Kontroll-Freak sehr viele Pin-Codes merken.
Sein Arbeitsplatz ist ein Activity-Center mit Hot Spots und App-Stores.

Aber Weihnachten boomt, da ist nichts mit just for fun.

Er ist auch der Ghostwriter des himmlischen Newsletters „X-mas goes public“ mit weihnachtlichem Cover, vielen Statements und Headlines.
Und er steckt sein Know-How in die x-mas-Homepage:
die Website www.x-mas.com .
Weihnachtsshows  und die Charity-Events organisiert er als Public Viewing für die Publicity.
Ein Weihnachtsumzug ist genauso ein Highlight wie die Love Parade oder der Schlager-Move.
Das grooved.
Die himmlische Public-Relation-Abteilung hat gute Connections zur Fashion Week,  – exklusiv – kein Mainstream.
Auch  der Weihnachtsmann hat sich schon bei einem Stylisten coachen lassen. Abgesehen von seiner Dienstkleidung mag er schon Labels.
Er geht gern in Factory-Outlet-Stores zum Late-Night-Shoppen.
Second Hand Shops promoten keine Fashion, die seinem Dresscode entsprechen. Und manche Outfits eignen sich eher für eine Bad-Taste-Party, das ist ihm zu strange und entspricht nicht seinem Mindset.

Das ist nicht der Burner, sondern Bullshit.

Ein gewisses Understatement findet er abgefuckt, obwohl, für die Fahrt mit dem Rentierschlitten – Open Air in der Kälte – bevorzugt er Sport- und Streetwear, Jeans im Five-Pocket-Style, blue used, stone-washed mit dezente destroyed Effekten und die Musthave XL-Bodybag mit einem Lunchpaket.
Er hat viele Relationships und macht gute Deals. Besonders zur Community der Sales-Manager hat sich im Laufe der Jahre eine Win-Win-Beziehung entwickelt.
Gutscheine stehen im Ranking der Geschenke ganz oben. Ein Gutschein für ein Candlelight- Dinner, für eine Pool-Party mit Top-Catering, für Piercings, eine Reise all inclusive mit Sightseeing ins Survival Camp.
Es gibt auch Wünsche nach einem Speed- oder Blind-Date, nach einem One-Night-Stand, nach einem coolen Lover mit Sex-Appeal, nach einem toughen Womanizer, nach einem Model Scout, nach einem Bodygard, nach Sex and Drugs und Rock´ n Roll und nach etwas Glamour, Love and Peace und nach Happiness.

Wenn der Weihnachtsmann alle Wunschzettel abgearbeitet hat, schickt er sie mit einem Shuttle-Bus ans Controlling.
Die Geschenke werden dann vom Facility Manager auf den Schlitten geladen.
Der Pick-up-und-Return-Service und das Recycling gehen in die Holidays, die holy Days bedeuten eine echte Verschnaufpause.

Der Weihnachtsmann ist ein Allround-Entertainer, immer just in Time, immer cool und voll im Trend.
Er bekommt gute Feedbacks und viele Likes.
Er ist ein Global Player mit jährlichem Comeback.
Und er ist nicht zu toppen,
alle Jahre wieder!

 

(Hanna Malzahn las diesen Text bei unserer Weihnachtsfeier 2022, s. dazu den Artikel von Uta Buhr vom 10.12.2022)

Oh Tannenbaum…

Weihnachtstisch

Endlich! Nach zweijähriger Abstinenz konnten wir unsere langjährige Tradition wieder aufnehmen und die DAP-Weihnachtsfeier am 2. Dezember im „Marriott“ begehen. Wie üblich, hatten die Mitarbeiter des Hotels den Saal festlich dekoriert. Auch der weihnachtlich geschmückte Tannenbaum fehlte nicht. Dessen Anblick hätte Frau Puvogel, die Mutter der legendären Hamburger Göre Klein Erna, bestimmt zu dem begeisterten Ausruf hingerissen: „Guck mal, Erna, sieht tscha aus wie gemaln!“

An diesem bitterkalten Abend kam das als Begrüßungsgetränk gereichte Glas Glühwein den 22 Teilnehmern gerade recht. Nach einer kurzen Ansprache durch unsere Präsidentin Maren Schönfeld ging es mitten hinein in das vorweihnachtliche Programm. Lesungen unserer Mitglieder aus eigenen oder fremden Werken gehörten stets zum Ablauf einer jeden Weihnachtsfeier.

