Die klare Linie

Betrachtet man die Architekturbeispiele in Ulrich Höhns‘ Buch Die klare Linie, in dem er Bauten und Entwürfe des Hamburger Architekten Michael Kitzmann (und Team) vorstellt, so fühlt man sich an die Hoch- Zeit des Bauhaus erinnert: Kantige oder sanft gebogene Architektur, die ihren Reiz aus der Funktionalität schöpft.

Einfamilienhäuser, Schulen und Gewerbeobjekte – überall wird die einheitliche Linie mit geometrischen Strukturen als gestaltendem Merkmal sichtbar. Gelegentlich entdeckt man postmoderne Elemente – Bullaugen und kühn überragende Dächer, vorspringende Balkone oder zierende Säulen. Doch der Geist Mies van der Rohes ist unübersehbar.

Grundrisse und Entwurfszeichnungen sowie ausführliche Textbeschreibungen erlauben es, einen Eindruck in die planerische Arbeit einer Architekktengruppe zu bekommen, die sich selbst über ein Vierteljahrhundert treu geblieben ist. Continue reading „Die klare Linie“

Geschichten aus Bethlehem

Es gibt Bücher, deren Hochkonjunkturzeit vor Weihnachten liegt. Es gibt Bücher, die berichten vom lobenswerten Einzelinitiativen, um das Leid der Welt zu lindern. Es gibt Bücher, die zu dem Zweck geschrieben werden, die Spendenbereitschaft der Leser anzuregen. Es gibt Bücher, die, um das angestrebte Ziel zu erreichen, Fakten und Meinungen mischen und dadurch einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen.

Auf das hier vorgestellte Buch Geschichten aus Bethlehem treffen alle obigen Aussagen zu. Thema ist das im Jahre 1952 von dem Schweizer Pater Ernst Schnydrig gegründetete Kinderspital in Bethlehem. Seit 1963 gibt es einen Trägerverein, die Kinderspitalhilfe Bethlehem mit Sitz in Luzern. Heute arbeiten über 200 Angestellte – Christen und Muslime – im Spital, das so ein wichtiger Arbeitgeber in der Region ist. Ärzte aus Palästina und Europa kümmern sich um die Gesundheit der kleinen Patienten. Continue reading „Geschichten aus Bethlehem“

Zur Abschaffung der psychosomatischen Gynäkologie

Von Götz Egloff

Seit nun annähernd zwei Jahren gelten für frauenärztliche Praxen die sogenannten „Regelleistungsvolumina“, die es Gynäkologen und Gynäkologinnen nahezu verunmöglicht, psychosomatische Beratungen angemessen abzurechnen. Dies stellt einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zur Verunglimpfung der sprechenden Medizin dar, in diesem Fall geradezu die Abschaffung der psychosomatisch orientierten Frauenheilkunde, die über rein technische Diagnostik und Behandlung hinausgeht. Die Zersplitterung medizinischer Fächer wird damit weiter vorangetrieben, so wünschenswert auch die Stärkung hausärztlicher Richtlinienkompetenz ist. Continue reading „Zur Abschaffung der psychosomatischen Gynäkologie“