Zwickt da was?

Eine Glosse von Johanna R.Wöhlke

Mit einfachen sackähnlichen Hemden hat es begonnen und mit einfachen sackähnlichen Hemden wird es enden. Da bin ich ganz sicher – trotz Karl Lagerfeld und Dior, Versace und Gaultier. Da können sich die Großen der Modebranche noch so anstrengen, der Mensch strebt nach den praktischen, unkomplizierten Kleidungsstücken ohne Zipper und Reißverschluss, Knöpfe und Ziernähte, Rüschen und Jabots, Reifröcke und Godets, Falten und Bügelnähte. Der moderne Mensch geht mit dem T-Shirt ins Bett, ins Büro, zum Einkaufen, ins Theater und in die Badeanstalt.

Die wahren Kreativen und zukunftsweisenden Modemacher sind doch schon lange die Kostümbildner der Science Fiction Filme. Die pressen ihre durch ferne Galaxien rasenden Stars in einfache gummiartige Schläuche, die am Körper anliegen wie eine Strumpfhose und die durch strenge und gerade Linienführung bestimmt sind.

Da sich aber Kreativität in der Mode nicht am T-Shirt und schlauchähnlichen Gebilden berauschen kann, erscheinen auch immer wieder andere praktische Kleidungsstücke auf dem Laufsteg – wie jetzt die, ausgestattet mit Blutdruckmessern, elektrischen Heizungen oder integrierten Massagegeräten und allerlei technischem Schnickschnack.

Ach, liebe Modeschöpfenden! Wenn ihr eine Ahnung davon hättet, wie uns Frauen schon ein nicht sitzender Haken-und-Ösen Verschluss an unseren BHs nerven kann, würdet ihr uns nicht auch noch mit Massagehemden auf den Leib rücken!