Wolf-Ulrich Cropp

Den Anfang machte Wolf-Ulrich Cropp, der eine Geschichte aus seinem jüngst erschienenen Buch „Zwischen Hamburg und der Ferne“ vorlas. Je weiter die Geschichte voranschreitet, entpuppt „Hautnah“ sich als ein perfides Spiel, das ein junger Student mit seinen arglosen Gastgebern treibt. Wer erinnert sich nicht an den 11. September 2001 – ins kollektive Gedächtnis eingegangen als „Nine Eleven“ – als eine Gruppe von Terroristen die beiden Türme des New Yorker World Trade Center in die Luft sprengte. Das Unheil nahm seinen Lauf in Hamburg-Harburg, wo Mohammed Atta, der Drahtzieher des Attentats, jahrelang scheinbar friedlich unter uns lebte, im wahrsten Sinne des Wortes „hautnah.“ Ein begabter fleißiger Student aus Ägypten, wie alle fassungslos beteuerten, die ihn kannten: „Welche Schlange haben wir an unserem Busen genährt!“ Ein wahres, vom Autor sensibel vorgetragenes Drama.

Das von Gesine Mariona rezitierte Gedicht aus der Zeit unserer Groß- und Urgroßeltern bildete einen willkommenen Kontrast zu Wolfs Erzählung.

Hanna Malzahn, Foto: Maren Schönfeld

Hanna Malzahn, unser neues Mitglied, gab ihren Einstand mit einem echten „Wumms“, wie man neuerdings sagt, indem sie in lockerer Folge aufzählte, wie viele Bürger dieses Landes unsere schöne Sprache verunstalten. Es hat den Anschein, als seien manche nicht mehr in der Lage, einen Satz ohne eine Anzahl völlig überflüssiger Anglizismen zu formulieren. Heute ist ja alles sexy, shit, strange – and by the way – mega-cool. Teenies und Twens geben sich high-five, chatten, chillen und machen sich Gedanken über eine work-life-balance. Dies sind nur einige Kostproben aus Hanna Malzahns akribisch zusammengetragener Fäkal- und Vulgärsprache, wie sie heute leider an der Tagesordnung ist. Unser kürzlich verstorbener Sprachpapst Wolf Schneider hatte immer wieder vor der Verballhornung unserer Sprache gewarnt und auch ein Buch mit dem Titel „Sprecht deutsch“ veröffentlicht. Übrigens sprach Schneider ein makelloses Oxford-Englisch. Im Gegensatz zu unseren Sprachpanschern war er in der Lage, ganze, grammatikalisch einwandfreie Sätze im englischen Idiom zu formulieren. Diesen Text finden Sie hier:
https://die-auswaertige-presse.de/2022/12/x-mas-oder-weihnachtsmaenner-sind-auch-nur-menschen/

Nach den Lesungen genossen wir ein exquisites Büffet – einen Gaumengenuss aus diversen Vorspeisen, krosser Gänsekeule mit Rotkohl und Klößen sowie leckere Desserts – das keinen Wunsch offenließ.

Natürlich durfte auch unser beliebtes Würfelspiel nicht fehlen, das diesmal ohne Würfel stattfand, weil ein Mitglied Knobelbecher und Würfel zu Hause vergessen hatte. So ein Pech. Doch kluge Leute wie die Mitglieder der DAP finden immer eine Lösung. Diesmal wurden die Geschenke qua Münze „erwürfelt.“ Das klappte vorzüglich. Viele waren sogar der Meinung, die Münze sei die bessere Alternative, weil das Spiel schneller von statten gehe. Dennoch, nächstes Jahr werden wir zum Würfel zurückkehren. Allein schon deshalb, weil wir hoffen, 2023 wieder unseren Ehrenpräsidenten Günther Falbe bei uns zu haben, dessen Aufgabe es in über 15 Jahren war, stets das Spiel erneut zu erklären.

Fazit: Diese Weihnachtsfeier wurde von allen als besonders gelungen und harmonisch bewertet. Ein herzlicher Dank geht an die Mitwirkenden an diesem Ereignis. Um ein Haar hätte ich Event geschrieben. Doch im Geiste erschien mir Hanna Malzahns erhobener Zeigefinger gerade noch zur rechten Zeit.

Allen Mitgliedern der DAP ein gesegnetes Weihnachtsfest und den berühmten guten Rutsch in ein hoffentlich friedliches 2023! Apropos, der gute Rutsch kommt aus dem jiddischen „Roscheschone.“ Locker übersetzt heißt der Gruß so viel wie „Auch im Neuen Jahr einen klaren Kopf.“ Den werden wir alle dringend brauchen.

