Die Sünderin und der Teufel: In memoriam Hildegard Knef

Von Uta Buhr

Das hatte noch gefehlt. Der filmischen Biographie mit Heike Makatsch in der Hauptrolle folgte ein Theaterstück über das Leben der legendären Hilde auf dem Fuße. Als einem der bekanntesten und routiniertesten Drehbuchautoren Deutschlands ist es Fred Breinersdorfer und Co-Autorin Katja Röder gelungen, ein ebenso amüsantes wie fesselndes Stück über die Vita des Multitalents Knef auf die Bretter des Ernst-Deutsch-Theaters zu zaubern.

„Berlin trägt Trauer“, verkündet die Stimme eines Rundfunksprechers aus dem Off. „Geliebt, gehasst, bewundert. Doch keinen hat sie – Hildegard Knef – kalt gelassen.“ Als die Diva in einer surrealen Landschaft aus wahllos hin gestreuten weißen Buchstaben, die ihren Namen formen, erwacht,  fühlt sie sich zunächst wie neu geboren. War ihre Einlieferung in ein Berliner Krankenhaus, waren die Schläuche und Injektionsnadeln in ihrem Körper nur ein böser Traum? Als sie den Herrn im flatternden schwarzen Mantel – einer Fledermaus nicht unähnlich – näher in Augenschein nimmt und sich von ihm in ein Gespräch verwickeln lässt, erkennt sie, dass sie sich in einer Art Wartezimmer vor dem Gang ins Paradies oder in die Hölle befindet. Teuflisch sind die Continue reading „Die Sünderin und der Teufel: In memoriam Hildegard Knef“

„Kein Großer, aber ein Ritter und ein Held“

erschienen in der PAZ

von Dr. Manuel Ruoff

Vor 125 Jahren starb der erste Deutsche Kaiser, Wilhelm I. – Er ließ Bismarck, Moltke und Roon gewähren

Sein Enkel und späterer Nachfolger Wilhelm II. hat versucht, für ihn die Bezeichnung „Wilhelm der Große“ durchzusetzen, zu Recht vergebens. Eher ist seinem Ministerpräsidenten und Reichskanzler Otto von Bismarck zuzustimmen, der über ihn meinte: „Kein Großer, aber ein Ritter und ein Held“. Die Rede ist vom Deutschen Kaiser und König von Preußen Wilhelm I.

Im Gegensatz zu dem wirklich großen Staatsmann Otto von Bismarck, der ein Revolutionär war, wenn auch ein weißer, war der Legalist Wilhelm I. eher anachronistisch. Ähnlich wie sein Vater Fried­rich Wilhelm III. war Wilhelm ein Monarch, der zum Jagen getragen werden musste. Aber während sich Friedrich Wilhelm durch die Ereignisse und Entwicklungen treiben ließ, übernahm diese Aufgabe bei Wilhelm Bismarck. Das Größte an Wilhelm ist denn auch zweifellos, dass er erkannte, dass sein Regierungschef (Bis­marck) und auch sein General­stabs­chef (Helmuth von Moltke) größer waren als er und dass er Continue reading „„Kein Großer, aber ein Ritter und ein Held““