Fotos: Hanna Malzahn

Lisas Bild

Foto: Verlag Expeditionen

Eine Kurzgeschichte aus dem Buch „Weihnachtsgeheimnisse“.

Zufrieden saß sie auf dem extra für sie zurechtgerückten Sessel, damit ihr Blick ungehindert auf den in diesem Jahr ganz in Rot und Gold gehaltenen Weihnachtsbaum fallen konnte. Dabei mochte sie die ganz bunt geschmückten Bäume viel lieber, in denen wie früher bunte Kugeln hingen, silbernes Lametta glänzte und echte Kerzen brannten. „Heutzutage muss ja alles geschmackvoll harmonisch komponiert sein“, dachte sie. Nie hätte sie das ausgesprochen, weil dabei ein spöttischer, sogar etwas verächtlicher Ton unvermeidlich gewesen wäre, der ihr nichts außer einem missbilligenden Blick unter wenigstens einer hochgezogenen Augenbraue ihrer stilbewussten Schwiegertochter eingebracht hätte. Trotzdem freute sie sich wirklich darüber, auch dieses Jahr den Heiligen Abend im Kreise der immer größer werdenden Familie feiern zu dürfen. „Das ist das eigentliche Geschenk“, dachte sie dankbar, denn wenn man auf das achtzigste Lebensjahr zugeht, hat man kaum noch Wünsche, die in Weihnachtspapier eingewickelt werden können.

Als nach dem Abendessen die Bescherung beginnen sollte, wurden von überall die Kartons mit Geschenken herbeigeholt. Nur sie selbst blieb in dem bequemen Sessel sitzen, denn seit es vor Jahren mit dem Gehen immer beschwerlicher geworden war, hatte sie um die Vergünstigung gebeten, ihre Gaben auf die sogenannten „Flachgeschenke“ reduzieren zu dürfen – jedenfalls für die Erwachsenen, die daraufhin nicht einmal zaghaft versucht hatten, ihrem Vorschlag  mit dem geringsten, fadenscheinigen Anzeichen von Enttäuschung zu widersprechen. Nur für die Kinder suchte sie immer noch selbst die Sachen aus, weil es ihr zu viel Freude bereitete, in den Spielzeugparadiesen das Richtige auszuwählen – nicht ganz selbstlos, wie sie sich eingestand, denn damit verbanden sich Erinnerungen an die eigene Kindheit, als weihnachtsdekorierte Straßen und Geschäfte einen fiebrigen Zauber entfaltet und die ganze Welt erfasst zu haben schienen. Heute erreichte sie nur ein Hauch von dem Vielmehr an Lichtern und Glanz, und der war vor allem dem Erinnern geschuldet, vergleichbar dem Betrachten alter Fotografien, wenn sich Wehmut mit Wärme harmonisch verbindet. Dagegen freute sie sich noch immer sehr auf das weihnachtliche Glück der Kinder. Deren Aufgeregtheit war über Jahrzehnte und Generationen hinweg immer die gleiche geblieben, nur hatten sich für sie selbst die Perspektiven verschoben.

Nach der Tradition der Familie durften die Kinder ihre Geschenke als erste auspacken, und im Nu verwandelte sich die gediegene Festtagsordnung des Wohnzimmers in ein Chaos. Ganz so, als müsste die starre Weihnachtsdekoration endlich mit prallem Leben erfüllt werden, wirbelte ein Sturm aus Kartons, Papier, Schleifen und Bändern um das nun weithin unbeachtete, kerzenbeschienene Goldrot des Weihnachtsbaumes. Freudiges Johlen und Schreien der Kleinen, die mit Autos, Puppen, Kästen und Schachteln umherliefen, erstickte verschneit klingende Kirchenglocken vom CD-Player.

Stillvergnügt beobachtete sie die lautstarke Freude der anderen und dachte daran, wie sehr sich mit dem Älterwerden alles Wünschen und Hoffen auf ganz Weniges konzentriert, das nicht zu kaufen ist und weder ge- noch verschenkt werden kann, sondern allmählich schwindet, bis es still und klein im Inneren ruht und mit der Zeit langsam, langsam beinahe gänzlich  erlischt.

Nach den Kindern wurde sie als die Älteste der Familie beschenkt. Ja, es war ein bisschen gespielt, wie sie sich überschwänglich bei ihren Kindern und Enkelkindern für Gutscheine, die zu Theaterbesuchen, Konzerten und Ausflügen einluden, Schachteln und Dosen voller Pralinés und Marzipan, gut gemeinte Präsentkörbe aus dem Reformhaus, für selbst gebackene Kekse, Bücher voller heiterer und besinnlicher Geschichten und einen Schal bedankte, den sie – das wusste sie schon jetzt – nie tragen würde. Wirklich neugierig war sie dagegen darauf, wie das Bild von Lisa aussehen würde.

Vor zwei Wochen, beim traditionellen Advents-Kaffee der Familie, hatte die Vierjährige sie nämlich gefragt, was sich die Großmutter von ihr zu Weihnachten wünschen würde.
„Also, mein Deern“, lautete ihre Antwort, „ am meisten würde ich mich darüber freuen, wenn du mir ein Bild malen würdest.“
„Au, jaaa“, hatte Lisa mit ihrer hohen Kinderstimme ausgerufen und dabei begeistert in die Hände geklatscht, „ich male dir ein Bild mit uns beiden darauf!“
„Das ist ja eine ganz feine Idee“, hatte die Großmutter gesagt, und seither war sie gespannt auf dieses Bild gewesen, das sie jetzt behutsam wie etwas sehr Kostbares entrollte.
Lisa stand mit derart freudestrahlenden Augen vor ihr, wie sie nur Kinder beim Schenken haben: „Für meine allerliebste Omi!“

Die blickte auf das leicht verknickte Blatt, auf dem in bunten Farben ein Haus, ein Baum, ein Kind, das Zöpfe wie Lisa trug, und links oben eine große Sonne zu sehen waren, die ganz grell schien, so leuchtend gelb war sie.

„Sehr schön, Lisa, das hast du wunderbar gemacht“, freute sie sich anerkennend, gleichzeitig befürchtend, dass Lisa die leise Enttäuschung in ihrer Stimme bemerken würde, weil nur das Mädchen, nicht aber sie selbst auf dem Bild zu sehen war. Hatte die Kleine wohl vergessen, na ja, machte ja im Grunde genommen nichts, aber dennoch wäre es doch schön gewesen, wenn …
„Hab´ ich ganz alleine gemacht!“, triumphierte Lisa stolz.
„Prima, mein Deern, aber eigentlich sollte ich doch ein Bild haben, auf dem wir beide drauf sind. Hast du mich vergessen?“, konnte sie sich ein Nachfragen nicht verkneifen.
Lisa guckte ungläubig: „Nein, wieso?“
„Ja, dich mit deinen Zöpfen kann ich hier sehen und da den Baum vor eurem Haus auch, aber mich kann ich nirgends entdecken.“
Lisa beugte sich über das Bild: „Aber Oma, da! Das bist doch du!“, und dabei zeigte sie auf die große gelbe Sonne, deren Strahlen über das Bild fluteten und Lisa ganz umhüllten.


Buchcover, Verlag Expeditionen

In den Geschichten von Joachim Frank verbindet sich weihnachtliches Empfinden mit kleinen Erlebnissen. Rätselhafte Geheimnisse, ein unerwünschter Weihnachtsmann, das Bild der Enkelin oder ein Geschenk zu viel werden in ihnen zum Anlass für Freude, Verdruss oder Nachdenklichkeit. Und wer kennt das nicht: Am letzten Tag vor Heiligabend fehlt noch immer das wichtigste Geschenk! Da bleibt dem Verzweifelten nur die Wahl zwischen den ultimativen Ladenhütern. Es sei denn, er trifft eine mitfühlende Ladenhüterin …

Für viele Menschen ist die Advents- und Weihnachtszeit von dem Wunsch geprägt, innezuhalten, den von Hast, Hektik, Anforderungen und Ansprüchen geprägten Kreislauf des Alltäglichen zu durchbrechen. Mit seinen sechzehn Geschichten zum Träumen, Erinnern und Schmunzeln möchte der Autor ein wenig dazu beitragen.

 

 

 

Finissage der Ausstellung „Sprache der BildKunst“

„Sprache der BildKunst“. Foto: Witka und Dr. László Kova.

Geschickte Architekten zauberten aus einem alten Schulgebäude (erbaut 1887), das seit 1980 als Bürgerhaus und Kulturzentrum fungierte, ein modernes, attraktives Kulturhaus. Zur Eröffnung des Kulturhauses Eidelstedt „steeedt“ (Alte Elbgaustr. 12, 22523 Hamburg) am 2. September 2022 veranstaltete die Künstlergruppe „Eidelstedter Farbpinsel“ eine Gemälde- und Fotoausstellung unter dem Titel „Sprache der BildKunst“ mit den Arbeiten aus den jüngsten Kursen für Malerei.
Die Präsentation lockte viele Besucher von nah und fern ins Haus, wo am Eröffnungstag auch eine Galerieführung unter der Leitung des Kursleiters und Künstlers Dr. László Kova stattfand. Die Besucher konnten gleichzeitig die Ausstellerinnen und Aussteller persönlich kennenlernen, die vor ihren Bildern ein kurzes Exposé über Inspiration, Bildaufbau, Malprozess, Geheimnisse der Fotografie usw. erteilten. Das große Interesse veranlasste den Veranstalter dazu, die Ausstellung durch eine Finissage noch einmal in den Blickpunkt zu stellen. Durch digitale Medien, Plakate und Flyer wurde das breite Publikum zu einer Abschlussveranstaltung zum Termin am 1. November 2022 um 18:00 Uhr eingeladen.

Kunstinteressierte bei „Sprache der BildKunst“. Foto: Witka und Dr. László Kova.

Beim Sektempfang begrüßte der Geschäftsführer Herr Holger Börgartz die Interessierten zum vielversprechenden Abend. Dann übernahm Herr Dr. László Kova das Wort und hielt einen Vortrag über die Techniken der bildenden Kunst mit den Schwerpunkten von Radierungen, Lithografien und Holzschnitt, die als Druckgrafik besonders populär und beliebt sind. Es wurden reichlich Beispiele für die traditionsreichen, originalen Grafikarten gezeigt, die auf wertvolles Bütten-Papier von dem Künstler eigenhändig durch eine Handpresse gedruckt worden sind. Der Unterschied zwischen Originalgrafik (Büttenpapier, Nummerierung, Unterschrift, gesetzliche Vorschriften) und Offsetdruck (Art Print als fotografisches, technisches Verfahren) wurde ausführlich behandelt.

Publikum und Kunstschaffende im Ausstellungsraum. Foto: Witka und Dr. László Kova.

Seine Erörterungen gingen auch auf die Malerei in Aquarell, Acryl und Öl in Details ein, die durch mehrere expressive Gemälde veranschaulicht wurden. Hinter dem Vortragenden Kova hing diesbezüglich sein großes Tafelbild (3×1 m) in Acryl auf Leinen zum Thema Küstenlandschaft, auf dem u.a. See und Sandküste, ein romantisches, Reet bedecktes Haus sowie ein Leuchtturm – wie in List auf Sylt – dargestellt sind. Nach dem Vortrag erfolgte eine Galerieführung in der Ausstellung „Sprache der BildKunst“ in Begleitung des Publikums und der Kunstschaffenden, wo sich über Inspirationen, Themenauswahl, Pinselführung usw. rege ausgetauscht wurde.
Dann führte der Weg in den Vortragsraum zurück, wo Künstler und Kunstinteressierte in einer Podiumsdiskussion über ihre persönlichen „Erlebnisse mit Kunst“ sprechen konnten. Spontane Fragen und Antworten prasselten aufeinander ein und machten die Finissage richtig dynamisch.

Die Ausstellung gestalteten Ute Bantin (abstrahierte, großformatige Landschaften), Beatrice Funk (kreative Abstraktionen) , Sigrid Garz-Othmer (Impressionen: Hafenansicht, Loch Ness), Traute Haase (tosende See), Brigitte Konieczni (Stadtlandschaft Schwabing, Herbst) Denise Krohn (Farbenwunder, Meine liebe Kuh), Laki (Meditation, Lichtstrahl, Garten), Lieselotte Lehmann (Farbkomposition, Wasserfall, Bergkirche), Joachim Lunk (Kunstfotografie: Honigbiene, Heidelibelle, Segelfalter), Margritt Lunk (Hamburger Hafen, Speicherstadt in Hamburg,Tierwelt in Afrika), Ruth Mothes (Mohnlandschaft, Rapsfeld, Sonnenblume), Britta Nürnberger (Seerosen, Segelbote, Damen mit Regenschirm).

Übrigens treffen sich die Ausstellerinnen und Aussteller regelmäßig montags in den Kursen schon seit mehr als 20 Jahren, wo sie ihre Bilder für Ausstellungen malen,
die sie in diversen öffentlichen Räumen innerhalb und außerhalb Hamburgs zweimal jährlich präsentieren. Die Kurse laufen unter dem Motto „Malen kann jede/jeder“ und sind für Interessierte (Anfänger und/oder Fortgeschrittene) jeder Zeit offen.
Der Kursleiter ist Herr Dr. László Kova.
Erreichbar unter:
Tel.: 040 – 57 45 77
E-Mail: edition.kova@web.de